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Berlin Marko Kopljar lässt sich auf dem Weg zu Tor nicht aufhalten.

© dpa

Handball-Bundesliga: Füchse Berlin schlagen MT Melsungen 32:29

Dank einer beeindruckenden Mannschaftsleistung in der Schlussphase drehen die Füchse eine hochklassige Partie gegen Melsungen und gewinnen noch 32:29.

Finn Lemke schob Erik Schmidt mit einer Leichtigkeit zur Seite, als handele es sich um einen alten Sessel oder Zweisitzer - und nicht um einen 2,04 Meter großen, gut 100 Kilogramm schweren Handball-Profi, der gerade eine Sperre stellt. Auch Schmidt, der Kreisläufer der Füchse Berlin, staunte nicht schlecht angesichts dieser Aktion, die ihm so wahrscheinlich noch nicht oft passiert ist. Aber im Duell mit Lemke, dem Abwehrchef der MT Melsungen, reichen solch beeindruckende Körpermaße eben nicht zwangsläufig aus. Lemke ist tatsächlich noch einmal größer, massiver, schwerer zu bewegen als Schmidt. Kannste nix machen. 

Es passiert ganz selten, dass die Füchse Berlin ihrem Gegner im physischen Bereich unterlegen sind, darauf haben sie bei der Zusammenstellung des Kaders ausdrücklich geachtet. Am Sonntagmittag, im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den Tabellenfünften aus Hessen, war es allerdings der Fall. Die Melsunger sahen nicht nur aus wie Möbelpacker, sie spielten auch so: einigermaßen statisch, zweckorientiert, ohne große Schnörkeleien oder Schleifchen, dafür mit allen verbalen und nonverbalen Tricks - und diese Mischung genügte, um die Berliner an den Rand einer Niederlage zu bringen. Vor 8885 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle deutete 45 Minuten lang herzlich wenig auf einen Erfolg der Gastgeber hin, zu diesem Zeitpunkt hatten die Füchse nur ein einziges Mal geführt, beim Stand von 2:1. Dank einer beeindruckenden Mannschaftsleistung in der Schlussphase drehten sie eine umkämpfte und gleichermaßen hochklassige Partie aber noch und gewannen am Ende 32:29 (15:17). „Das war ein richtig geiles Handball-Spiel“, lobte Füchse-Manager Bob Hanning. „Wir haben eines unserer besten Spiele in dieser Saison gemacht, aber auch einige große Gelegenheiten ausgelassen“, befand Melsungens Trainer Michael Roth, „das haben die Füchse in der Schlussphase bestraft und verdient gewonnen.“

Die Berliner begannen mit einigen Überraschungen in der Startformation

Die Berliner begannen mit einigen Überraschungen in der Startformation: Petr Stochl durfte für Silvio Heinevetter beginnen, Matthias Zachrisson ersetzte auf Rechtsaußen Hans Lindberg und im Defensivzentrum versuchten sie, die Abwesenheit von Abwehrchef Jakov Gojun (Rippenprellung) im Verbund zu kompensieren. Das klappte zunächst allerdings gar nicht. „Wir hatten in der Trainingswoche große Probleme, dass wir genug Leute zusammenkriegen, weil teilweise sieben, acht Leute gefehlt haben - und dann kommt so ein starker Gegner“, erzählte Trainer Velimir Petkovic später, „aber das ist natürlich keine Entschuldigung dafür, dass wir zu Hause 17 Tore in einer Halbzeit kassieren - das geht gar nicht.“ Vor allem mangelte es gegen physisch starke Melsunger an Einsatz, Bereitschaft und Aggressivität; in Halbzeit eins handelten sich die Füchse keine einzige Zeitstrafe ein. „Wir konnten froh sein, dass es zur Pause nicht 12:17 stand“, sagte Manager Hanning. Sondern nur 15:17.

Nach dem Seitenwechsel kämpften sich die Berliner - angeführt vom herausragenden Paul Drux - in die Partie und kamen nach einer 45 Minuten zum Ausgleich durch Matthias Zachrisson. In der Folge drohte die Partie aber erneut zu kippen; nach einer doppelten Zeitstrafe und einem Platzverweis gegen Petar Nenadic mussten die Füchse in der entscheidenden Phase vier Minuten in Unterzahl überstehen, aber selbst das meisterten sie. „Der Platzverweis gegen Nenadic hat uns eher geschadet“, sagte Melsungens Coach Michael Roth, „danach war die Halle richtig da und die Berliner sind aufgewacht.“ Mit der Unterstützung der Fans setzten sich die Gastgeber kurz vor dem Ende erstmalig mit zwei Treffern ab, Neuzugang Stipe Mandalinic traf zum 27:25 - die Vorentscheidung. 

„Die Art und Weise, wie wir dieses Spiel gedreht haben, mit welcher Leidenschaft, stimmt mich wirklich zufrieden“, sagte Manager Hanning. Und Coach Petkovic befand: „Ich bin jetzt richtig leer - eine Woche haben wir dafür trainiert, jetzt haben wir diesen wichtigen Sieg geholt.“ Petkovic war sogar so erledigt, dass er das Bundesliga-Topspiel zwischen Kiel und Flensburg am späteren Nachmittag geflissentlich ignorierte. „Ich kann heute keinen Handball mehr sehen“, sagte Petkovic. Und das will dann wirklich etwas heißen. 

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