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Feines Füßchen. James Rodriguez vom FC Bayern München.

© AFP

James feiert sein Debüt für den FC Bayern: James Rodriguez: Leichtfüßig, ballfertig - demütig

Mit James Rodriguez wird der Konkurrenzkampf in der Offensive des FC Bayern München noch größer. Vor allem um Thomas Müller und seine Position wird jetzt diskutiert.

Mönchengladbach - Manchmal fällt ein bisschen Ruhm auch für die ab, die sonst eigentlich nur dafür da sind, die Ruhmreichen zu begleiten. Am Samstagabend stand ein Reporter des kolumbianischen Fernsehsenders RCN in der Mixed-Zone des Mönchengladbacher Borussia-Parks. Alle Kameras waren auf ihn gerichtet, vor seinem Gesicht waren die Smartphones und Aufnahmegeräte in Stellung gebracht worden. Dem Mann aus dem fernen Kolumbien war die Ehre zuteil geworden, seinem Landsmann James Rodriguez drei Fragen stellen zu dürfen. Nun hörte er dessen Antworten noch einmal ab, um sie für die Kollegen aus Deutschland ins Englische zu übersetzen. „Ich fühle mich, wie sie sich fühlen“, sagte der Fernsehreporter.

Dabei war es vermutlich nur ein müder Abklatsch dessen, was ein Superstar des globalen Fußballs wie James in seiner Zeit bei Real Madrid erlebt hat. Und wohl auch kein Vergleich zu dem, was ihn in den kommenden Tagen erwartet, wenn er mit seinem neuen Arbeitgeber, dem FC Bayern München, auf Promotion-Tour durch China reist. Der 26-Jährige, zunächst einmal für zwei Jahre und zehn Millionen Euro von Real ausgeliehen, ist zwar nicht die teuerste Verpflichtung dieses Sommers, aber mit Sicherheit die spektakulärste in der Fußball-Bundesliga.

Die ersten Ausläufer des Hypes waren am Samstag beim Vorbereitungsturnier in Mönchengladbach zu beobachten. Auch der junge Maximilian Eggestein wurde als Zeuge vernommen, nachdem er das Finale des Turniers mit Werder Bremen 0:2 gegen den FC James München verloren hatte. Wie er den Neuen denn kennengelernt habe, wurde Eggestein gefragt: „Ich hab’ nicht mit ihm gesprochen“, antwortete er. Als James im Halbfinale gegen Hoffenheim noch auf der Bank gesessen hatte, standen ihm fast 30 Fotografen gegenüber, die ihn in dieser ungewohnten Position ablichteten. Vermutlich war es das Gespür für ein besonderes Motiv. Denn James wird man auf der Ersatzbank wahrscheinlich nicht besonders oft zu Gesicht bekommen.

"Wir haben einen fantastischen Spieler mehr", sagt Ancelotti

Der Kolumbianer ist der Wunschspieler von Bayerns Trainer Carlo Ancelotti, der ihn schon 2014 zu Real Madrid geholt hat, nachdem James gerade Torschützenkönig bei der WM in Brasilien geworden war. „Wir haben einen fantastischen Spieler mehr“, sagte der Italiener nach dessen Debüt für die Münchner im Finale gegen Werder. „Er hat gespielt wie immer: mit Selbstvertrauen.“

Ancelotti bot James im 4-2-3-1 rechts in der offensiven Dreierreihe auf. Aber das war mehr eine unverbindliche Preisempfehlung. James hatte von seinem Trainer alle Freiheiten bekommen, und davon machte er ausreichend Gebrauch. „Es ist egal, ob er rechts, links oder in der Mitte spielt“, sagte Ancelotti. „Das ist für ihn kein Problem.“

Seine Qualitäten sind offenkundig: James ist leichtfüßig, er führt den Ball eng am Fuß und hat Spaß am Fußball. „Er ist ein fantastischer Spieler“, sagte Bremens Trainer Alexander Nouri. Einmal stoppte James den Ball mit der Brust und ließ ihn dann für einen Moment auf dem Spann seines rechten Fußes zur Ruhe kommen. Der Neue trat Ecken und Freistöße, zum 1:0 von Thomas Müller leistete er, nach einem Doppelpass mit Rafinha, die Vorarbeit. „Man sieht schon, dass er immer die Kombination sucht“, sagte Müller. „Er hat einen hervorragenden linken Fuß und ein gutes Auge für den Mitspieler.“

In der Offensive kann Ancelotti aus sieben Weltklassespielern wählen

Neben James durfte sich in Mönchengladbach auch Corentin Tolisso zum ersten Mal einem größeren Publikum präsentieren. Der 22-Jährige ist mit einer Ablöse von 41,5 Millionen Euro der vorerst teuerste Spieler in der Geschichte der Bundesliga. Dank der Aufregung um James aber flog er am Samstag weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit hinweg. Der Franzose hinterließ im defensiven Mittelfeld einen sehr uneitlen Eindruck. Auch James macht außerhalb des Platzes nicht auf dicke Hose. Er spricht nicht leise, er flüstert und wirkt insgesamt fast schüchtern. „James ist wirklich demütig“, sagte Ancelotti. „Mit ihm wird es keine Probleme geben.“

Im dauererregten Umfeld des Klubs ist man sich da allerdings nicht ganz so sicher. Kaum war James verpflichtet, ging die Diskussion los, wo sich für den Neuen in der ohnehin prächtig besetzten Startelf überhaupt noch ein Platz finden lasse. Beziehungsweise wer wohl für ihn weichen muss. Thomas Müller vielleicht? Am Samstag gegen Werder standen Müller und James, die Torschützenkönige der beiden jüngsten WM-Endrunden, zusammen in der Startelf. Müller sei der beste Spieler auf dem Feld gewesen, sagte Ancelotti. „Er hat sich fantastisch bewegt, hat ein Tor erzielt und spielt für das Team.“

Für die vier offensiven Positionen im 4-2-3-1 stehen dem Italiener nicht einfach nur sechs Kandidaten zur Verfügung. Ancelotti kann aus sieben Weltklassespielern – Müller, James, Robben, Lewandowski, Ribéry, Thiago und Coman – auswählen. „Wir haben sehr viele Spieler mit einer hohen Qualität“, sagte Thomas Müller. „Deswegen wird das schon eine interessante Geschichte.“

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