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Immer im Gespräch. Der FC Internationale setzt auf Integration und Zusammenhalt durch Sport. Für dieses Anliegen wünscht sich der Klub mehr Unterstützung von Berlins Fußballverband und der Sportverwaltung der Stadt.

© Fabiana Zander-Repetto

Integration und Engagement im Sport: FC Internationale: Von Grund auf solidarisch

Der Schöneberger Fußballverein FC Internationale engagiert sich, wird dafür häufig geehrt – und eckt an. Bei den "Sternen des Sports" auf Bundesebene ging Inter jedoch leer aus.

Gerd Thomas muss schmunzeln. „Ja, wir haben schon eine Menge Auszeichnungen erhalten“, sagt der Zweite Vorsitzende des FC Internationale. Der Verein aus Schöneberg ist Träger des DFB-Integrationspreises, wurde vom Bundesinnenministerium als Botschafter des Sports ausgezeichnet, hat den Sepp-Herberger-Preis gewonnen und ist seit 2006 Integrationsstützpunkt der Sportjugend Berlin.

Im November kam ein Großer Stern des Sports in Silber hinzu. Damit ehrt der Deutsche Olympische Sportbund besonderes soziales Engagement von Vereinen auf Landesebene. Zum Erfolg auf Bundesebene hat es am Montag jedoch nicht gereicht. Bei einem Empfang in einer Bank am Pariser Platz waren alle 16 Landessieger eingeladen. Die Ehrung aus den Händen des scheidenden Bundespräsidenten Joachim Gauck ging an Eintracht Hildesheim.

Auf den Trikots steht "No Racism"

Beworben hatte sich der FC Internationale mit einem Flüchtlingsprojekt und dem Inter-Kultur-Cup, einem Turnier für Menschen verschiedenster Herkunft und Milieus. Für Thomas ist das „Gesamtkunstwerk“ Inter jedoch wichtiger als einzelne Projekte. Seit Jahrzehnten ist der Verein um Integration bemüht. „Das politische Denken war bei Inter schon immer da“, sagt Thomas. Seit etwa 20 Jahren laufen die erwachsenen Inter-Spieler ohne Trikotsponsor, dafür aber mit dem Spruch „No Racism“ auf der Brust auf.

Dass schon der Vereinsname auf die Integrationsbemühungen abzielt, ist ein Irrglaube. Bei der Gründung 1980 sollte der Verein eigentlich FC Berlin heißen, erzählt Thomas. Da dieser Name jedoch geschützt war, musste eine Alternative her. Einige Spieler des neuen Klubs spielten zuvor bei der Freizeitmannschaft „Internationale Studenten“ und so war der Weg nicht mehr weit zum FC Internationale.

Bereits in den Achtzigerjahren unterschieden sich die Vereinsmitglieder wesentlich von denen vieler anderer Klubs. Die Gründer waren zu einem großen Teil Fußballer, die von ihren alten Vereinen und dem aufkommenden Kommerz im Sport enttäuscht waren. Schnell kamen Mitglieder der Friedensbewegung und der Hausbesetzerszene hinzu.

"Mit unserer Denke ecken wir oft an"

Thomas spricht von einer Grundstimmung der Solidarität. So gebe es auch einen Spendenfonds, der dazu genutzt werde, Flüchtlinge mit Fußballschuhen auszustatten oder Kindern aus ärmeren Familien die Fahrt ins Trainingslager zu ermöglichen. Zudem bietet der Verein seit Kurzem an sechs Schulen in der Umgebung Fußballtraining an, bei dem Schüler aus Willkommensklassen mit Regelklassenschülern zusammenspielen und Kontakte knüpfen sollen. Auch sportlich hat sich bei den Schönebergern viel getan. In jeder Altersklasse, ob im Jugend, Frauen- oder Männerbereich, gibt es mindestens eine Mannschaft. Mit allein 700 Kindern und Jugendlichen gehört Inter zu den größten Fußballklubs Berlins. Und obwohl die Verantwortlichen immer wieder betonen, dass bei Inter kein Spieler Geld bekommt, schaffte es die erste Männermannschaft für eine Saison in die höchste Berliner Spielklasse.

Mit so viel Erfolg und Engagement hat sich der FC Internationale aber nicht nur Freunde gemacht. „Mit unserer Denke ecken wir oft an“, sagt Thomas. Andere Vereine haben teilweise das Gefühl, dass Inter ob der vielen Ehrungen bevorzugt wird. Auch andere Klubs engagieren sich sozial, nur die wenigsten setzen das aber so öffentlichkeitswirksam in Szene. Auch das Verhältnis zu den Fußballverbänden und zum Bezirksamt ist nicht ungetrübt. Thomas ärgert vor allem die schlechte Kommunikation und mangelnde Transparenz. Am vergangenen Mittwoch demonstrierten 300 Inter-Mitglieder vor dem Rathaus Schöneberg für bessere Sportbedingungen. „Die Stadt wächst, die Sportstättenentwicklung passt sich dem aber nicht an“, kritisiert Thomas.

Demo vor dem Rathaus

Schon bisher sei es schwierig, ausreichende Trainingszeiten für alle Mannschaften zu bekommen. Nun seien dem Verein vom Bezirk auch noch drei Trainingstage auf dem Sportplatz in der Eisackstraße gestrichen worden. Bezirksverantwortliche hätten dem Klub bereits mehrfach einen Aufnahmestopp für neue Mitglieder empfohlen. Thomas will sich damit aber nicht abfinden. „Fußball könnte beim Thema Integration das Instrument schlechthin sein, dafür brauchen wir aber die nötigen Rahmenbedingungen“, sagt Thomas.

Ziemlich absurd ist es allemal, dass ein Verein Preise für sein Engagement erhält und man ihm fast zeitgleich Trainingszeiten kürzt, die letztlich die Basis jeglicher Arbeit von Sportvereinen sind. Besonders traurig sind sie in Schöneberg wohl nicht, dass es mit dem Großen Stern des Sports in Gold nicht geklappt hat. Denn viel lieber als ein voller Trophäenschrank wäre dem FC Internationale eine bessere Sportinfrastruktur.

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