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Toni Soederholm im Moment des Triumphes.

© dpa

Eishockeymeister RB München: Mit der Brechstange und Don Jackson

RB München wird erstmals Deutscher Meister - für Don Jackson ist es bereits der sechste Titel in der DEL. Wie nachhaltig ist der Erfolg für München als Eishockeystandort. Ein Kommentar.

Wer Don Jackson mal etwas ausführlicher jubeln sehen möchte, der muss schon auf einen ganz besonderen Moment warten. Auf so einen Moment wie den am späten Freitagabend in der Eis-Arena von Wolfsburg: Dort gewann RB München nämlich, in einer am Ende doch sehr einseitigen Serie auch das vierte Spiel in Folge gegen Außenseiter Grizzlys Wolfsburg. Diesmal mit 5:3 (2:2, 1:1, 2:0).

München ist also deutscher Eishockeymeister, Don Jackson ist wieder deutscher Eishockeymeister: Der US-Amerikaner, 59 Jahre alt, ist zum sechsten Mal Meistertrainer in der Deutschen Eishockey-Liga. Ein Trainer-Rekord in der Liga, ein Rekord des absoluten Erfolgsmenschen in seiner Sportart. Als Spieler gewann Jackson schon in einem Team mit dem legendären Wayne Gretzky mit den Edmonton Oilers den Titel in der besten Eishockey-Liga der Welt, der National Hockey League (NHL). Und das  zwei Mal. In Deutschland hat der Trainer Jackson in seinen Jahren häufiger den Titel gewonnen als nicht: 2006 und 2007 als Trainer der Düsseldorfer EG reichte es „nur“ zu einer Finalteilnahmen, 2010 schied er mit den Eisbären im Viertelfinale aus. In den anderen fünf Jahren als Cheftrainer wurde er mit den Berlinern Meister, die er schon 2005 auf dem Weg zum ersten nationalen Titel als Co-Trainer begleitete. Und in München brauchte er nun eine Saison als Anlaufzeit, um dann im zweiten Jahr gleich erfolgreich zu sein.

Es ist also unstrittig: Der Mann muss etwas können. Mehr Beleg geht ja kaum. Wobei Jackson natürlich in München nun auch ein stark besetztes Team betreuen darf, an dem sich Klubeigner Red Bull nicht eben gesund spart. Der österreichische Brausehersteller wollte den Titel, und das mit der Brechstange. Mit der Brechstange Jackson, der ja schon in Österreich für Red Bull an der Bande stand – dort allerdings 2014 im Finale der internationalen Liga am HC Bozen scheiterte.

Don Jackson erreicht seine Spieler offensichtlich

Natürlich ist der Erfolg von München sehr ein Erfolg von Jackson, er scheint seine Spieler zu erreichen. Durch eine eigentümliche Mischung aus Nähe und Distanz. In Berlin, bei den Eisbären, da nannten sie ihren Chef in den sechs Jahren alle „Donni“ und trotzdem sagte Kapitän André Rankel: „In den Kopf schauen von Don Jackson kann niemand.“

Meistertrainer Cheftrainer Don Jackson.
Meistertrainer Cheftrainer Don Jackson.

© dpa

So ist das, der große Mann kann zwar mit seinem charmanten Lächeln mitunter auch sehr angenehm gewinnend wirken, doch so richtig nahe kommt ihm in der Szene kaum jemand. Jackson gibt  wenig Preis von sich, Interviews mit dem Mann aus Minnesota zählen nicht zu den Highligts des Sportjournalismus.

Mit seiner verschlossenen Art passt Don Jackson prima zu seinem aktuellen Arbeitgeber. Die Informationspolitik und Öffentlichkeitarbeit mit der Presse ist in München sehr defensiv – so, wie bei allen anderen Feldern im Sport in denen der österreichische Konzern unterwegs ist. Spannend ist die Frage: Was wird aus dem Eishockeystandort München, Red Bulls Thema Hallenprojekt in München scheint dort immer noch in der Schwebe zu sein. Zudem hat sich der Red-Bull-Sender „Servus TV“ mit dem Finalspiel vom Freitag aus der DEL zurückgezogen, ab kommende Saison berichtet Sport 1 aus der Liga.

Was die Haltbarkeit betrifft, ist das Eishockeyprojekt München von jeher ein wackeliges – in der Olympia-Eishalle wurden ja schon andere Team Meister, Hedos oder die Barons etwa. Dazwischen hüpften auch noch mal die Maddogs München ein paar Monate über das Eis – alle Teams gibt es längst nicht mehr.

Für die Liga bleibt mit dem Titelgewinn zu hoffen, dass in München endlich mal Stabilität einkehrt. Der Titel sollte ein Anfang sein und da Don Jackson ja noch bleibt, könnte es auch nicht der letzte gewesen sein.  

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