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Das muss er nun ausziehen. Jürgen Klinsmann.

© AFP/Cox

Update

Entlassung von Jürgen Klinsmann: An den Erwartungen gescheitert

An sich ist es ein Erfolg, dass sich ein Deutscher fünf Jahre lang als US-Nationaltrainer halten konnte: Ein Kommentar zur Entlassung von Jürgen Klinsmann in den USA.

Es ist nicht bekannt, wie viel echte Fachkenntnis US-Präsident Barack Obama von der europäischen Sportart namens Soccer besitzt. Eins aber hat Obama offenbar verstanden: Man kann sein Fansein auf vier Wochen im Abstand von vier Jahren beschränken. Dieses Phänomen ist bei jeder Weltmeisterschaft auch auf deutschen Fanzonen zu beobachten: keine Ahnung vom Fußball haben und trotzdem in die ganz dicke Tuba blasen. „Wir sind noch nicht Deutschland oder Brasilien“, hat Obama also während der WM vor zwei Jahren gesagt, „aber wir haben die Chance, die WM zu gewinnen.“

Dieses Zitat illustriert ganz gut, mit welchen Erwartungen Jürgen Klinsmann als Trainer des US Soccer Teams jonglieren musste. Als er vor der Weltmeisterschaft in Brasilien verkündete, dass der Gewinn des WM-Titels unrealistisch sei, prasselte heftige Kritik auf ihn ein. Gänzlich unamerikanisch sei eine solche Haltung: Wer an einer Weltmeisterschaft teilnimmt, muss auch das gottverdammte Ziel haben, Weltmeister zu werden! Gemessen daran, ist es schon ein großer Erfolg, dass sich der Trainer aus Deutschland überhaupt fünf Jahre im Amt gehalten hat. Ihm nachfolgen wird nun der Amerikaner Bruce Arena.

Klinsmann hat den deutschen Fußball auf seine Art wachgeküsst

Klinsmann hat in den USA eine Rolle eingenommen, die ihm perfekt auf den Leib geschnitten war. Er ist einer, der die großen Linien vorgibt, der ein Projekt in Gang bringt; manche halten ihn daher für einen Revolutionär. Ein Trainer für die Ebene aber ist Klinsmann eher nicht. Bei den Bayern blieb er nicht mal eine Saison im Amt, und von der deutschen Nationalmannschaft verabschiedete er sich instinktsicher auf dem vermeintlichen Höhepunkt. Klinsmann hat den deutschen Fußball auf seine Art wachgeküsst; aber er hat nach dem Sommermärchen zumindest geahnt, dass er nicht der Richtige wäre, um dieses Projekt auch in den Alltag zu überführen.

In Deutschland wird Klinsmann längst die angemessene Hochachtung entgegengebracht. Aber auch in den USA wird – mit etwas Abstand – niemand seine Verdienste bestreiten. Er hat für das US-Team ausgewiesene Talente wie John Anthony Brooks von Hertha BSC oder den Dortmunder Christian Pulisic gewonnen, die auch für andere Länder spielen könnten.

Und dass Klinsmann nach Niederlagen gegen Mexiko und Costa Rica seinen Job verloren hat, zeigt ja nur, dass Niederlagen gegen Mexiko und Costa Rica dank seiner Arbeit inzwischen als Ausnahme angesehen werden, und nicht mehr als die Regel.

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