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Steven Skrzybski bejubelt seinen Siegtreffer eher verhalten.

© dpa

Nach 4:3 gegen Holstein Kiel: Union schwankt zwischen Stolz und Fassungslosigkeit

Der 1. FC Union hat einen perfekten Saisonstart hingelegt. Doch das Spiel gegen Kiel hat auch gezeigt, dass es noch einiges zu verbessern gibt.

Die rauschhafte Wirkung dieses rauschhaften Fußballspiels veranlasste Steven Skrzybski, einen Blick in sein Gefühlsleben zu geben. „Man kann sich als Außenstehender gar nicht vorstellen, welch psychische Belastung die Gegentore waren. Das ging an die Nerven“, sagte der Stürmer des 1. FC Union Berlin.

Skrzybski hätte auch etwas anderes sagen können, etwa wie glücklich er sei. Schließlich hatte er seine Mannschaft mit zwei wunderschön anzusehenden Toren zum 4:3-Sieg gegen Holstein Kiel geschossen. Aber so kurz nach dem Spiel war Skrzybski zu aller erst einmal: erleichtert. Die Anstrengungen des ewigen Hin- und Her aus Freude und Enttäuschung nach zweimaligem Rückstand und zweimaliger Führung waren ihm anzusehen und es dauerte eine Weile, ehe der 24-Jährige seinen Frieden mit dem Spiel und der allgemeinen Situation machte. „Sechs Punkte, da kann man nichts sagen. Besser geht es eigentlich nicht.“ Womit Skrzybski rein faktisch Recht hat.

Union ist ein perfekter Start in die Saison gelungen. Zwei Spiele, sechs Punkte, so gut sind die Berliner seit dem Wiederaufstieg 2009 nicht mehr in eine Spielzeit gekommen. „Wir wollten unbedingt mit zwei Siegen starten, das war uns wichtig nach der vergangenen Saison“, sagt Skrzybski.

Im Frühjahr hatte Union den Aufstieg in die Bundesliga auf der Zielgeraden verspielt, als die Mannschaft alle bedeutenden Spiele verlor. Fragen um die psychische Verfassung kamen auf. War der Druck des Gewinnenmüssens plötzlich zu groß und waren die Berliner dafür nicht abgeklärt genug? Umso wichtiger war es nun, möglichst schnell den Glauben an die eigne Stärke zurückzugewinnen. „Klar ist das fürs Selbstvertrauen enorm wichtig“, sagt Trainer Jens Keller.

Union läuft nun noch schneller bei gegnerischem Ballbesitz an

Vor allem die Art und Weise, wie die Siege zustande kamen, dürften der Mannschaft Auftrieb für die kommenden Wochen und das anstehende Pokalspiel beim Viertligisten Saarbrücken geben.

In Ingolstadt präsentierte sich Union sehr kompakt, ließ im Verlauf des Spiels immer weniger zu und holte sich am Ende verdient die drei Punkte bei einem vermeintlichen Mitkonkurrenten. Kiel war vom Verlauf her das komplette Gegenteil. Ein völlig wildes Spiel, ein Spektakel, das die Berliner mit ihrer Offensive für sich entschieden. Unter psychologischen Gesichtspunkten wertvoll, weil die Mannschaft zwei Mal in Rückstand geriet und stets sofort mit dem Ausgleich antworten konnte. „Da hat man unsere Qualität in der Offensive gesehen. Das Pressing, das schnelle Umschalten“, sagte Sebastian Polter.

Union läuft in dieser Saison noch schneller, noch kompromissloser bei gegnerischem Ballbesitz an, was im Umkehrschluss aber Risiken birgt, wenn sich der Gegner doch befreien kann. „Defensiv haben wir viele Fehler gemacht“, sagte Trainer Keller und Stürmer Polter fand, dass es in dieser Richtung „einiges zu analysieren“, gäbe. 

Polter steht nicht unbedingt unter Verdacht, an zu geringem Selbstvertrauen zu leiden, aber auch ihm wird gut getan haben zu sehen, wie unaufgeregt seine Mannschaftskollegen trotz aller defensiven Schwächen mit dem unerwarteten Spielverlauf gegen den erstaunlich mutigen Aufsteiger umgingen. Nach dem vierten eigenen Treffer des Abends brachte Union die Führung letztlich sicher über die Zeit. „Es gibt einiges, worüber wir schimpfen können und einiges, worüber wir jubeln können“, sagt Skrzybski. Für die Punkteausbeute gilt das nicht. Da gibt es wahrlich nichts zu meckern.

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