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Letzte Runden. Am Sonntag werden die Formel-1-Autos zum letzten Mal um die auffällige Tribüne in Sepang fahren.

© Vatsyayana/AFP

Formel 1 in Malaysia: Schluss mit den Verlusten

Das Formel-1-Rennen in Malaysia stand für den Expansionskurs von Bernie Ecclestone, nun verschwindet der Grand Prix aus dem Kalender.

Überraschungssiege, Wetterchaos, heftige Diskussionen neben der Strecke – aus dieser Sicht hatte der Große Preis von Malaysia, der am Sonntag (9 Uhr/RTL ) in diesem Jahr zum letzten Mal im Formel-1-Kalender steht, schon einiges zu bieten: Das begann gleich bei der Premiere 1999 mit der vorläufigen Disqualifikation von Ferrari wegen illegaler Windabweiser, die später aufgehoben wurde. Woraufhin Mika Häkkinen für ein paar Tage Weltmeister war, sich dann aber doch erst in Japan endgültig den Titel sichern musste. 2003 holte sich in Malaysia Fernando Alonso mit 21 Jahren und 236 Tagen damals als jüngster Fahrer überhaupt die Pole-Position, Kimi Räikkönen gewann dort im 34. Anlauf sein erstes Rennen.

Der Große Preis von Malaysia war immer für große Geschichten gut. 2009 wurde das Rennen nach 31 von 56 Runden wegen eines Gewittersturms mit dem Stand Jenson Button vor Nick Heidfeld und Timo Glock abgebrochen. Nach 45 Minuten Warten auf besseres Wetter war endgültig Schluss, zum fünften Mal in der Geschichte gab es nur halbe Punkte. 2012 amüsierte Räikkönen die Fernsehzuschauer weltweit, als er sich in einer Regenpause ein Eis organisierte und es genüsslich schleckte. Was das Renault-Team dazu nutzte, kurz darauf extra USB-Sticks in Magnum-Eis-Form zu verteilen.

2013 war das Jahr von „Multi 21“, der Teamorder-Affäre bei Red Bull zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber, 2015 feierte Vettel hier seinen ersten Sieg für Ferrari und im vergangenen Jahr war es unter anderem der Motorschaden von Malaysia, der Lewis Hamilton am Ende den WM-Titel kostete.

Zu wenige Alleinstellungsmerkmale hat die Strecke von Sepang

Trotzdem betont der Brite, er werde die Herausforderung dieser Hitzeschlacht vermissen. Viele seiner Fahrerkollegen haben mit dem Ende von Malaysia nach 2017 allerdings weniger Probleme. Zu wenige Alleinstellungsmerkmale hat für sie die Strecke von Sepang, zu wenig Atmosphäre hat das schon immer unter Zuschauermangel leidende Rennen. 1999, als Malaysia zum ersten Mal im Kalender auftauchte, war der Große Preis der Beginn einer neuen Ära: Der jener exotischen Rennen, die Bernie Ecclestone in Länder ohne große Motorsporttradition, aber mit zahlungswilligen Regierungen verkaufte, die in der Formel 1 eine gute Möglichkeit sahen, Werbung und Imageverbesserung für ihr Land zu erreichen. Es folgten Rennorte wie China, Bahrain, die Türkei, Abu Dhabi, Singapur, zuletzt Russland und Aserbaidschan.

Jetzt zog die Politik die Reißleine, sogar ziemlich dramatisch durch den Ausstieg aus einem noch laufenden Vertrag. Weil man die immer größeren Verluste nicht mehr tragen wollte, die sich besonders auftürmen, seit das Malaysia-Rennen und jenes im nur 300 Kilometer entfernten Singapur innerhalb von zwei Wochen ausgetragen werden. Wobei auch noch ein innenpolitisches Thema eine Rolle spielen könnte: Selangor, der Bundesstaat, in dem die Strecke liegt, wird seit einigen Jahren von der nationalen malaysischen Oppositionspartei regiert. Und der wolle die seit 60 Jahren in Kuala Lumpur herrschende Regierungspartei auf diese Art auch eins auswischen, meinen Insider.

Den Formel-1-Verantwortlichen kam der Rückzug wohl nicht einmal so ungelegen. So konnte man für 2018 Frankreich und Deutschland problemlos wieder in den Kalender bringen, ohne die Zahl von maximal 21 Rennen, die derzeit festgelegt ist, zu überschreiten. Und in Zukunft will Liberty Media, der neuen Rechteinhaber, ja eher in Richtung USA und weiterer Stadtrennen expandieren.

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