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Souverän wie ein Alter. Jordan Torunarigha hat bisher erst einmal bei Herthas Profis in der Startelf gestanden, doch nervös ist er deshalb nicht.

© imago/Sebastian Wells

Hertha BSC spielt bei Werder Bremen: Jordan Torunarigha: Ein Vorgeschmack auf die Zukunft

Jordan Torunarigha soll bei Hertha BSC John Anthony Brooks ersetzen. Er gilt als so talentiert, dass schon Nigerias Nationalmannschaft auf ihn aufmerksam geworden ist.

Jordan Torunarigha ist 19 Jahre alt, er hat ganze 124 Spielminuten in der Fußball-Bundesliga hinter sich, verteilt auf vier Einsätze. An diesem Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) nun steht er vor der mutmaßlich größten Aufgabe seiner noch jungen Karriere. Torunarigha spielt mit Hertha BSC bei Werder Bremen, bei der aktuell erfolgreichsten Mannschaft der Bundesliga, und als Innenverteidiger dürfte er es unter anderem mit Max Kruse zu tun haben, der allein am vergangenen Wochenende vier Tore erzielt hat. Was genau da auf ihn zukommt, kann der junge Abwehrspieler der Berliner mangels Erfahrung gar nicht wissen. Trotzdem sagt er: „Ich darf keine Angst haben vor ihm. Wenn man der Beste sein will, muss man die Besten schlagen.“

An Selbstbewusstsein mangelt es Torunarigha offenbar nicht. Warum auch? Vor gut einem Monat hat er zum ersten und bisher einzigen Mal bei den Profis von Hertha BSC in der Startelf gestanden. Die Berliner verloren zwar 0:1 bei Borussia Mönchengladbach, an Torunarigha aber lag das ganz sicher nicht. Der gelernte Innenverteidiger musste links in der Viererkette aushelfen – und er tat das ohne erkennbare Furcht. „Er hat gezeigt, dass er mit Druck klar kommt“, sagt Cheftrainer Pal Dardai. Richtig überrascht hat das bei den Berlinern niemand. Torunarigha, der aus der eigenen Jugend kommt, besitzt im Verein bereits seit Jahren ein exzellentes Standing. Intern wird er schon länger als möglicher Nachfolger für John Anthony Brooks geführt, sollte der sich irgendwann einmal seinen Traum von der Premier League erfüllen.

Das Spiel gegen Werder könnte also ein erster Vorgeschmack auf die Zukunft sein. Brooks fehlt wegen einer Muskelverletzung an der Hüfte, auch Linksverteidiger Marvin Plattenhardt (Muskelfaserriss im Oberschenkel) fällt aus. Trotzdem sagt Rainer Widmayer, der Assistent von Cheftrainer Dardai: „Wir werden auch in Bremen eine gute Startelf auf dem Platz haben.“ Mit Torunarigha links in der Innenverteidigung und dem 20 Jahre alten Maximilian Mittelstädt links neben ihm. Erkennbare Sorgen machen sie sich bei Hertha deswegen nicht. Sebastian Langkamp, fast so etwas wie der letzte verbliebene Routinier in der Viererkette, soll seinen jungen Nebenmann coachen – sofern das überhaupt nötig ist. „Obwohl wir nicht viel reden, verstehen wir uns ganz gut“, erzählt Torunarigha. Langkamp hat seinen jungen Kollegen als sehr unaufgeregt kennengelert, als Verteidiger mit gutem Auge und gutem Stellungsspiel. „Er kennt die Automatismen in unserem Spiel“, sagt Langkamp. „Ich mache mir keine Sorgen.“

Torunarigha, der gerade mitten in seinen Abiturprüfungen steckt, bringt viel mit, was auf seiner Position gefragt ist: Er ist schnell, kopfballstark, ballsicher. Co- Trainer Widmayer hat ihn als „gierig, giftig, aggressiv“ kennengelernt. Vor allem aber fällt er durch seine innere Ruhe auf. „Er überlegt nicht viel, macht einfach seinen Job“, sagt Dardais Assistent. Woher das kommt? „Weiß ich nicht“, antwortet Jordans Vater Ojokojo Torunarigha, 47, der in den Neunzigern für den Chemnitzer FC in der Zweiten Liga gespielt und zwölf Länderspiele für Nigeria bestritten hat. „Wer Jordan nicht kennt, hält ihn vielleicht für arrogant“, sagt Ojokojo Torunarigha. „Aber das ist sein Stil. Er ist einfach die Ruhe in Person.“

Von seinem Vater hat er das nicht. Sagt sein Vater.

Torunarigha stammt aus einer Stürmer-Familie

Überhaupt ist Jordan ein bisschen aus der Art geschlagen. Sein Vater war Stürmer, sein älterer Bruder Junior steht als Stürmer beim holländischen Zweitligisten Fortuna Sittard unter Vertrag; nur er hat sich dem Toreverhindern verschrieben. In der C-Jugend wurde er umgeschult – vom Angreifer zum Abwehrspieler. Als er zu Hause davon erzählte, war Ojokojo Torunarigha erst einmal geschockt: Hilfe, mein Sohn wird Verteidiger! Inzwischen sieht der 47-Jährige, der bei Hertha BSC als Co-Trainer die U 10 betreut, die Sache pragmatisch: „Linker Innenverteidiger mit einem starken linken Fuß – davon gibt es nicht viele.“

Ojokojo Torunarigha begleitet die Karriere seines Sohnes, der noch bei den Eltern in Spandau wohnt, mit Wohlwollen und zunehmend mit Stolz. „Ich sage ihm immer: ,Spiel so, wie du Fußballspielen kannst.’“ Und Jordan macht das so gut, dass er schon seit der U 16 im Kader der deutschen Junioren-Nationalmannschaften steht. Inzwischen ist er in der U 20 angekommen – was nicht zwingend das Ende sein muss. Sein Vater erzählt, dass der nigerianische Verband über Mittelsmänner schon nachgefragt habe, ob Jordan nicht für Nigerias A-Nationalmannschaft spielen wolle. Ojokojo Torunarigha sagt: „Wir wollen nicht.“

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