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Hacke, Spitze, 1:0. Franco Di Santo (l.) trifft gegen Augsburg sehenswert.

© Ina Fassbender/dpa

Update

Fußball-Bundesliga: Wie Schalke erster Bayern-Jäger wurde

Schalke verspielt seine 2:0-Führung nur kurzzeitig, Leverkusen schlägt Bremen - und die Bayern tun sich gegen Köln lange Zeit schwer.

Köln wehrt sich in München tapfer

Herbstmeister Bayern München hat erst nach langem Anrennen das Abwehrbollwerk des weiterhin sieglosen 1. FC Köln geknackt. Der Einbahnstraßenfußball des Spitzenreiters wurde am Mittwochabend in der Fußball-Bundesliga beim glanzlosen, aber verdienten 1:0 (0:0) erst nach einer Stunde belohnt. Torjäger Robert Lewandowski erlöste den deutschen Rekordmeister vor 75 000 Zuschauern in der Allianz Arena mit seinem 15. Saisontor.

"Wir sind arg gebeutelt von Verletzungen, stehen nach dem 16. Spieltag mit drei Punkten da. Sich da in München so reinzuhauen, ist aller Ehren wert. Leider hat wie so oft ein bisschen das Matchglück gefehlt", sagte Kölns Torwart Timo Horn im Anschluss bei  Sky. Thomas Müller, der Lewandowskis Tor vorbereitete, erklärte: "Wir nehmen so ein 1:0 einfach mal mit. Nach dem Führungstor hat man schon gemerkt, dass die Mannschaft weiß, dass noch zwei Spiele anstehen.  Dann haben wir den Ball laufen lassen und das Ergebnis so genommen, wie es war."

Beim Einstand von Sportchef Armin Veh wehrte sich der designierte Absteiger aus Köln mit großer Moral und Disziplin, verließ das Spielfeld aber auch im dritten Pflichtspiel unter Interimscoach Stefan Ruthenbeck als Verlierer. In der Tabelle trennen den Letzten vom Primus FC Bayern nach 16 Saisonspielen unglaubliche 35 Punkte.

Armin Veh wurde auf der Tribüne Augenzeuge einer Kölner Mannschaft, die in der ersten Hälfte allen negativen Vorzeichen trotzen konnte. Immerhin fehlten bei den Rheinländern zwölf Profis, darunter in Angreifer Sehrou Guirassy (vier Tore) der einzige Mehrfachtorschütze der laufenden Horrorsaison. Den Vorwärtsgang legte der Tabellenletzte in München allerdings eh kaum ein. Im 5-4-1-System zogen sich die Gäste sehr weit zurück und fokussierten sich auf die Defensivarbeit.

Das gelang gut. Die Bayern suchten vergeblich Räume, agierten aber auch zu statisch. Die hohen Flanken in den Strafraum wurden in der Regel von den Kölner Innendeckern Frederik Sörensen, Jorge Meré und Dominique Heintz geklärt. Die beste Bayern-Torchance hatte Müller, der aus spitzem Winkel an FC-Torwart Timo Horn scheiterte (13.). Ein Kopfball von Niklas Süle strich zudem über das Tor (15.).

Bei den wenigen zielstrebigen Vorstößen der Kölner schoss Milos Jojic einmal vorbei (27.). Zudem vereitelte der aufmerksame Nationalspieler Süle eine weitere Möglichkeit von Gästestürmer Lukas Klünter (44.). Kölns Kapitän Matthias Lehmann klatschte seine Kollegen nach dem Halbzeitpfiff einzeln ab - das 0:0 war ein Etappensieg für den FC.

Jupp Heynckes reagierte: Der Bayern-Coach nahm einen Doppelwechsel vor. James Rodríguez und Kingsley Coman sollten anstelle der beiden Mittelfeldspieler Arturo Vidal und Corentin Tolisso Kreativität und Tempo ins Münchner Angriffsspiel bringen. Der Volloffensiv-Plan hätte bei einer Großchance von David Alaba (48.) und einem Kopfball von Robert Lewandowski (51.) gleich aufgehen können. Umgekehrt boten sich den Kölner nun mehr Räume für Konter, bei denen der agile Klünter allerdings mehrmals nicht zum Abschluss kam.

Nach exakt einer Stunde fiel das Kölner Bollwerk dann. Jérôme Boateng schaufelte den Ball hoch in den Strafraum. Müller legte überlegt mit dem Hinterkopf auf Lewandowski ab, der konsequent vollendete. Kurz darauf verpasste Coman das 2:0. Ein Kopfballaufsetzer des Franzosen nach Boateng-Flanke prallte an die Latte. Kurz vor Schluss musste Bayerns Ersatztowart Tom Starke den knappen Sieg sichern, als er einen Schuss von Klünter parierte (87.).

Augsburg ärgert Schalke nur fast

Der FC Schalke 04 ist wieder Bayern-Verfolger Nummer eins. Die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco entschied am Mittwoch gegen den FC Augsburg eine am Ende turbulente Partie mit 3:2 (1:0) für sich und schob sich mit 29 Punkten an Vize-Meister RB Leipzig (28) vorbei auf Platz zwei hinter dem deutschen Fußball-Rekordmeister aus München (38).

