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Im Glück. Vanessa Low gewann in Rio im Weitsprung die Goldmedaille.

© dpa

Meine Paralympics: Bye, bye, Vanessa Low

Zehn Jahre nach einem Zugunglück gewinnt Vanessa Low Paralympics-Gold in Rio. Zukünftig will sie für Australien starten.

Wo die Liebe eben so hinfällt. Im Behindertensport scheinen sich besondere Bande rund um die Welt zu knüpfen. Genauer gesagt: Gern zwischen deutschen und australischen Leichtathleten. Denn die Deutsche Paralympische Mannschaft verliert mit Vanessa Low mal wieder eine Ausnahmesportlerin, die es der Liebe wegen nach Down Under zieht. Unsereins erinnert sich noch gut an die nach einer Krebserkrankung unterschenkelamputierte Christine Wolf vom Paralympischen Sport Club Berlin, die ein Jahr nach den Paralympics in Athen 2004 zum Läufer Heath Francis nach Australien umzog.

Vanessa Low hat im deutschen Team zuletzt eine Karriere hingelegt, mit der sie nicht gerechnet hat, als sie Mitte Juni 2006 als Schülerin an einem Bahnsteig bei Ratzeburg ihre Beine verlor. Im Gedränge war das am 17. Juli 1990 in Schwerin geborene Mädchen aufs Gleis gestoßen worden. Zehn Jahre nach dem Zugunglück, 2016, wurde Vanessa Low in Köln Behindertensportlerin des Jahres. Tagesspiegel-Leser kennen sie von Titelbildern unserer „Paralympics Zeitung“ gemeinsam mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Gleich nach ihrem damaligen Unfall hatte sich Low als Therapie den Laufsport mit Oberschenkelprothesen verordnet und sie rannte schon wieder im Training, als sie noch an Krücken gehen musste.

Vanessa Low will zukünftig für Australien starten

Low startete 2009 ihre Karriere beim TSV Bayer 04 Leverkusen. 2013 wollte sie eigentlich im Beruf als Mediengestalterin in Bild und Ton arbeiten. Dann aber zog es sie in die USA, nach Oklahoma City, um beim Paralympioniken Roderick Green in Vollzeit zu trainieren – für ihr großes Ziel, Medaillen bei den Sommer-Paralympics 2016 in Rio zu erreichen – was gelang. Die doppeloberschenkelamputierte Welt- und Europameisterin kam mit Gold in neuer Weltrekordweite von 4,93 Meter im Weitsprung aus Brasilien zurück. Ebenfalls in Rio lief sie über 100 Meter im Finale ihrer Startklasse T 42 neuen deutschen Rekord in 15,17 Sekunden – Silber.

Doch nicht nur im Sport läuft es. Ihr Glück sah man ihr auch bei Besuchen im Tagesspiegel an. Low hatte seit 2014 Fernstudiengang Digitale Medien an der Wilhelm Büchner Hochschule studiert. Und privat ist sie mit dem australischen Athleten Scott Reardon liiert, so dass sie nach den Paralympics 2016 nach Australien zog. Mit neuer Staatsangehörigkeit will sie zukünftig für Australien starten. Der Deutsche Behindertensportverband gab sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge frei. Auch die Aussie- Flagge sieht auf den Prothesen cool aus.

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