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Kopf voll. Jens Keller und seine Spieler befinden sich momentan in einem Tief. Der 1. FC Union wartet seit fünf Spielen auf einen Sieg.

© Maurizio Gambarini/dpa

Heimspiel gegen Kaiserslautern: Union Berlin braucht dringend einen Erfolg

Das Heimspiel des 1. FC Union am Montag gegen Kaiserslautern ist ein Duell der Enttäuschten. Die Berliner warten seit Anfang August auf einen Sieg.

Am Tag nach der Niederlage in Sandhausen schnappte sich Jens Keller im Foyer des Stadions An der Alten Försterei drei braune Kartons, lud sie in den Kofferraum seines Autos und verließ das Vereinsgelände des 1. FC Union. Ungefähr zeitgleich ereignete sich mehr als 500 Kilometer entfernt, beim nächsten Gegner der Berliner, vermutlich eine ähnliche Szene. Einen gewaltigen Unterschied gab es jedoch bei den Abgängen der beiden Trainer: Während sich Keller nur auf den Weg zu einem Termin machte und es trotz der enttäuschenden Ergebnisse keinerlei Anzeichen für seine Entlassung beim Tabellenelften der Zweiten Liga gibt, ist Norbert Meier seinen Job als Trainer des 1. FC Kaiserslautern seit Mittwoch los.

Wenn Union die Pfälzer am Montag an der Alten Försterei empfängt (20.30 Uhr/live bei Sky), ist es ein Duell der Enttäuschten. Kaiserslautern ist nach sieben Spielen immer noch sieglos und steht mit nur zwei Punkten am Tabellenende. Die Berliner haben zwar schon deutlich mehr Zähler auf dem Konto, warten aber seit fünf Spielen auf einen Erfolg und hecheln ihren eigenen Ansprüchen momentan weit hinterher. Der Rückstand auf die Aufstiegsplätze beträgt bereits sieben Punkte. „Man kann schon sagen, dass wir ein einer kleinen Krise sind“, sagt Keller und passt die Terminologie der unbefriedigenden sportlichen Situation erstmals leicht an. Bis zum Spiel in Sandhausen schien das Wort „Krise“ bei den Köpenickern auf dem Index zu stehen. Schließlich hatte Union in allen Begegnungen zumindest phasenweise überzeugend gespielt und hätte mit etwas Glück auch ein paar Punkte mehr auf dem Konto haben können.

Nach der schwächsten Saisonleistung am vergangenen Dienstag hat sich die Lage etwas verschärft. „In Sandhausen haben wir 90 Minuten kein gutes Spiel gemacht“, sagt Keller. „Da müssen wir selbstkritisch sein.“ Trainer und Mannschaft stehen aktuell vor einer schwierigen Aufgabe: Wie gelingt es Union, die Leichtigkeit wiederzufinden? Die fehlenden Erfolge haben sich in den Köpfen der Berliner festgesetzt. Als Sofortmaßnahme hat Keller den freien Tag gestrichen. Am Freitag arbeitete er mit dem Team unter Ausschluss der Öffentlichkeit an den akuten Problemen. „Wir haben viel im taktischen Bereich gearbeitet, um wieder dahin zu kommen, wo wir schon mal waren“, sagt Keller. Ein Straftraining sei das jedoch nicht gewesen, „das gibt es bei mir nicht.“

"Siege sind die beste Medizin"

Um das Team mental auf das richtungsweisende Spiel am Montag vorzubereiten, hat der Trainerstab erneut viel auf verbale Aufbauarbeit gesetzt. „Trainieren und reden – viel mehr Mittel haben wir nicht“, sagt Keller. Auch die Spieler sehen die Probleme vor allem im Kopf. „Jeder trägt seinen Rucksack“, sagt Stephan Fürstner. Es gebe jedoch „keine bessere Medizin als Siege“, um aus einer schwachen Phase herauszukommen. „Ein Spiel kann im Kopf den Schalter umlegen“, sagt Fürstner. Das sei unerklärlich, „ist im Sport aber manchmal so“.

Damit die Heilung des Patienten aus Köpenick schon gegen Kaiserslautern voranschreitet, wird Keller seiner Stammformation nach der erfolglosen Rotation im Wochentagsspiel wieder das Vertrauen schenken. Kapitän Felix Kroos und Abwehrchef Toni Leistner, die in Sandhausen aufgrund leichter Verletzungen nicht im Kader standen, werden wieder von Beginn an spielen. „Sie konnten im Training voll mitmachen und sind einsatzbereit“, sagt Keller. Auch Christopher Trimmel, Simon Hedlund und Sebastian Polter rücken wieder in die Startelf.

So deutlich sich Unions Formation abzeichnet, so viel Ungewissheit gibt es auf der anderen Seite. Nach Meiers Entlassung hat Manfred Paula beim 1. FC Kaiserslautern interimsmäßig übernommen. Das macht die Spielvorbereitung für Keller nicht einfacher. Denn die Analyse der vergangenen Auftritte der Pfälzer ist nach dem Trainerwechsel nur bedingt hilfreich. „Wir wissen nicht so richtig, was auf uns zukommt“, sagt Keller. Deshalb wolle er gar nicht so sehr auf den Gegner schauen. „Wenn wir nicht bereit sind, unsere Leistung abzurufen, wird es auch am Montag schwer.“ Die Tabellenkonstellation würde der Trainer der Berliner am liebsten ausblenden, um falschen Erwartungen vorzubeugen. Union sei momentan sehr weit davon entfernt, einen Heimsieg als Selbstverständlichkeit anzusehen – selbst, wenn es gegen den Tabellenletzten geht.

So könnte Union spielen:

Busk – Trimmel, Leistner, Schönheim, Pedersen – F. Kroos, Kreilach – Skrzybski, Hartel, Hedlund – Polter.

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