zum Hauptinhalt
Der ewige Mannschaftsarzt. Mit einer Unterbrechung hat Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt seit 1977 für den FC Bayern gearbeitet.

© imago/Lackovic

Mannschaftsarzt Müller-Wohlfahrt: Comeback beim FC Bayern mit 75 Jahren

Der FC Bayern installiert personell eine längst für beendet gehaltene Ära. Auch mit dem Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.

Es ist wahrscheinlich müßig und in diesen Tagen des laufenden Erfolges nachgerade lächerlich, darüber nachzudenken, ob die Ära des FC Bayern München zu Ende geht. Ob sich der weltbeste, weltberühmteste, welterfolgreichste, weltfolkloristischste Fußballklub Deutschlands nicht in der Götterdämmerung befindet. Aber auf den Gedanken kommen kann man schon, wenn der Verein demonstrativ eine Ära personell heraufbeschwört, die längst von den Zeitläuften und der Gerontologie überrannt schien. Nun also Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der Mannschaftsarzt, reaktiviert mit 75 Jahren.

Uli Hoeneß, der Präsident, 65, auch schon im Rentenalter. Trainer Jupp Heynckes, 72. Der Arzt, „Mull“ gerufen, 75. Fehlt noch Franz Beckenbauer, 72, aber der steht nach erneuter Herzoperation nicht zur Verfügung und scheint auch nicht mit Altersweisheit gesegnet. Ob der juvenile Karl-Heinz Rummenigge, 62, im Kreis der großen Bellheims noch einen Fuß auf den Boden bekommt?

Auch Bolt und Hambüchen rühmen ihn

Aber warum auch? Alter schützt vor Können nicht. Und was Müller-Wohlfahrt kann, oder, sagen wir so, was er bewirkt, ist bekannt. Sportmedizinisch gibt es keinen Erfolgreicheren als ihn, der von 1977 mit einer Unterbrechung unter Jürgen Klinsmann bis zu einem Streit mit Trainer Pep Guardiola 2015 Mannschaftsarzt war und jetzt eben wieder werden soll, weil sein Nachfolger Volker Braun nicht mehr wollte. Der ist übrigens 44.

Müller-Wohlfahrts Großtaten rühmten auch die Olympioniken Usain Bolt, dafür, dass er ihn wieder ans Laufen gebracht hat, und Fabian Hambüchen, dafür, dass er ihn wieder ans Reck gehoben hat. Und gelobt wird er von allen Fußballspielern, denen des FC Bayern, denen der Nationalmannschaft, denen der Welt, so malade sie auch gewesen sein mögen, dafür, dass sie schneller wieder vor den Ball treten konnten, als es die Schulmedizin erlaubt. Das schürt Neid bei den sportmedizinischen Kollegen, und es weckt auch Misstrauen, ob sich diese rasanten Genesungsprozesse alle mit legalen Mitteln vollzogen haben. Andererseits ist aus dem Argwohn niemals ein konkreter Vorwurf geworden. Er passt also als weltsauberster Mannschaftsarzt trefflich zum Klub.

Müller-Wohlfahrt wird wohl eher nicht mehr mit wehendem Haupthaar und erstaunlicher Geschwindigkeit zur Erstbehandlung über den Platz wetzen. Aber als Symbol den Chefarzt geben: als personifiziertes Symbol einer Ära.

Zur Startseite