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Nachdenklich. Wie in den vergangenen Jahren läuft es für Hertha BSC in der Rückrunde nicht so, wie sich Trainer Pal Dardai das vorstellt.

© Maurizio Gambarini/dpa

Nach dem 0:1 in Mainz: Die Rückrunde macht Hertha BSC dünnhäutig

Wie in den vergangenen Jahren läuft es für Hertha nicht in der Rückrunde: Trainer Pal Dardai kämpft gegen die Auswärtsschwäche und die Schatten der Vergangenheit.

Die Frage war nicht besonders provokativ, aber sie reichte, um Pal Dardai in Wallung zu bringen. Das kommt schon mal vor bei dem Ungarn, der meistens sehr umgänglich ist. Am Samstag, kurz nach dem 0:1 von Hertha BSC in Mainz, nach der achten Auswärtsniederlage hintereinander, hatte Dardai seine Emotionen nicht mehr im Griff. Auslöser war die Frage eines Sky-Reporters, ob Hertha mit dieser Auswärtsbilanz europäisch spielen könne. „Das ist eine unkorrekte Frage“, giftete der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten. „Kommen Sie ein bisschen runter! Und fangen Sie an, vernünftige Fragen zu stellen und nicht zu provozieren!“

Die Stimmung wird langsam wieder schneidig. Um es ein bisschen provokant auszudrücken: wie immer, wenn die Saison in die entscheidende Phase geht. Denn Trainer Dardai kämpft gerade nicht nur gegen die Auswärtsschwäche seiner Mannschaft; er kämpft auch gegen die Schatten der Vergangenheit und den daraus resultierenden Defätismus im sogenannten Umfeld: Ach, Rückrunde, kann Hertha sowieso nicht!

Die Berliner, die im Winter noch Dritter waren, sind die fünftschlechteste Mannschaft der Rückrunde und die drittschlechteste auf fremden Plätzen. Der letzte Auswärtssieg – 3:2 in Wolfsburg – liegt eine komplette Halbserie zurück. Das Saisonziel, die Qualifikation für den Europapokal, ist ernsthaft in Gefahr. Und Hertha ist in dieser Beziehung gewissermaßen vorbelastet. Schon in den vergangenen beiden Jahren haben die Berliner es nicht geschafft, den Sprint bis ins Ziel durchzuziehen. Dardai hält Vergleiche mit der aktuellen Saison zwar nicht für zulässig, doch den Beweis, dass das wirklich so ist, muss die Mannschaft in den noch ausstehenden fünf Begegnungen erst noch erbringen.

Die Tendenz spricht gegen Hertha

In der Spielzeit 2014/15 holte die Mannschaft in den letzten sieben Begegnungen nur noch drei Punkte und brachte sich dadurch noch einmal ernsthaft in Gefahr. Nach dem 27. Spieltag hatte Hertha als Elfter sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang. Am Ende rettete sich das Team nur dank der besseren Tordifferenz vor dem Abstieg.

In der vergangenen Saison dann spielten die Berliner lange um die Teilnahme am Europapokal mit. Nach 27 Spieltagen hatten sie als Tabellendritter sogar gute Chancen, sich für die Champions League zu qualifizieren – doch aus den letzten sieben Begegnungen kamen nur noch zwei Punkte hinzu, Hertha stürzte auf Platz sieben ab und scheiterte letztlich in der Qualifikation zur Europa League. Zum selben Zeitpunkt der Saison hatten die Berliner vor einem Jahr sogar noch zwei Punkte mehr als im Moment.

Die Tendenz spricht gegen Hertha. In den jüngsten fünf Bundesligaspielen gab es keine Mannschaft, die weniger Punkte holte als Hertha (drei). Nur Mainz, Frankfurt und Darmstadt waren genauso schlecht. Das liegt auch an der komplizierten Personalsituation. In Mainz fehlten sechs Spieler, die zumindest zur erweiterten Startelf zählen. So können sich die Berliner aktuell nur mit der Schwäche der Konkurrenz trösten. Sämtliche Verfolger bis Platz zehn verloren ebenfalls. Und so war Hertha fast schon wieder ein kleiner Gewinner unter lauter Verlierern. Der Vorsprung auf die Konkurrenten ist gleich geblieben, allerdings haben die Verfolger nun ein Spiel weniger, um den Rückstand noch aufzuholen.

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