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Zerrbild. Mit den Freezers ließ sich in Hamburg kein Geld verdienen.

© Imago/Oliver Ruhnke

Ende der Hamburg Freezers: Erschütterte Liebe - auch bei den Eisbären Berlin

Die Hamburg Freezers sind Geschichte. Die Anschutz-Gruppe hat nicht nur einen Eishockey-Klub verabschiedet, sondern auch Vertrauen verloren. Ein Kommentar

Die Hamburg Freezers sind Geschichte. Die Anschutz-Gruppe hat Ernst gemacht.  Kurz vor Mitternacht verkündete der Investor aus den USA, dass definitiv keine Lizenz für den Klub in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beantragt wird. Noch einmal 2,5 Millionen Euro Verlust in einer Saison, das wollte sich Philip Anschutz nicht mehr antun. 14 Jahre lang hatte der US-Milliardär nur gezahlt, aber nicht verdient. 

Kein Unternehmen ist da, um Verlust zu machen

Damit gehören dem Unternehmer aus Denver von einst sechs Eishockey-Klubs in Europa nur noch die Eisbären. Aber in Berlin können sie darüber nicht glücklich sein: Die Liebe zum Klubeigner wird mit dem Fall Freezers bei den Eisbären erschüttert: Die Anschutz-Gruppe hat in Hamburg nicht nur einen Klub verabschiedet, sie hat auch Vertrauen verloren.

Aus geschäftlicher Sicht ist der Schlussstrich von Anschutz verständlich. Kein Unternehmen ist da, um Verlust zu machen. Sich von unattraktiven Geschäftszweigen zu trennen, ist legitim, wenn eine Firma auf Gewinn aus ist. Aus Sicht der vielen Fans in Hamburg, der DEL und großen Teilen der deutschen Sportszene ist die Aktion von Anschutz weniger schön: Profisport ist wie in der Heimat von Anschutz auch in Europa ein Geschäft, allerdings ein Geschäft mit vielen Emotionen und Mäzenen, die für ihre Leidenschaft zahlen, in dem Wissen, dass sie nichts verdienen können.

Die Fans sammelten eine Million Euro - vergeblich

In Hamburg hatten die Fans seit fünf Tagen, seit der Ankündigung vom Ende der Freezers, Geld gesammelt und Aktionen zur Rettung gestartet. Im Internet liefen Spenden aus dem ganzen Land ein, zum Teil auch von anderen DEL-Teams. Laut Freezers-Mannschaftskapitän Christoph Schubert war die erste Million Euro zusammen. Bis zum Ende warteten viele Hamburger Fans am Dienstag an der Geschäftsstelle des Klubs. Sie dann kurz vor Mitternacht nach 14 Jahren mit einer lapidaren Pressemitteilung abzuspeisen, wirkte - freundlich formuliert - wenig professionell.

Mag der Fall der Freezers für die Zukunft der Eisbären auch bedrohlich wirken - denn sie können sich ja kaum von ihrem Eigner emanzipieren - für den Rest der DEL und darüber hinaus den deutschen Profisport ist er eine Warnung. Wohin zu große Abhängigkeit und zu großes Vertrauen in einem allmächtigen Gesellschafter führen kann, hat der Fall Hamburg Freezers gezeigt.

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