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Wenn er fit ist, ist Vladimir Darida bei Pal Dardai gesetzt.

© AFP PHOTO / Odd ANDERSEN

Hertha BSC: Vladimir Darida spielt immer

Trainer Pal Dardai hält viel von Vladimir Darida. Auch deshalb wird der Tscheche in Kürze seinen Vertrag bei Hertha vorzeitig verlängern.

Anfang dieser Woche hat sich Vladimir Darida auf einen Ego-Trip begeben. Es war im Lauftrainingslager in Bad Saarow, am Ende einer dieser Nachmittagseinheiten, in denen die Spieler von Hertha BSC den Ball nur aus weiter Ferne zu Gesicht bekommen haben. Zum Abschluss schickte Fitnesstrainer Henrik Kuchno die Profis noch einmal um den Platz. Schlappe sieben Kilometer in extensivem Tempo, verteilt auf mehrere Intervalle. Die Mannschaft machte sich auf den Weg, gegen den Uhrzeigersinn. Vladimir Darida startete in die entgegengesetzte Richtung. Alleine.

Vermutlich hat er das getan, weil er ein netter Mensch ist – und seine Kollegen nicht bloßstellen wollte, weil er ihnen mit Sicherheit weit voraus gerannt wäre. Es dauerte nicht lange, bis bei Herthas Spielern die Oberkörper hin und her schaukelten, sie atmeten schwer. Darida lief und lief. Und lief. Wie eine gut geölte Maschine surrte er um den Platz. „Er ist ein Mutant“, scherzte Trainer Pal Dardai, der in seiner aktiven Zeit als Fußballer auch nicht gerade als lauffaul bekannt war. Wenn er aber Vladimir Darida zuschaut, „muss ich mich schämen“.

Es ist kein Geheimnis, dass der Tscheche in der Bundesliga zu den Spielern gehört, die die weitesten Strecken zurücklegen – und dass er das durchaus lustvoll tut. In der vorigen Saison lief er im Schnitt 12,76 Kilometer pro Spiel. Nur Schalkes Alessandro Schöpf schaffte noch mehr. Doch Kilometer alleine reichen im Fußball eben nicht – und das war bei Darida in der vergangenen Spielzeit, seiner zweiten bei Hertha, ein bisschen das Problem. An Fleiß hat es nicht gemangelt, an spielerischer Klasse hingegen schon. Man könnte auch sagen: Als Herthas Mannschaft in der Rückrunde ihre Linie verlor, war auch der Tscheche nur noch ein Mitläufer.

„Es war eine gute Saison, aber nicht die überragende“, sagt Dardai über Darida. Dass es so war, hat auch einen plausiblen Grund. Am dritten Spieltag verletzte sich der Mittelfeldspieler so schwer am Sprunggelenk, dass er zwei Monate ausfiel. Nach seiner Rückkehr, bis in die Rückrunde hinein, spielte er mit Schmerzen. Doch seitdem er komplett schmerzfrei ist, läuft es wieder besser. „Ich fühle mich sehr gut, bin gut erholt, habe wieder Kraft“, sagt der 26-Jährige. „Ich freue mich schon auf die neue Saison.“

Was noch fehlt zur Vertragsverlängerung? Ein Termin für die Unterzeichnung

Es ist eine Saison, auf die Hertha mit gemischten Gefühlen blickt. Einerseits ist da die Freude auf die erste Europapokalteilnahme seit acht Jahren; andererseits die Furcht, dass das Abschneiden in der Bundesliga unter der zusätzlichen Belastung leiden könnte. Manager Michael Preetz erwartet „eine der spannendsten Spielzeiten der letzten Jahre“, weil der Wettbewerb jenseits der Bayern so groß ist, wie lange nicht mehr.

Und natürlich wissen sie bei Hertha: Wenn sie dieser Herausforderung gewachsen sein wollen, wird es nicht nur auf die externen Verpflichtungen ankommen; es wird auch darauf ankommen, dass die Mannschaft aus sich selbst heraus noch einmal einen Satz nach vorne macht. Also hoffen sie, dass Genki Haraguchi, wenn er denn bleibt, vielleicht doch noch anfängt, Tore zu schießen; dass Mitchell Weiser diesmal ohne langwierige Verletzungen durch die Saison kommt; dass Alexander Esswein im gegnerischen Strafraum mit etwas mehr Köpfchen spielt; dass Ondrej Dudas Körper sich als robust genug erweist für das Stahlbad Bundesliga. Und dass Vladimir Darida wieder der Alte wird.

„Er macht einen guten Eindruck“, sagt Trainer Dardai über seine Beobachtungen aus dem Trainingslager. Darida ist ein zentrales Element in Herthas Spiel. „Natürlich spielt er“, sagt Dardai, „wenn er gesund ist.“ Dank seiner Lauf- und Spielstärke kann Darida die entscheidenden Räume auf dem Spielfeld besetzen, zudem ist er vielseitig einsetzbar: als Zehner, als Achter und theoretisch auch als Sechser. Als klassischen Sechser aber, der vor allem der eigenen Viererkette die gegnerischen Angriffe vom Hals hält, sieht ihn Herthas Trainerteam nicht; dafür ist Darida defensiv nicht diszipliniert genug. „Er ist mehr der Achter-Sechser“, sagt Dardai. Also in der Doppelsechs derjenige, der sich etwas stärker in die Offensive orientiert.

Dass der tschechische Nationalspieler bei Hertha eine hohe Wertschätzung genießt, zeigt auch die Tatsache, dass sich der Klub um eine vorzeitige Verlängerung seines ohnehin noch bis 2019 laufenden Vertrages bemüht. Daridas Berater hat mit Manager Preetz bereits die Details geklärt, die Sache ist so gut wie durch. „Wir müssen nur noch einen Termin finden, damit ich den neuen Vertrag unterschreiben kann“, sagt Darida. In dieser Woche hatte er leider keine Zeit. Da musste er laufen.

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