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Rune Jarstein, Herthas Nummer eins, ersetzt am Donnerstag den verletzten Europa-League-Torwart Thomas Kraft.

© Hilse/dpa

Hertha BSC vor dem Europa-League-Spiel in Lemberg: Europa steht auf dem Spiel

Hertha BSC braucht einen Sieg gegen Sorja Luhansk – sonst droht das internationale Aus.

Pal Dardai war dicht davor, sich in Rage zu reden. Er spürte wohl, wie es in ihm hochstieg – und beherrschte sich im rechten Moment. Eigentlich wollte er doch frischen Mut verbreiten und Optimismus nach der mauen Vorstellung vom Samstag gegen Schalke 04. Schließlich liegt ein wichtiges Spiel in der Europa League vor der Mannschaft, die ein Jahr hart gekämpft und gespielt hat für internationale Spiele wie dieses. In der Europa League trifft Hertha BSC am Donnertags in Lemberg (Lwiw) auf die Mannschaft von Sorja Luhansk (19 Uhr/Sky). Und da geht es nach zwei gemischten Auftritten gegen Bilbao (0:0) und Östersund (0:1) schon fast um alles.

Doch leider hat sich über Hertha BSC im Herbst des Jahres 2017 eine hartnäckige Harmlosigkeit gelegt, die das Erreichen der Saisonziele erschwert. Noch ist nichts verloren, weder in der Liga noch in Europa, aber die Lage ist in beiden Wettbewerben gefährlich. In der Bundesliga hat kein Team sich weniger Torchancen erspielt als Hertha. Ganze zwei Torschüsse gaben die Berliner gegen Schalke ab – Negativrekord der laufenden Spielzeit. Selbst die überhaupt erst vier erspielten Großchancen sind der Minuswert der Liga. Das wurmt natürlich auch Herthas Trainer. „Zu 70 Prozent üben wir im Training die Offensive. Viel mehr geht nicht, denn dann würden wir defensiv gar nichts mehr trainieren“, sagte Dardai.

Denn nun drückt noch ein anderer Aspekt. Das 0:2 gegen Schalke war die erste Heimniederlage für die eigentlich heimstarken Berliner, die zu Hause gegen Stuttgart und Leverkusen gewinnen sowie gegen Bremen, Bilbao und die Bayern punkten konnten. Kein Team der Bundesliga war in den vergangenen zwei Spielzeit so abhängig von seiner Heimstärke wie die Berliner. Diese brökelt nun. Was gefährlich ist, weil Hertha sich auswärts traditionell schwerer tut. Vor allem die Niederlagen in Mainz und Östersund wären vermeidbar gewesen. „Klar, da fehlt noch was“, sagte Manager Michael Preetz, aber ab jetzt habe man zweimal die Möglichkeit, das zu ändern.

Hertha braucht dringend ein Erfolgserlebnis. Am besten zwei, Donnerstag in Lemberg und am Sonntag in der Bundesliga beim SC Freiburg, der derzeit mit sieben Punkten auf dem Relegationsplatz liegt. Nur zwei Punkte hinter den Berlinern. Die sind als 13. längst aus der besseren Hälfte der Tabelle gefallen. Aber auch in der Europa League muss jetzt eigentlich schon ein Sieg her, um sich die Chance auf ein Weiterkommen zu erhalten. Dafür bedarf es aber Tore, bisher brachte Hertha in den beiden internationalen Spielen gegen Bilbao und Östersund keinen einzigen Treffer zustande – ein Grundübel der Spielzeit.

„Vielleicht muss ich im Training die Tore wegnehmen“, sagte Dardai nicht ganz im Ernst, „dann werden die Jungs gierig, wenn sie im Spiel das Tor sehen und wollen es unbedingt treffen.“ Neuzugang Valentino Lazaro, der sich inzwischen an die Startelf herangearbeitet hat, verfolgt einen anderen Erklärungsansatz. „Es fehlt so ein bisschen die Leichtigkeit“, sagte der Österreicher. Die komme dann wieder, „wenn wir es schaffen, ein, zwei Dinger über die Linie zu drücken“.

Mathew Leckie, mit vier Toren momentan noch Herthas treffsicherster Spieler, hat die Reise in die Westukraine gar nicht erst angetreten. In der vergangenen Woche war der Australier für zwei Spiele gegen Syrien um die halbe Welt geflogen, Dardai will so die Belastungen steuern. Dafür ist Kapitän Vedad Ibisevic, der zuletzt gesperrt und angeschlagen war, wieder an Bord. „Ich bin froh, dass er dabei ist“, sagte Dardai nach der Landung, „aber wir werden nicht das Risiko eingehen, ihn von Anfang an spielen zu lassen“. Ersetzen muss Dardai auch die verletzten Spieler Vladimir Darida, Sebastian Langkamp und Torwart Thomas Kraft. Kraft, normalerweise für die Spiele in der Europa League vorgesehen, wird nun von Herthas Nummer eins, dem Norweger Rune Jarstein, ersetzt. Als Ersatzmann rutschte der erst 20 Jahre alte Jonathan Klinsmann in den Kader.

Jetzt sei der Moment, in dem man alles in die richtigen Bahnen lenken könne, hat Pal Dardai noch vor dem Abflug in Berlin gesagt. „Wir müssen drei Punkte holen“, sagte Stürmer Salomon Kalou. Andernfalls droht den Berlinern das frühe internationale Aus.

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