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Hoch, höher – Freiburg. Hertha BSC (hier mit Vedad Ibisevic, l.) ist vom SC Freiburg überflügelt worden. Aber das kann sich ja auch wieder ändern.

© AFP

Kampf um die Europa-League-Plätze: Heiß auf Europa - die vier Konkurrenten von Hertha BSC

Hertha BSC kämpft um einen internationalen Wettbewerb – und befindet sich dabei in guter Gesellschaft.

Im Herbst wird es wieder los gehen. So wie jedes Jahr. Dann werden sie wieder jammern über die Doppelbelastung, die Sonntagsspiele in der Bundesliga und die mangelnde Attraktivität der Europa League. Im Moment aber verschwendet noch keiner der Kandidaten einen Gedanken an die widrigen Umstände. Im Moment sind alle heiß auf Europa. Theoretisch können auch Schalke und Frankfurt sich noch für die Europa League qualifizieren; realistisch betrachtet aber dürfen noch fünf Klubs hoffen.

5. SC FREIBURG (47 PUNKTE, 40:55 TORE)

In den vergangenen Tagen war oft vom „Wunder von Leipzig“ die Rede – weil Aufsteiger Rasenballsport es auf direktem Weg von der Zweiten Liga in die Champions League geschafft hat. Bei genauerem Hinsehen aber gibt es daran wenig Wunderbares – im Unterschied zum zweiten Aufsteiger dieser Saison. Der SC Freiburg hat beste Chancen, sich zum vierten Mal für den Europapokal zu qualifizieren. Das ist angesichts der finanziellen und personellen Möglichkeiten des Vereins ein echtes Wunder. Und noch wundersamer ist es, wenn man bedenkt, dass der Sportclub zwei Spieltage vor Schluss eine Tordifferenz von minus 15 aufweist. Seit dem Sommer 2000 haben es nur zwei Vereine – Mainz und Hannover – mit negativer Tordifferenz in den Europapokal geschafft. Mit zweistelligem Saldo gelang das zuletzt dem 1. FC Köln. Vor 33 Jahren. Diesen Rekord könnte Freiburg nun knacken. Bei Spielen gegen Ingolstadt und Bayern wäre alles andere – ein Wunder.

6. HERTHA BSC (46 PUNKTE, 39:41 TORE)

Er ist groß, kopfballstark, bringt viel Erfahrung mit, und die vorhandenen Fitnessdefizite würde er bestimmt mit seinem grandiosen Stellungsspiel kaschieren können. Mit solchen Eigenschaften plus dem Mitgliedsbuch von Hertha BSC kann man sich aktuell fast gar nicht dagegen wehren, als Kandidat für einen Platz in der Viererkette gehandelt zu werden. Doch noch bevor Trainer Pal Dardai auf dumme Gedanken kommen konnte, hat Manager Michael Preetz klargestellt, dass er „keine Option für die Innenverteidigung“ sei. Statt Rentner Preetz werden es in Darmstadt wieder die Babys (O-Ton Dardai) richten müssen. Man könnte also sagen, dass Herthas Voraussetzungen alles andere als optimal sind. Darmstadt ist definitiv ein Auswärtsspiel, und von denen hat Hertha zuletzt neun am Stück verloren; dazu fällt nicht nur die halbe Viererkette aus, genauso dramatisch ist, dass Dardai vermutlich das Gespann Allan/Vladimir Darida im defensiven Mittelfeld aufbieten muss. Trotzdem sagt Manager Preetz: „Wir sind nicht in der Situation, dass wir vor irgendetwas Angst haben müssen. Wir können nur gewinnen.“ Die Statistik spricht für Hertha: Die Mannschaft war in dieser Saison noch nie schlechter als Platz sechs. Wobei: Gerade das macht leidgeprüften Fans des Klubs am meisten Angst: Was nicht war, kann schließlich noch werden.

7. 1. FC KÖLN (45 PUNKTE, 47:40 TORE)

Acht Prozentpunkte liegt die CDU/CSU bei der Sonntagsfrage derzeit vor der SPD. Was das mit dem 1. FC Köln zu tun hat? Der FC-Fan Martin Schulz, im Nebenjob SPD-Kanzlerkandidat, ist vor ein paar Wochen gefragt worden, was denn wahrscheinlicher sei: dass der FC nächste Saison im Europapokal spiele oder er Bundeskanzler werde. „Beides wird geschehen“, hat Schulz geantwortet. Der Mann denkt eben groß. Die SPD hat zuletzt 2002 eine Bundestagswahl gewonnen, der letzte Einzug des FC in den Bundestag ähem Europapokal liegt sogar schon 25 Jahre zurück. Doch so wie Schulz’ Erfolgsgeschichte gerade ein wenig ins Stocken geraten ist, hat auch der FC zuletzt geschwächelt. Und trotzdem: Eine ganz schlechte Saison kann es schon jetzt nicht mehr werden – weil der FC in der Abschlusstabelle zum ersten Mal seit 1996 vor Bayer Leverkusen landen wird. Damals war Oskar Lafontaine noch SPD-Vorsitzender.

8. BREMEN (45 PUNKTE, 55:55 TORE)

Immer donnerstags, spätestens freitags gehen in der Bundesliga die Schranken runter. Dann werden die Trainingsplätze mit blickdichten Planen verhüllt, damit niemand beim Abschlusstraining zuschauen kann. Nicht so bei Werder. Die Bremer haben gestern in aller Öffentlichkeit trainiert und ihre Fans sogar extra darauf hingewiesen. Das zeigt, dass sie a) nichts zu verbergen haben und b) sich als drittbestes Rückrundenteam für so gut halten, dass sie nichts fürchten müssen. Erst recht nicht von der TSG Hoffenheim, die heute im Weserstadion gastiert. Dort haben die Hoffenheimer noch nie gewonnen, überhaupt ist ihnen in 17 Duellen mit Werder nur ein Sieg gelungen. Das Schöne ist, wenn die Bremer die TSG schlagen, sorgen sie quasi nebenbei dafür, dass es deren Konkurrent Borussia Dortmund am letzten Spieltag ruhig angehen lassen kann. Der Gegner heißt dann: Werder Bremen.

9. GLADBACH (43 PUNKTE, 42:46 TORE)

Es wird Geschenke geben in Wolfsburg. Vor dem Anpfiff. Der heimische VfL will gebührend Abschied nehmen von seinem Erfolgstrainer Dieter Hecking, der im Oktober gehen musste und längst den VfL vom Niederrhein trainiert. Danach soll es idealerweise mit den Nettigkeiten vorbei sein, weil Wolfsburg jeden Punkt für den Klassenerhalt benötigt. Hecking sagt: „Wir müssen sehr viel tun, um gegen Wolfsburg zu gewinnen.“ Und um die allerletzte Chance auf die vierte Europapokalteilnahme hintereinander zu wahren. Nach dem trägen Auftritt zuletzt gegen Augsburg spricht nicht viel für Borussia Mönchengladbach. Raffael und Thorgan Hazard sind zwar zurück im Training, haben aber so lange gefehlt, dass man von ihnen nicht zwingend Soforthilfe erwarten kann. Sportdirektor Max Eberl hat daher noch einmal an die natürlichen Grenzen seines Klubs erinnert: „Es ist nicht naturgegeben, dass wir in der Europa League spielen.“ Für Freiburg, Hertha, Köln und Bremen auch nicht.

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