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Enge Kiste. Das Hinspiel gegen Mainz verloren Salomon Kalou (r.) und Hertha BSC durch einen Elfmeter 0:1. Auch in Berlin könnte es ein hart umkämpftes Duell werden.

© picture alliance / Thomas Frey/d

Heimspiel gegen Mainz 05: Hertha BSC: Der Blick geht nach oben

Den Europapokalplätzen so nah: Mit einem Sieg gegen Mainz 05 will Hertha BSC den positiven Trend der vergangenen Wochen verstetigen.

Pal Dardai ist ein Freund davon, seine Mannschaft im Training möglichst realitätsnah auf das jeweils anstehende Pflichtspiel vorzubereiten. In dieser Woche aber stieß der Trainer von Hertha BSC dabei an – buchstäblich – natürliche Grenzen. Der Rasen im Olympiastadion wird sich am Freitagabend (20.30 Uhr, live bei Eurosport), wenn die Berliner gegen Mainz 05 antreten, in einem erbarmungswürdigen Zustand präsentieren. Dardai hat trotzdem davon abgesehen, eine Hundertschaft Maulwürfe auf dem Schenckendorffplatz auszusetzen. Stattdessen hat er sich dafür entschieden, das Element Zufall auf andere Art zu simulieren. Der Ungar hat sich der bewussten Spielmanipulation bezichtigt; als Schiedsrichter hatte er beim Trainingsspiel klare Fouls ungeahndet gelassen. „Ich habe meine Mannschaft ein bisschen geärgert“, sagte er. Weil es gegen die Mainzer ähnlich sein könnte und Herthas Spieler auf Widerstände stoßen dürften, gegen die sie entschlossen angehen müssen.

„Es wird ein kämpferisches Spiel“, glaubt Herthas Trainer, „spielerisch wird es schwierig mit diesem Rasen.“ Das ist nicht unbedingt ein Vorteil für die Berliner, sondern kommt eher dem Außenseiter entgegen. Und dass diese Rolle am Freitag den Gästen aus Mainz zufällt, daran bestehen nicht die geringsten Zweifel. Am vergangenen Wochenende kassierte die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz ihre vierte Pflichtspielniederlage hintereinander, und anschließend gifteten die Spieler gegen die eigenen Fans, weil ihnen deren hämischen Gesänge nicht gefallen hatten.

Mainz hat die schlechteste Defensive der Liga

Die Gesamtsituation bei den 05ern ist also mehr als kompliziert – zumal es auch sportlich für die Mainzer nicht läuft. Vor dem Spiel in Berlin liegen sie in der Fußball-Bundesliga auf dem Relegationsplatz. Sie stellen mit 41 Gegentoren die schlechteste Defensive der Liga, sind mit vier Niederlagen aus fünf Spielen die zweitschlechteste Rückrundenmannschaft, haben im Jahr 2018 die meisten Gegentore kassiert und warten bereits seit 17 Spielen, ein ganzes Jahr also, auf einen Auswärtssieg. Trotzdem behauptet Pal Dardai: „Ich würde nicht sagen, dass die schlecht sind.“ Herthas Trainer erwartet ein „sehr hartes, sehr schwieriges Spiel“ gegen eine Mannschaft, die für ihn schwer einzuschätzen ist. „Fighten können sie“, sagt Dardai.

Und das – sich mit allem wehren, was ihnen zur Verfügung steht – werden sie vermutlich auch tun. „Die Mainzer werden sicher nicht Hurra-Fußball spielen“, vermutet Fabian Lustenberger. Besser wäre es für die Berliner, weil sie sich leichter tun, wenn sie nicht allein die Initiative übernehmen müssen, sondern der Gegner sich ebenfalls aktiv am Spiel beteiligt. So wie vor einer Woche beim damaligen Tabellenzweiten Leverkusen. Die Partie hat einiges gedreht. Plötzlich ist alles positiv: Vor einer Woche noch war Hertha bereits vier Spiele am Stück sieglos; jetzt ist die Mannschaft schon viermal ungeschlagen und hat nur eins der jüngsten acht Spiele verloren. Vor der Partie in Leverkusen bestand zumindest theoretisch sogar noch die Gefahr einer Verstrickung in den Abstiegskampf; jetzt hingegen geht der Blick bei Hertha zum ersten Mal in dieser Saison vorsichtig nach oben. Zehn Punkte liegen die Berliner vor den Mainzern auf dem Relegationsrang; der Abstand zu den Europapokalplätzen beträgt hingegen nur noch vier Punkte. „Mit dem Sieg haben wir viele Sachen geklärt“, sagt Dardai über den 2:0-Erfolg gegen die Leverkusener. „Aber wichtig ist: Was machst du jetzt am Freitag? Für uns ist es eine Riesenchance, eine richtige Serie zu starten.“

Hertha ist stabiler als in der Hinrunde

Herthas Offensivspieler Salomon Kalou hat nach dem Sieg am vergangenen Wochenende in Leverkusen darauf verwiesen, dass es in der Liga zwischen Platz drei und Platz zehn extrem eng zugehe und dass jedes der dort vertretenen Teams die Chance auf eine Topplatzierung habe. Vermutlich traut der Ivorer das auch seiner eigenen Mannschaft zu, obwohl Hertha aktuell nur Elfter ist – und allzu forsche Ziele bei einem flüchtigen Blick auf die Tabelle noch vermessen erscheinen könnten. Aber für Trainer Dardai hat das Auftreten seiner Mannschaft inzwischen eine andere Substanz als noch in der Hinrunde, als auf ein gutes Spiel oft ein schlechtes folgte und die Tagesform von Woche zu Woche schwankte. „Wenn wir noch mal gewinnen, sieht das sehr stabil aus“, sagt der Ungar.

Allzu forsche Ziele verbieten sich allerdings auch beim Blick auf den Spielplan. Dem vermeintlich leichten Duell mit dem Abstiegskandidaten aus Mainz folgen nicht nur zwei Auswärtsspiele. Es folgen zwei Auswärtsspiele beim designierten Meister Bayern München und beim Europapokalanwärter Schalke 04. Bevor sich Manager Michael Preetz deshalb dazu äußern will, ob Hertha jetzt schon wieder ein bisschen Richtung Europapokal linse, will er erst einmal „das Paket der nächsten drei Spiele abwarten“. In München und in Schalke hat Hertha zuletzt jeweils zehnmal hintereinander verloren. Aber was heißt das schon: In Leverkusen hatten die Berliner auch seit zehn Jahren nicht mehr gewonnen. Bis zum vergangenen Wochenende.

So könnte Hertha spielen: Jarstein – Weiser, Stark, Torunarigha, Plattenhardt – Maier, Lustenberger – Lazaro, Darida, Kalou – Ibisevic.

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