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Per Skjelbred (links) war in der zurückliegenden Woche krank, konnte zuletzt aber wieder mit der Mannschaft trainieren.

© dpa

Heimspiel gegen Bremen: Jetzt geht’s los für Hertha BSC

Für Hertha BSC ist das Spiel gegen Werder Bremen erst der Anfang: In 22 Tagen müssen die Berliner sieben Mal ran.

Per Skjelbred hat Mitte dieser Woche über Halsschmerzen geklagt, und sofort ist bei Hertha BSC der Notfallplan in Gang gesetzt worden. Skjelbred wurde vom Training ausgeschlossen und von der Mannschaft separiert. Er hatte sich umgehend in medizinische Behandlung zu begeben. Am Freitag lief der Norweger nach getaner Arbeit schon wieder über das Vereinsgelände, er reckte seinen Daumen in die Höhe als Zeichen seines Wohlbefindens. „Er ist gesund“, berichtete auch Trainer Pal Dardai. „Es sieht gut aus.“ Einem Einsatz des Mittelfeldspielers im Bundesliga-Heimspiel gegen Werder Bremen am Sonntag (15.30 Uhr/live bei Sky) steht nichts im Wege.

Glück gehabt.

Bei Hertha BSC sind sie gerade verständlicherweise ein bisschen sensibel, was mögliche Ansteckungsherde angeht. Pal Dardai wird in den nächsten Wochen jeden Mann benötigen. Sieben Spiele stehen in den kommenden 22 Tagen an (siehe Kasten), bis zum Ende des Monats werden Herthas Profis im Schnitt fast jeden dritten Tag ran müssen, insgesamt könnte es bis Weihnachten zehn englische Wochen geben. Das ist ganz schön happig. Erst recht, wenn man Herthas Schwierigkeiten mit diesem verschärften Rhythmus kennt. In den vergangenen beiden Jahren haben die Berliner regelmäßig ihre Probleme gehabt, wenn sie drei Spiele innerhalb einer Woche bestreiten mussten – vor allem am Ende einer englischen Woche fehlten ihnen erkennbar die körperliche und geistige Frische.

Trotzdem: Angst habe er nicht, sagt Dardai. „Unsere Fitnesstrainer beschäftigen sich schon monatelang damit.“ Er selbst pflegt derzeit einen ungewohnt regen Austausch mit Sportwissenschaftlern – immer auf der Suche danach: Was kann man besser machen? Wie kann man der Mannschaft helfen? „Es gibt tausend Dinge, die wir messen“, sagt Dardai. Die Belastung will er so steuern, „dass wir zum Schluss sagen können: Das war keine Arbeit, das war Spaß. Wir wollen das jetzt auch genießen.“

Große Herausforderungen

Spaß am Europapokal haben, ohne den Alltag in der Fußball-Bundesliga zu vernachlässigen: Das wird die große Herausforderung sein. Dem Spiel gegen Bremen kommt da schon eine gewisse Bedeutung zu – nach einem Sieg und einer Niederlage zum Saisonstart. „Gegen Dortmund kannst du verlieren“, hat Dardai nach dem 0:2 beim BVB vor zwei Wochen gesagt, „gegen Bremen nicht.“ Die aktuelle Statistik hatte er in diesem Moment wohl nicht parat. Die Bremer sind so etwas wie Herthas neuer Angstgegner. Seit sieben Spielen haben sie gegen die Berliner nicht mehr verloren; eine solche Bilanz können sie gegen keinen anderen aktuellen Bundesligisten vorweisen. Zudem war Werder in der Vorsaison die einzige Mannschaft, gegen die Hertha in zwei Spielen (0:1, 0:2) kein Tor erzielt hat.

Hinzu kommt, dass die Vorbereitung auf das wegweisende Spiel für Dardai alles andere als einfach war. Sein halber Kader war wegen Länderspieleinsätzen in der Weltgeschichte unterwegs, erst nach und nach kehrten die Nationalspieler nach Berlin zurück. Die letzten sind erst am Freitag wieder ins Training eingestiegen. „Wir haben keinen kaputt trainiert“, sagt Dardai. „Wir haben immer aufgepasst.“ Um wenigstens 16 Spieler auf dem Trainingsplatz zu haben, musste Dardai einige Juniorenspieler hinzunehmen. „Alles unter 16 Spielern wäre ein Eigentor gewesen“, hat er erklärt – weil die Pausen zwischen den Übungen dann zu kurz und die Intensität zu hoch gewesen wäre. Einmal in dieser Woche hat Dardai seine Spieler sogar explizit ermahnt, weil sie ihm ein bisschen zu forsch zur Sache gegangen waren: „Immer mit der Ruhe. Wir haben weniger Spieler. Die Belastung ist groß.“

Kraft für Jarstein

Die Doppelbelastung sei schon in seinem Kopf, hat Dardai später erzählt – trotzdem wird er auch in dieser Saison nur von Spiel zu Spiel denken. Alles andere hält er für unrealistisch. „Mit Donnerstag habe ich mich noch nicht beschäftigt“, sagt Herthas Trainer über das Europa-League- Heimspiel gegen Athletic Bilbao. Das wird er erst nach dem Abpfiff der Partie gegen Bremen tun – nachdem er sich ein Bild gemacht hat, wer wie drauf ist; welcher seiner Spieler vielleicht angeschlagen ist und zwingend eine Pause benötigt.

Dardai hat sich informiert, hat geschaut, wie andere Klubs in der Vergangenheit mit der Situation umgegangen sind. „Drei, vier Spieler soll man rotieren“, sagt er. „Das habe ich bei großen Trainern gesehen. Und ich bin ja noch ein junger, kleiner Trainer.“ Thomas Kraft wird Rune Jarstein bei internationalen Spielen im Tor ersetzen – das gilt als sicher. Aber elf Spieler auf einmal werde er ganz sicher nicht austauschen, sagt Dardai.

Gerade für die, die häufiger spielen, wird Regeneration wichtig sein, dazu die richtige Ernährung – und ganz viel Schlaf. „Schlaf kannst du nicht mit Tabletten einnehmen“, sagt Dardai. Auch deshalb wollen die Berliner nach jedem Auswärtsspiel in der Europa League noch in der Nacht nach Hause fliegen, damit die Spieler im eigenen Bett übernachten können. Das Training am nächsten Morgen wird dann auf den frühen Nachmittag verschoben. Das Problem ist: Zumindest nach den Spielen in Östersund und Lemberg wird Hertha wegen des Nachtflugverbots nicht mehr in Berlin landen können. „Wir werden schon zurückkommen“, sagt Manager Michael Preetz.

Mit den Spielern ist das alles abgesprochen, sie waren in die Überlegungen einbezogen, haben ihr Okay gegeben. „Der Plan steht“, sagt Pal Dardai. „Jetzt muss er nur noch umgesetzt werden.“

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