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Wie zu Teenagerzeiten. Mario Gomez jubelt im VfB-Trikot. Foto: Marijan Murat/dpa

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Erfolgreiches Comeback beim VfB Stuttgart: Mario Gomez: Man müsste noch mal 18 sein

Mario Gomez stand beim Spiel des VfB Stuttgart gegen Hertha BSC im Fokus. Der Nationalstürmer war auch an der entscheidenden Szene beteiligt.

Es dauerte ein bisschen, bis Mario Gomez vollumfänglich bewusst wurde, dass er doch keine 18 mehr ist. Das Spiel zwischen dem VfB Stuttgart und Hertha BSC war seit mehr als einer Stunde beendet. Gomez war geduscht und geföhnt, er hatte sämtliche Fernsehanstalten des Landes mit Interviews beglückt und war jetzt nur noch eine Antwort vom Feierabend entfernt. Wie er seine erfolgreiche Rückkehr denn feiern werde, hatte ein Journalist zum Schluss noch von ihm wissen wollen. „Wie heißen die angesagten Clubs in Stuttgart?“, fragte Gomez zurück. Er sei ja lange weg gewesen und kenne sich da nicht mehr aus. Seine Antwort war nicht ganz ernst gemeint – weil Gomez, 32 Jahre alt, den Abend in aller Ruhe zu Hause zu verbringen gedachte.

Noch einmal 18 sein. Dieser Wunsch wurde Gomez am Samstag auf wundersame Weise erfüllt. Als er am Mittag mit seinen neuen Kollegen aus seinem alten Klub ins Stadion aufbrach, 3157 Tage nach seinem letzten Spiel für den VfB, fühlte er sich in eine schon ferne Vergangenheit zurückversetzt. In mehr als einem Jahrzehnt als Fußballprofi sind ihm Spiele in der Bundesliga längst zur Routine geworden; nun aber fühlte er sich wie am Anfang seiner Karriere, wie als blutiger Anfänger, ebenfalls beim VfB, „als Bundesliga etwas Großartiges, etwas Außergewöhnliches war“. Der Nationalstürmer spürte dieses Kribbeln wieder und „musste selber zwei, drei Mal schmunzeln“.

Das Schmunzeln hielt bis zum Abend an, auch wenn Gomez und der VfB beim 1:0 gegen Hertha BSC ein paar heikle Momente zu überstehen hatten. Am Ende stand der erste Sieg nach vier Niederlagen hintereinander. Und das erste Tor nach 503 Spielminuten. Gomez war daran zumindest mittelbar beteiligt, weil er Niklas Stark zu einer Intervention veranlasst hatte, die mit einem Eigentor endete. „Schön für ihn, dass ihm heute ein Assist gelungen ist“, sagte VfB-Torhüter Ron-Robert Zieler. Der Stadionsprecher schrieb das Tor sogar Gomez höchstselbst zu.

Trainer Wolf änderte für Gomez sein System

Auch wenn es in solchen Fällen eigentlich überall so gehandhabt wird, dass ein Spieler der eigenen Mannschaft als Torschütze vermeldet wird – es passte zum Hype, dem sich Gomez seit Vollzug seines Transfers ausgesetzt sieht. Und es wirkte wie eine Vergewisserung, dass es wirklich eine gute Idee war, den 32-Jährigen vom VfL Wolfsburg zurückzuholen, um die schwächelnde Offensive des VfB zu beleben. „Er wird uns enorm weiterhelfen“, sagte Stuttgarts Kapitän Christian Gentner.

Nein, Gomez hatte kein Tor erzielt. Und nein, ihm wurde auch kein Assist zugeschrieben. Trotzdem gab es Indizien, die Gentners Ansicht über den Wert des neuen Stürmers stützten. Als „Top-Spieler, Top-Typ“ bezeichnete Trainer Hannes Wolf den Winterzugang. „In der ersten Halbzeit hat er gut gespielt, viele Bälle festgemacht. In der zweiten war er etwas unauffälliger, aber der Spielentscheider.“

Unter der Woche hatte sich Wolf verstärkt mit der medialen Erwartung nach mehr Mut im Spiel des VfB konfrontiert gesehen. Bei Hertha waren sie entsprechend darauf vorbereitet, dass der junge Trainer sein System ändern und von der bewährten Fünferkette abweichen würde. Genauso kam es. Die Stuttgarter traten im 4-2-3-1 an, in dem Gomez drei Offensivspieler zur Unterstützung an seiner Seite hatte. Trotzdem oder gerade deswegen schaffte es der VfB nur selten, Gomez und seine Stärken zur Geltung zu bringen. Angesichts des Sieges aber wird die Umstellung vermutlich als rundum gelungen bewertet werden. Torhüter Zieler hob die Präsenz des Neuen hervor, und Christian Gentner lobte Gomez für seinen Einsatz und seine Ausstrahlung: „Mario ist einfach jemand, der eine Wirkung auf die gegnerischen Verteidiger hat.“

Bei all den Lobreden trifft es sich gut, dass Gomez keine 18 mehr ist. Dass er den Überschwang in beide Richtungen zur Genüge erlebt hat: als übertriebenes Lob genauso wie als überzogene Kritik. Inzwischen begegnet er beidem mit größtmöglicher Gelassenheit. Und vielleicht ist diese Haltung für den VfB im Abstiegskampf genauso wichtig wie all die Tore, die von ihm erwartet werden. Ob er denn bei seiner Rückkehr ins Stadion eine Gänsehaut gehabt habe, wurde Mario Gomez gefragt. „Man muss es jetzt auch nicht übertreiben“, antwortete er. 

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