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Daumen hoch. Für Jordan Torunarigha (Zweiter von rechts) und Hertha BSC müsste schon viel schieflaufen, um noch aus den Europapokal-Regionen abzurutschen.

© Daniel Roland/AFP

Nach dem 2:0-Sieg in Darmstadt: Hertha BSC kann für Europa planen

Die Teilnahme am internationalen Wettbewerb ist Hertha BSC einen Spieltag vor Schluss kaum mehr zu nehmen - Trainer Pal Dardai plant aber bereits weiter.

Pal Dardai hat in den letzten Monaten viele kleine und große Kalkulationen aufgemacht. Als der Trainer von Hertha BSC mit seiner Mannschaft im Sommer-Trainingslager in Bad Saarow weilte, traute er ihr zehn Punkte mehr zu als noch in der Spielzeit 2015/16 – eine mutige Ansage. Vor ein paar Wochen rechnete der Ungar dann vor, dass vier Siege aus den verbleibenden acht Partien für den internationalen Wettbewerb genügen müssten, und vor den beiden letzten Spielen aktualisierte Dardai seine Prognose abermals: vier Punkte mehr, dann kann das Unternehmen Europa beginnen. So weit jedenfalls die Theorie.

In der Praxis ist spätestens seit Samstag, seit dem gleichermaßen verdienten wie ungefährdeten 2:0 (2:0)-Sieg der Berliner in Darmstadt klar: Dardai hat sehr gründlich und zielführend gerechnet. Am letzten Bundesliga-Spieltag muss es zwischen halb vier und kurz vor halb sechs nämlich schon mit dem Teufel zugehen, damit Hertha in der Tabelle doch noch aus den Europapokal-Rängen abrutscht.

Mit einem Sieg gegen Bayer Leverkusen können sich die Berliner ohnehin sämtlicher Sorgen entledigen und Rang fünf klarmachen, der zur direkten Teilnahme an der Europa Leauge berechtigt. Auch ein Unentschieden reicht dafür, sofern der SC Freiburg nicht parallel den FC Bayern schlägt. Und selbst wenn das Worst-Case-Szenario eintritt, also eine Heimniederlage bei Siegen der Verfolger aus Freiburg und Köln, könnte Rang sieben für Europa genügen – falls Borussia Dortmund das Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt gewinnt. Kein so unwahrscheinliches Szenario.

"Wir haben es selbst in der Hand", sagt Trainer Dardai

Angesichts dieser Gemengelage zeigte sich Coach Dardai am Morgen nach dem dritten Auswärtssieg der Saison bestens gelaunt. „Ich bin froh, dass es so wunderbar gelaufen ist“, sagte er, „wir haben jetzt alles selbst in der Hand und wollen den fünften Platz unbedingt behalten.“ Andererseits betonte der Trainer, dass es „überhaupt nicht schlimm“ sei, wenn am Ende Rang sechs oder sieben herauskommt. „Wichtig ist mir, dass wir die gute Leistung aus dem Vorjahr bestätigt haben“, führte Dardai aus. „Jetzt kann keiner mehr behaupten, dass das Zufall war. Dahinter steckt systematische Arbeit.“

Das lässt sich auch an der Tabelle ablesen: Vor dem letzten Spieltag hat Hertha 49 Punkte gesammelt, also exakt einen weniger als zum Ende der vorigen Saison. „Jetzt wollen wir für die Fans noch einen drauflegen und zum ersten Mal seit 100 Jahren ein großes Fußballfest feiern“, sagte Dardai etwas flapsig und halb im Spaß. Ganz so lang liegt die letzte außerplanmäßige Party im Olympiastadion zwar nachweislich nicht zurück, aber immerhin hat der amtierende Coach im konkreten Fall die Archive bemüht: Als Hertha zuletzt unter den fünf besten Bundesliga-Teams ins Ziel kam, in der Saison 2008/09, hieß der Coach Lucien Favre und Dardai war noch – selbst Profi.

Sonderlob für Jordan Torunarigha

Die Aussicht auf die beste Platzierung des Vereins seit acht Jahren war allerdings nur ein Grund für die ausgesprochen gute Stimmung all jener, die am Samstag in Darmstadt mitgewirkt hatten. Dardai wollte das Spiel – und im Speziellen die personelle Besetzung – auch als eine Art Fingerzeig für kommende Aufgaben verstanden wissen. In Jordan Torunarigha, Arne Maier und Florian Baak gewährte er drei jungen Spielern Bundesliga-Praxis, wobei sich insbesondere Torunarigha, der Torschütze zum vorentscheidenden 2:0, ein Sonderlob verdiente. „An diesen Beispielen sieht man, was wir gut gemacht haben. Durch das Männertraining haben die Jungs einen großen Schritt gemacht“, sagte Dardai, „gerade Jordan hat gespielt wie ein echter Stammspieler.“

Diesen Weg der Verjüngung will Hertha BSC auch in Zukunft weitergehen. Das könnte dann durchaus dazu führen, dass arrivierte Kräfte häufiger mal zu Hause bleiben müssen und nicht für den Kader berücksichtigt werden – wie etwa Valentin Stocker am Samstag. Dardai begründete diese Entscheidung zwar mit taktischen Aspekten, gleichwohl betonte er: „Wenn wir in der neuen Saison wieder etwas Großes schaffen wollen, müssen sich die Spieler daran gewöhnen, dass es nicht jede Woche die gleiche Mannschaft geben kann und wird.“

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