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Die deutsche Nationalmannschaft bei der Frauen-WM in den USA.

© Carlos Osorio/AP/dpa

Eishockey-Jugendnationalspielerin: "In der Hauptsaison trainieren wir zwei- bis dreimal täglich"

Amelie Cyrulies trainiert beim Eisbären-Nachwuchs, spielt bei den OSC Eisladies in der Bundesliga und ist U-16-Nationalspielerin. Unsere Praktikantin hat die 15-Jährige interviewt.

Amelie, wie bist du auf den Sport Eishockey gekommen?

Bevor ich eingeschult wurde, sollte ich mich einer ärztlichen Untersuchung unterziehen, um meine Fähigkeiten zu testen und meine Schwächen zu analysieren. Bei mir wurden Gleichgewichtsprobleme diagnostiziert. Mir wurde geraten, mein Gleichgewichtssinn beim Eislaufen zu verbessern. Gesagt, getan. Im Eisstadion Neukölln ging ich am nächsten Tag mit meinen Eltern aufs Eis. Die Freilaufbahn befindet sich direkt neben dem Eishockeyfeld. Als ich die Jungs und Mädchen vom OSC Berlin Eishockey spielen gesehen habe, hat es mich sofort erwischt: das wollte ich auch ausprobieren. Meine Eltern organisierten mir ein Probetraining. Von da an ging ich jede Woche zum Training.

Seit wann spielst du schon Eishockey?

Ich spiele jetzt seit ungefähr 10 Jahren. Mit 9 Jahren bin ich zu den Eisbären Juniors gewechselt. Dort spielte ich in einer reinen Jungenmannschaft. Mit 13 erlitt ich einen schweren Beinbruch und anschließend eine Knieverletzung, die mich für ein knappes Jahr sportunfähig machte. Danach habe ich hart trainiert, um wieder zurückzukommen. Kurze Zeit später erhielt ich eine unglaubliche Nachricht: Ich hatte einen Platz auf der Sportschule, dem Schul- und Leistungssportzentrum Berlin (SLZB), ergattern können. Das war etwas ganz besonderes, denn eigentlich wurden in der Unterstufe der Sportart Eishockey keine Mädchen zugelassen.

Wie läuft es seitdem?

Ich war guter Dinge und sehr ehrgeizig, auf dieser Schule viel zu erreichen. Bei diesen großen Jungs hatte ich am Anfang allerdings keine Chance mitzuhalten. Inzwischen habe ich den Trainingsrückstand durch viel Arbeit wieder aufgeholt. Es folgte die erste Einladung zur Nationalmannschaft. Für die U-15- und U-16-Nationalmannschaften spielen zu dürfen, war eine große Ehre.

Wie sieht dein Alltag aus?

Ich habe in der Hauptsaison zwei- bis dreimal täglich Training. So komme ich auf neun Einheiten die Woche. Das Training ist in meine Schulzeit eingebunden. Ich habe dann oft Frühtraining, Schule, Mittagstraining, weitere Stunden Schule und am Abend ein weiteres Training mit den Damen. Am Wochenende habe ich dann Heim- oder Auswärtsspiele.

Das klingt ziemlich anstrengend.

Ja, das ist sehr kräftezehrend. Deshalb bin ich dann sehr froh, nach der Saison ausspannen zu können. Vor allem jetzt, kurz vor meinem MSA, ist es wichtig, dass ich genug Zeit habe mich vorzubereiten. Auch für Freunde habe ich jetzt endlich wieder Zeit. Aber die nächste Saison kommt und darauf freue ich mich!

Welchen Aufwand musstest du betreiben, um bei der U-16-EM dabei zu sein?

Die U-16-EM beginnt Ende April. Ich bin zur Vorbereitung in Bad Tölz eingeladen, ob ich im endgültigen Kader dabei bin, ist jedoch noch unklar. Ich muss mich sehr anstrengen, aber ich bin zuversichtlich, dass es klappt. Dafür musste ich natürlich die ganze Saison täglich hart trainieren, hoffentlich kann ich mir jetzt am Ende der Saison die Früchte meiner Arbeit holen!

Männer-Eishockey ist wesentlich beliebter als Frauen-Eishockey. Was sagst du dazu? Stört dich das?

Das kann ich nicht verstehen. Sicher ist Frauen-Eishockey ein wenig langsamer als bei den Männern. Wir kriegen aber im Gegensatz zum Frauen-Fußball gar kein Geld für unsere Leistung. Ich spiele bereits in der 1. Bundesliga und wir müssen vieles selbst bezahlen. Das wir die Auswärtsfahrten kostenlos machen dürfen, haben wir unserem tollen Team zu verdanken. Hinter dem Team stehen nämlich eine Menge Personen, die sich um Sponsoren, Hotels, Trainingszeiten und Verpflegung kümmern. Vor allem das konservative Denken vieler Menschen macht mich wütend. Warum bin ich eigentlich das einzige Mädchen im Jungenteam? Warum sind Mädchen immer die Außenseiter im Eishockey? Warum wird Männer-Eishockey im Fernsehen übertragen und Frauen-Eishockey nicht? Ich bin 15 Jahre alt und habe noch eine lange Zeit vor mir. Auf jeden Fall werde ich mich dafür einsetzten, Frauen-Eishockey populärer zu machen!

Nach der verpassten Olympia-Qualifikation stehen die deutschen Eishockey-Frauen im Halbfinale der WM. Was denkst du ist deren Erfolgsrezept?

Ein großer Aspekt ist sicher der Zusammenhalt im Team. Die verpasste Olympia-Qualifikation war ein harter Schlag. Jetzt kurze Zeit später wieder eine solche Leistung zu erbringen, verdient den höchsten Respekt.

Denkst du die deutschen Damen können den Einzug ins Finale gegen die USA schaffen?

Alles ist möglich! Das wird sicher ein schweres Spiel. Wenn sich das Team konzentriert und zusammenhält, können sie das schaffen.

Was sind deine Ziele für die nähere Zukunft?

Nächstes Jahr steht der Sprung in die U-18-Nationalmannschaft an. Dafür muss ich mich jetzt beweisen. Zunächst muss ich mich aber auf die Schule konzentrieren, der MSA und der Übergang in die Oberstufe stehen bald an.

Navina Kuhn

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