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DHB-Vize Bob Hanning (rechts) hat seine Zukunft im Verband offenbar mit jener Prokops verknüpft.

© dpa

Handball-Nationalmannschaft: Trainer Prokop vor dem Aus – was wird aus Hanning?

Handball-Bundestrainer Christian Prokop muss am Montag wohl gehen. Die Zukunft von DHB-Vize Bob Hanning ist offen.

Für gewöhnlich ist Bob Hanning ein kommunikativer, gesprächiger Typ. Einer, mit dem man sich dezidiert über Gott, die Welt und natürlich auch über sein Fachgebiet austauschen kann, den Handball-Sport. Bei der letzten Einladung der Füchse Berlin – der Bundesligist verlängerte den Vertrag mit Trainer Velimir Petkovic – stellte der Füchse-Manager und Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) allerdings eine ungewöhnliche Regel auf, sie lautete: bloß keine Nachfragen zur Nationalmannschaft!

Hannings Schweigen dürfte alsbald ein Ende haben. Am Montag wird der DHB-Vorstand sich und das schlechte Abschneiden bei der jüngsten Handball-Europameisterschaft erklären, dazu hat der Verband in ein Hannoveraner Flughafenhotel eingeladen. Nach dem enttäuschenden Abschneiden in Kroatien (Platz neun) hatte sich die Führungsspitze Ende Januar im Sinne einer „intensiven Analyse“ eine Bedenkzeit von bis zu sechs Wochen erbeten. Nun sollen die Ergebnisse besagter Analyse öffentlich gemacht werden.

Die Wahl der Lokalität könnte durchaus symbolischen Charakter haben. Es gilt als wahrscheinlich, dass Bundestrainer Christian Prokop in Hannover von seinen Pflichten entbunden wird und gewissermaßen aus dem Amt fliegt. Zwischen dem 39-Jährigen und seiner Mannschaft war es im Turnierverlauf zu atmosphärischen Verwerfungen gekommen, zudem leistete sich Prokop bei seinem ersten internationalen Wettbewerb schwere Fehler im sportlichen und zwischenmenschlichen Bereich; die Nicht-Berücksichtigung des allseits geschätzten Abwehrchefs Finn Lemke etwa soll das Team massiv gegen den Trainer aufgebracht haben, daran änderte auch Lemkes Nachnominierung nichts.

Ein Trainer-Kandidat soll der Isländer Alfred Gislason sein

Beim DHB haben sie in den vergangenen Wochen zwar alles versucht, die Differenzen aus dem Weg zu räumen. So soll es zum Beispiel diverse Telefonkonferenzen zwischen DHB-Sportvorstand und etablierten Nationalspielern gegeben haben – allerdings mit überschaubarem Erfolg. Sollte Prokop doch Bundestrainer bleibe, haben Teile der Mannschaft bereits mit ihrem Rücktritt gedroht. Dem Vernehmen nach gehören die Kieler Patrick Wiencek und Andreas Wolff sowie Hendrik Pekeler (Rhein-Neckar Löwen) zu dieser Fraktion. Die in Kroatien entstandenen Gräben sind offenbar sehr tief. Was dort in zwei Wochen kaputt gegangen ist, lässt sich nicht einfach so auffegen, als wäre nichts passiert.

Falls Prokop gehen muss, könnte das auch auf Funktionärsebene mittelschwere Folgen haben. DHB-Vize Hanning hat seine Zukunft im Verband offenbar mit jener Prokops verknüpft. Hanning hat mehrfach und öffentlichkeitswirksam erklärt, dass er gern mit seinem Wunschkandidaten weitermachen und ihm eine zweite Chance geben will. Schließlich war es in erster Linie Hanning, der sich vor nicht einmal zwölf Monaten für die Verpflichtung des jungen, vormals beim SC DHfK Leipzig tätigen Trainers stark machte und die für Handball-Verhältnisse stolze Ablösesumme von 500 000 Euro an seinen nunmehr ehemaligen Verein überwies. Im Freundeskreis soll der Füchse-Manager bereits über seinen möglichen Rücktritt gesprochen haben.

Der 19. Februar 2018 könnte also ein richtungsweisender Tag für den DHB werden, der 2019 gemeinsam mit Dänemark die Weltmeisterschaft ausrichtet. Sollte es zu einer Rücktrittswelle kommen, stünde der Verband nicht mal ein Jahr vor der Heim-WM ohne Bundestrainer und seinen für den Bereich Leistungssport verantwortlichen Vizepräsidenten da.

Erste Gerüchte über Prokops Nachfolge machten schon am Sonntag die Runde. Ein Kandidat soll der Isländer Alfred Gislason sein, der seit zehn Jahren in Kiel das Sagen hat. Allerdings besitzt Gislason beim THW einen bis 30. Juni 2019 gültigen Vertrag.

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