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Jubelkreis. Die Füchse Berlin freuen sich über ihren dramatischen Sieg in Leipzig.

© dpa

Handball-Bundesliga: Warum die Füchse Berlin ein Topteam sind

Sechs Spiele, sechs Siege - die Füchse Berlin erwischen den besten Bundesliga-Start ihrer Geschichte. Vor allem gewinnen sie auch die knappen Spiele.

Nach fast 30 Jahren im Geschäft ist im Grunde jede Geste von Velimir Petkovic übermittelt. Weil der Trainer der Füchse Berlin ein äußerst leidenschaftlicher Vertreter ist, liefert er von Woche zu Woche, von Spiel zu Spiel die komplette Bandbreite menschlicher Emotionen ab. Was Petkovic aber am Donnerstagabend aufführte, war gewissermaßen eine Weltpremiere. „Ich habe tatsächlich vor Freude an der Seitenlinie getanzt“, sagte der Coach nach dem dramatischen 31:30- Sieg der Berliner im Spitzenspiel beim SC DHfK Leipzig – und konnte es offenbar selbst nicht so recht glauben. „Das habe ich noch nie gemacht“, sagte der 61-Jährige, der die Konsequenzen zu diesem Zeitpunkt bereits absehen konnte: „Dafür muss ich wohl auf der Heimfahrt einen ausgeben.“

Ja, auf diesen Saisonstart können sie wirklich anstoßen bei den Füchsen, zumindest mit einem kleinen Gläschen. Nach sechs Bundesliga-Spieltagen liegen die Berliner mit 12:0 Punkten auf Tabellenplatz zwei, lediglich Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen (14:2) ist nach Pluspunkten besser. Darüber hinaus haben sich die Füchse auf dem Weg zum perspektivisch ausgegebenem Ziel – der ersten Champions-League-Teilnahme seit fünf Jahren – bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Saison ein sehr ordentliches Polster auf jene Vertretungen erarbeitet, die als direkte Mitbewerber gelten: Vize-Meister SG Flensburg-Handewitt hat bereits fünf Minuspunkte in der Bilanz stehen, Rekordmeister THW Kiel sogar schon acht – eine echte Steilvorlage für die Füchse.

Die Bilanz täuscht zwar ein wenig darüber hinweg, dass beim Vorjahres-Vierten noch nicht alles so rund läuft, wie es Coach Petkovic gern hätte. Ein Punkt ist den Berlinern im bisherigen Saisonverlauf aber nicht abzusprechen. „Wir gewinnen endlich auch die knappen Spiele“, sagt Kapitän Petr Stochl, „das ist eine große Qualität, die wir natürlich möglichst lange beibehalten wollen.“ Gerade in der vergangenen Saison versagten den Berlinern in engen, umkämpften Begegnungen regelmäßig die Nerven. „Das sieht jetzt schon besser aus“, findet Stochl.

Ein Blick auf das Zahlenwerk bestätigt den Kapitän: Nach sechs Spielen ohne Punktverlust haben sich die Füchse eine Tordifferenz von plus 18 erarbeitet. Zum Vergleich: Meister Mannheim liegt bereits bei plus 48. Solange die Punkte am Ende in Berlin bleiben, wird es den Beteiligten jedoch herzlich egal sein, ob sie sich hauchdünn durchsetzen oder den Gegner aus der Halle schießen. „Wer unser Spiel in Leipzig gesehen hat, wird ehrlich feststellen müssen: Teilweise war das gar nicht so berauschend“, sagt Torhüter Silvio Heinevetter, „aber es gibt in der Bundesliga keine Spiele mehr, die man mal eben im Vorbeigehen gewinnt.“

Heinevetters Worte sind gerade mit Blick auf die nächsten beiden Heimspiele als Warnung zu verstehen; am Sonntag empfangen die Füchse den TBV Lemgo, vier Tage später ist der HC Erlangen zu Gast in der Max-Schmeling-Halle – das sollten eigentlich zwei klare Pflichtsiege sein, wenn da nicht die Vorgeschichte aus der letzten Saison wäre. Da verschenkten die Füchse die mögliche Champions-League-Teilnahme mit Heimniederlagen gegen die Abstiegskandidaten Bergischer HC und VfL Gummersbach. „Wir müssen jetzt aufpassen, dass uns so etwas nicht wieder passiert“, fordert Heinevetter. Dann tanzt Coach Petkovic in Zukunft sicher häufiger.

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