Vor 59 215 Zuschauern trafen Franco di Santo (44. Minute), Guido Burgstaller (47.) und Daniel Caligiuri (83./Foulelfmeter) für die Schalker, die im zehnten Bundesliga-Spiel nacheinander ungeschlagen blieben. Dem FCA dagegen gelang trotz des Anschlusstreffers durch Caiuby (64.) und des zwischenzeitlichen Ausgleichs durch Michael Gregoritsch (79./Foulelfmeter) auch im siebten Versuch kein Liga-Sieg gegen die Königsblauen.

Dabei tat sich Schalke anfangs sehr schwer gegen die kompakt stehenden Gäste. In der vierten Minute setzte sich Burgstaller auf der rechten Seite durch und spielte flach auf Weston McKennie, doch der Amerikaner vergab aus kurzer Distanz mit einer misslungenen Grätsche. Auf der Gegenseite parierte Schalke-Torwart Ralf Fährmann einen gefährlichen Flatter-Freistoß von Gregoritsch (7.).

Das Duell entwickelte sich zu einem Geduldsspiel. Die Gäste zogen sich weit zurück, den Schalkern fehlten im Spiel nach vorne zunächst die kreativen Ideen und torgefährlichen Aktionen. Bis kurz vor der Pause hielt sich der Unterhaltungswert der Partie unter dem geschlossenen Arena-Dach in Grenzen. Dann aber setzte sich Amine Harit auf der rechten Angriffsseite schön durch. Der Marokkaner ließ auch den Augsburger Verteidiger Philipp Max, Sohn des früheren Schalker Stürmers Martin Max, schlecht aussehen. Die abgefälschte Hereingabe Harits lenkte di Santo in seinem 100. Bundesliga-Spiel mit der Hacke unhaltbar für FCA-Torwart Marwin Hitz ins Tor.

Nach dem Wechsel änderte sich das Bild - die Partie wurde packend und intensiv. Burgstaller erhöhte nach einer Oczipka-Ecke und einem Naldo-Kopfball mit einem Abstauber auf 2:0. Augsburg blieb aber dran und belohnte sich wenig später: Nach einem Eckball von Max traf Caiuby per Kopf zum Anschlusstreffer. Als Schiedsrichter Sven Jablonski nach einem Foul von Oczipka an Gregoritsch nach Konsultierung des Videobeweises auf Strafstoß entschied, ließ sich der Österreicher diese Chance nicht entgehen und glich zum 2:2 aus.

Die Zuschauer wurden nun endgültig entschädigt für die müde erste Hälfte. Harit kam im Strafraum nach einer Attacke von Hitz zu Fall, Jablonski pfiff sofort Elfmeter. Caligiuri ließ Hitz keine Chance, sorgte für die erneute Führung - und am Ende für den umjubelten Sieg.

Leverkusen siegt knapp

Bayer Leverkusen hat seine beeindruckende Serie fortgesetzt und einen Champions-League-Platz erobert, Werder Bremen droht dagegen das Überwintern auf einem Abstiegsplatz. Durch das 1:0 (1:0) blieben die Leverkusener zum elften Mal in Folge ungeschlagen. Werder erhielt nach drei Siegen aus den vergangenen vier Spielen wieder einen Dämpfer und bleibt Vorletzter.

Leverkusen legte einen perfekten Start hin und profitierte beim frühen Führungstreffer von zwei Patzern der Bremer Abwehr. Theodor Gebre Selassie leistete sich erst einen Stellungsfehler, ehe Lamine Sané eine scharfe Hereingabe des starken Leon Bailey nicht entscheidend klären konnte. Der lauernde Alario verwandelte sicher. Bei den Gästen stand Ole Käuper bei seiner Bundesliga-Premiere gleich in der Startelf. Trainer Kohfeldt setzte den 20-Jährigen für den angeschlagenen Zlatko Junuzovic ein. Nach dem 1:0 kontrollierte Leverkusen das Geschehen und wirkte deutlich routinierter, kam aber erneut vor allem nach Bremer Fehlern zu Möglichkeiten. Werder fehlte es an Ideen, das änderte sich auch im zweiten Abschnitt nicht. Allerdings schaffte es Leverkusen nicht, die insgesamt schwache Begegnung trotz zeitweise klarer Überlegenheit vorzeitig zu entscheiden.

Hoffenheim verschärft Stuttgarts Sorgen

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann streckte die Fäuste in die Luft und brüllte seine Freude heraus, während auf der anderen Seite die Fans des VfB Stuttgart ihre geschlagenen Profis auspfiffen. Für die TSG Hoffenheim und ihren umworbener Trainer traf Mark Uth in der Schlussphase zum wenig glanzvollen Sieg. Die Abstiegssorgen des VfB werden nach vier Spielen ohne Sieg dagegen immer größer. Am Samstag empfängt Stuttgart auch noch den FC Bayern. "Wir werden die Hinrunde im ungünstigsten Fall mit 17 Punkten abschließen", sagte Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke. "Das wäre der Worst Case."

31 050 Zuschauer in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena erlebten einen Abnutzungskampf mit wenig Torchancen. Gästetrainer Hannes Wolf musste schon im ersten Durchgang Donis und seinen bislang besten Torschützen Chadrac Akolo (vier Treffer) verletzungsbedingt vom Platz nehmen. Hoffenheims Stürmer Serge Gnabry und Uth liefen sich immer wieder in der Hintermannschaft des VfB fest. Nagelsmann sagte: "Die Freude ist sehr groß, da wir viel Druck gegen einen Gegner gemacht haben, der sehr gut verteidigt hat. Wir sind froh, dass wir uns am Ende doch noch belohnt haben." dpa

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