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Trifft er gegen die Roten? Herthas Mathew Leckie, hier im Auswärtstrikot, hat vier der sechs Berliner Tore erzielt.

© Amelie Querfurth/AFP

Nach Ancelotti-Entlassung: Hertha BSC rechnet mit gereizten Bayern

Für die Berliner kommt das Gastspiel der Münchener im Olympiastadion nicht zum günstigsten Zeitpunkt. Doch Pal Dardai sieht eine "Minimalchance".

Eigentlich ist es egal, wann einem der FC Bayern mit seiner ersten Fußballabteilung einen Besuch abstattet. Die allermeisten Klubs der Bundesliga rechnen sich ohnehin nicht viel aus gegen den Rekordmeister. Manche schonen sogar ihre besten Spieler, wenn es eine Woche darauf gegen einen aus ihrer Sicht machbareren Gegner geht. Das Spiel gegen die Bayern schenken sie her, lautet der Vorwurf der Konkurrenz, oder des eigenen Anhangs. Auch Hertha BSC hat so seine Erfahrungen gemacht in den Duellen mit den Münchnern. Elf der letzten zwölf Spiele haben die Berliner verloren.

Der FC Bayern dürfte gereizt sein

Aber es gibt eben auch Zeitpunkte, an denen es gleich mal sehr unvorteilhaft ist, auf die Bayern zu treffen, wie an diesem Sonntag (15.30 Uhr) im Olympiastadion. Die Münchner sind nämlich immer dann am gefährlichsten, wenn sie unter der Woche – gern in einem internationalen Spiel – verloren haben und auf Wiedergutmachung sinnen. Nun hat der FC Bayern am vergangenen Mittwoch aber nicht einfach nur ein Spiel verloren, sondern ist in Paris gedemütigt worden. Anderntags musste Trainer Carlo Ancelotti gehen.

Wenn man sich im Umfeld des Berliner Klubs umhört, schwant den meisten nichts Gutes. Was allerdings herzlich wenig dem neuen Übergangstrainer Willy Sagnol, 40, zuzuschreiben ist. Viele Hertha-Fans stellen sich auf eine gewaltige Trotzreaktion der Münchner ein – und fürchten eine Abreibung. „Wir müssen aufpassen“, sagte deshalb auch Hertha-Coach Pal Dardai, „ob jetzt neuer Trainer oder alter Trainer: Bayern hat einen Monsterkader mit Monsterspielern. Wenn die einen guten Tag haben und die Balance finden, dann sind sie die beste Mannschaft auf der ganzen Welt.“

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein gereizter FC Bayern München nach einer Schmach mit einer Leistungsexplosion antwortet. Beispielsweise sei hier nur an ein Spiel aus dem April 2011 erinnert. Der Niederländer Louis van Gaal war bis Ancelotti der vorerst letzte Trainer, der vorzeitig und während der laufenden Saison gehen musste. Damals nahm der FC Bayern anschließend Bayer Leverkusen mit 5:1 auseinander.

„Wir müssen uns auf unsere Spielweise konzentrieren, nur dann haben wir eine Minimalchance“, sagte Dardai und erinnerte an das jüngste, ziemlich gute Heimspiel gegen die Bayern. Im Frühjahr dieses Jahres hatten die Berliner die Münchner an den Rand einer Niederlage gebracht. Erst in der Nachspielzeit einer fünfminütigen Nachspielzeit gelang Robert Lewandowski das für die Gäste glückliche Ausgleichstor zum 1:1.

Der letzte Sieg der Berliner liegt sehr viel länger zurück. Im Februar 2009 besiegte Hertha den FC Bayern im heimischen Olympiastadion mit 2:1. Damals traf noch Miroslav Klose für die Bayern, Andrej Woronin schoss beide Hertha-Tore. Am Sonntag wird immerhin ein Spieler auflaufen, der damals noch dabei war – der Münchner Franzose Franck Ribéry. „Es wäre schön, nach so vielen Jahren einen Ausnahmetag zu haben und zu gewinnen“, sagte Dardai. Der Ungar stand damals auch auf dem Platz.

Ibisevic und Langkamp müssen ersetzt werden

Allerdings muss Hertha auf Kapitän Vedad Ibisevic verzichten, der gesperrt ist, und Stammverteidiger Sebastian Langkamp ersetzen, der verletzt ausfällt. Letzterer könnte durch Niklas Stark in der Innenverteidigung ersetzt werden. Stark vertrat am vergangenen Donnerstag im Europa-League-Spiel in Östersund den geschonten Karim Rekik. Neben Rekik freut sich Dardai auch noch auf ein paar weitere „frische“ Spieler wie Marvin Plattenhardt, Mathew Leckie und Stammtorwart Rune Jarstein. Salomon Kalou, der in Östersund auf der Ersatzbank saß, könnte die Rolle Ibisevic’ im Sturmzentrum übernehmen. „Der Trainerwechsel spielt keine Rolle. Das ist immer noch Bayern, mit denselben Spielern“, sagte der Ivorer.

Kalous bisherige Position, die offensive linke Außenbahn, könnte Genki Haraguchi einnehmen, aber auch Leckie. Doch der Australier funktionierte bisher auf dem rechten Flügel besser als erwartet. Dort erzielte er in den sechs Ligaspielen vier der sechs Berliner Tore. Das dürfte sich zwar auch bis München herumgesprochen haben, könnte aber in bewegten Tagen untergegangen sein.

Vielleicht sind die Münchner zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Darin könnte eine kleine Chance für die Berliner liegen. „Wenn bei uns im Olympiastadion alles zusammenläuft, ist für uns alles möglich“, sagte Herthas Manager Michael Preetz. Das gilt vermutlich auch umgekehrt.

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