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Wieder mit breiter Brust. Fabian Lustenberger (l.) hat sich bei Hertha erst einmal wieder unentbehrlich gemacht.

© AFP

Im Spiel gegen Borussia Dortmund: Hertha BSC: Erfahrung vor Jugend

Fabian Lustenberger hat sich bei Hertha BSC fürs Erste festgespielt. Auch gegen den BVB erhält er den Vorzug vor dem neun Jahre jüngeren Jordan Torunarigha.

Pal Dardai lachte, dabei könnte man die Angelegenheit für durchaus ernst halten. „Er ist immer sauer auf mich, wenn er nicht spielt“, sagte der Trainer von Hertha BSC. Er sprach von Fabian Lustenberger. Der Schweizer steht nicht nur länger beim Berliner Fußball-Bundesligisten unter Vertrag als jeder andere; er ist auch der einzige Profi im Kader, der noch mit Dardai zusammengespielt hat. Einst konkurrierten sie um den Platz im Mittelfeld, inzwischen ist Dardai Lustenbergers Chef – und das war für den Schweizer eine nicht immer angenehme Konstellation. Vor anderthalb Jahren wurde ihm von Dardai die Kapitänsbinde entzogen. Daran hatte Lustenberger eine Weile zu knabbern.

Inzwischen scheinen die Irritationen nicht nur ausgeräumt zu sein. Es sieht sogar so aus, als bahnte sich zwischen den beiden ewigen Herthanern eine neue Liebesgeschichte an. Zuletzt stand Lustenberger drei Mal hintereinander in der Startelf, und am Freitag gegen Borussia Dortmund wird wohl das vierte Mal folgen. Das hat Dardai bereits angekündigt. „Im Moment macht er das sehr gut“, sagt er über Lustenberger. „Er wirkt jetzt wieder frisch, antizipiert, liest, denkt wieder mit. Und wenn er frisch ist, ist er einer der Besten bei uns.“

Gegen den VfB Stuttgart lief der 29-Jährige links in der Innenverteidigung auf, weil die beiden Linksfüßer Karim Rekik (verletzt) und Jordan Torunarigha (gesperrt) fehlten. Lustenberger und sein Nebenmann Niklas Stark machten es trotz der 0:1-Niederlage gut, sie ließen gegen den VfB insgesamt wenig zu. Generell spricht also einiges dafür, die Innenverteidigung auch gegen Dortmund so zu lassen, wie sie gegen Stuttgart war. Rekik fehlt weiterhin – und das noch länger. Bei einer Untersuchung am Montag wurde bei ihm nun auch noch ein Muskelfaserriss diagnostiziert. Nur Torunarigha steht wieder zur Verfügung. Eigentlich ist Dardai ein Freund davon, die Position links in der Innenverteidigung mit einem Linksfüßer zu besetzen. Herthas Trainer steht also vor der Frage „Erfahrung oder Linksfüßer?“ – und tendiert dazu, „erst mal Erfahrung spielen zu lassen“. Zumal der letzte Versuch mit dem jungen Torunarigha schief gegangen ist. In Leipzig sah der 20-Jährige bereits nach acht Minuten die Rote Karte. „Wir sind jetzt nicht in der Situation, dass wir zu viel riskieren sollten“, sagt Dardai. „Wichtig ist, dass die Mannschaft nicht unsicher wird.“

Karim Rekik fehlt mit einem Muskelfaserriss noch länger

Eine Entscheidung für Lustenberger und gegen den neun Jahre jüngeren Torunarigha könnte für den weiteren Verlauf der Rückrunde durchaus zum Präzedenzfall werden. Durch die Doppelbelastung mit den Spielen in der Europa League sind Herthas Talente vor der Winterpause zu deutlich mehr Einsätzen gekommen als in der Vergangenheit; Arne Maier hat sogar die Chance genutzt und sich in der Stammelf festgespielt. „Unter Druck haben sie es gut gemacht“, sagt Dardai, „sie haben uns nicht im Stich gelassen.“ Doch in der Rückrunde ist Hertha nur noch in einem Wettbewerb vertreten. „Euro League war schön“, sagt Dardai. „Aber jetzt ist die Situation nicht einfach. Wir wollen in der Tabelle nach vorne kommen.“

Die Nachwuchsleute – Palko Dardai, Sidney Friede, Maurice Covic, Julius Kade und Florian Baak – werden weiterhin mit den Profis trainieren; sie werden in der Rückrunde aber verstärkt in der U 19 und der U 23 zum Einsatz kommen. Spielpraxis sei wichtig, sagt Dardai. Damit es nicht noch mal so läuft wie bei Hany Mukhtar, der bei Hertha ein halbes Jahr zuschauen musste und dann für schmale 500 000 Euro nach Lissabon wechselte.

Dardai empfiehlt den jungen Spielern „einfach Geduld“ zu haben. „Bis 23 bist du immer noch jung.“ Trotzdem wird es für ihn nicht einfach werden, die kurz- und mittelfristige Perspektive in Einklang zu bringen. Das zeigt nicht zuletzt die Personalie Torunarigha. Nach dem Abgang von John Anthony Brooks schien dessen Platz für Torunarigha frei zu sein. In der Bundesliga aber sprang für den U-21-Nationalspieler bisher nur ein Startelfeinsatz heraus. Dass Torunarigha mit seiner Bilanz unzufrieden ist, hat sich in der Branche längst herumgesprochen. Gerüchteweise interessiert sich Eintracht Frankfurt für eine Verpflichtung des Innenverteidigers.

Jordan Torunarigha sollte seine Situation aber nicht allein auf sein jugendliches Alter zurückführen. Wenn Pal Dardai die Innenverteidigung gegen Dortmund unverändert lässt, heißt das, dass auch Sebastian Langkamp wieder außen vor ist. Langkamp ist am Montag 30 geworden.

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