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Jordan Owens hat in dieser Saison bisher fünf Tore für Bremerhaven erzielt.

© Imago

Eishockeyprofi lebt vegan: Jordan Owens ist ein Missionar am Puck

Eishockeyspieler Jordan Owens aus Bremerhaven beweist, dass sich harter Profisport und vegane Ernährung nicht ausschließen.

Jordan Owens schießt für einen Eishockeystürmer nicht unbedingt viele Tore. Er glänzt auch nicht durch besondere Härte. Tatsächlich taucht der Profi der Fischtown Pinguins Bremerhaven in keiner relevanten Statistik der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) weit vorn auf und dennoch ist er in gewisser Weise ein Vorreiter in seinem Sport, denn der 31-jährige Kanadier ernährt sich vegan.

Eishockey und ein Leben ohne tierische Produkte – das passt auf den ersten Blick nicht zusammen. Und ist doch ein Vorurteil, das Owens tagtäglich widerlegt. Und gegen das er ankämpft, weil oft Unwissenheit dahintersteckt. „Unser Krafttrainer war anfangs skeptisch. Er dachte, ich würde am Ende eines Spiels wegen meiner Ernährung nicht mehr genug Energie haben, weil ich kein Eiweiß zu mir nehme“, erzählt Owens. Das Thema ist inzwischen keines mehr, denn Proteine sind nicht nur in tierischer Nahrung enthalten. Und so ist Owens inzwischen sogar der Auffassung, dass es ihm körperlich bessergeht als je zuvor. „Seit ich vegan lebe, bin ich nicht einmal müde zum Training in die Halle gekommen“, sagt er.

In Kanada besuchte Owens auch Menschen, die Tiere vor der Schlachtung gerettet haben - wie hier in der Nähe von Toronto.
In Kanada besuchte Owens auch Menschen, die Tiere vor der Schlachtung gerettet haben - wie hier in der Nähe von Toronto.

© promo

2016 stellte er sein Leben radikal um. In Barcelona traf er in jenem Sommer auf drei Deutsche, kam mit ihnen ins Gespräch und erfuhr, dass sie vegan leben. „Ich habe versucht, meinen Fleischkonsum zu verteidigen, aber irgendwann sind mir die Argumente ausgegangen und dann habe ich angefangen, mich zu hinterfragen“, erzählt er. Zurück in der Heimat schaute er sich mit seiner Frau den Dokumentarfilm „Earthlings“ an, in dem es um die industrielle Massentierhaltung geht. Danach sei beiden klargeworden, dass sie nicht wie bisher weiterleben wollten – und dass sie auch Hündin Reese fortan vegan ernähren würden. „Für sie war es eine Art kalter Entzug und auch für uns war es in den ersten zwei, drei Wochen natürlich nicht immer einfach. Aber als wir die erste Hürde genommen hatten, fiel es uns nicht mehr schwer“, sagt Owens.

Am Zweiten Weihnachtstag spielt er mit Bremerhaven bei den Eisbären Berlin

Dabei ist die Ernährung gerade im Profisport ein besonders sensibles Thema. Es geht um Kohlenhydrate und Kalorien. Wenn seine Mannschaftskollegen ihre Pasta mit Hühnchen essen, bleiben für Owens oft nur die Nudeln, denen er mit Salz und Pfeffer ein bisschen Würze zu verleihen sucht. „Ich habe aber immer mein Notfallpaket dabei, gerade bei langen Busfahrten geht es auch gar nicht anders.“ Und wenn er dann wieder zuhause ist, wird er von seiner Frau kulinarisch wiederbelebt. „Sie kann fantastisch kochen“, schwärmt der 1,83 Meter große und 85 Kilogramm schwere Flügelstürmer. Dabei gibt es im Hause Owens viel Gemüse, fertige Fleischersatzprodukte wie Tofu oder Seitan sind eher die Ausnahme.

Natürlich ist seine Ernährung auch ein Thema in der Mannschaft, zumal Owens damit offen umgeht. „Ich bin ja permanent umgeben von Leuten, die meine Sichtweise nicht teilen“, erzählt er. Aber er könne mit den Kollegen über seine Motive reden und der eine oder andere würde sogar darüber nachdenken, seinen Weg vielleicht irgendwann auch zu gehen.

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Owens ist gern Missionar. Er hat eine eigene Dokumentation über Veganismus gedreht und sie bei YouTube öffentlich gemacht. „In der Mannschaft habe ich das jetzt nicht vorgeführt, aber viele Kollegen kennen den Film und wir diskutieren auch immer wieder darüber“, sagt er. Zuhause in Toronto war er bei Demonstrationen gegen Massentierhaltung dabei, Owens ist keiner der mit seiner Meinung zurückhält. „Ich tue mich schwer, nicht darüber zu reden. Schließlich geht es mir um die Tiere.“ Deren Leid ist für Owens nur schwer zu ertragen. Das geht sogar so weit, dass er sagt: „Wenn ich mich wegen meines Sports nicht mehr vegan ernähren dürfte, würde ich mit dem Eishockey von heute auf morgen aufhören.“

In seiner Heimat Kanada setzt er sich für das Tierwohl ein. Hier protestiert er vor einem Schlachthaus in Burlington Ontario, wo jeden Tag 10.000 Schweine getötet werden.
In seiner Heimat Kanada setzt er sich für das Tierwohl ein. Hier protestiert er vor einem Schlachthaus in Burlington Ontario, wo jeden Tag 10.000 Schweine getötet werden.

© promo

Dieses Problem stellt sich derzeit nicht. Am Zweiten Weihnachtstag gastiert er mit Bremerhaven bei den Eisbären Berlin (16.30 Uhr/Arena am Ostbahnhof). Der Spielplan hat es gut mit ihm gemeint, denn Berlin ist auch die vegane Hauptstadt des Landes. Also reist Familie Owens bereits tags zuvor an und genießt ein Weihnachtsmenü in einem angesagten veganen Restaurant in Mitte. Nudeln stehen dabei nicht auf der Speisekarte. Und für Hündin Reese wird sich bestimmt auch etwas finden.

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