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Garmischer Bursch. Verteidiger Marcus Weber (rechts) ist einer von neun Spielern im aktuellen Nürnberger Team, die aus dem Bundesland Bayern stammen.

© dpa

Eisbären beim Tabellenführer: Made in Nürnberg

Eisbären-Gegner Nürnberg Ice Tigers ist mit seiner Personalpolitik in dieser Saison sehr erfolgreich - weil der Klub nicht nur auf starke Ausländer setzt, sondern auch viele Franken und Bayern einsetzt.

Den Ruf, eine Liga mit Söldnertruppen zu sein, den ist die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) noch nie los geworden. Es gab Zeiten kurz nach dem Bosman-Urteil, da war Sven Felski der einzige deutsche Stammspieler bei den Eisbären, und bei den Fischtown Pinguins in Bremerhaven sieht das auch heute nicht anders aus. Da sprechen in der Kabine quasi alle Spieler Englisch als Muttersprache. Aber Bremerhaven ist eine Ausnahme, in in der Liga gibt es durchaus Mannschaften mit viel Lokalkolorit im Team: Zum Beispiel die Nürnberg Ice Tigers, aktuell Tabellenführer. Zwar haben die Franken die üblichen neun Ausländer im Kader und auch noch zwei, drei eingedeutschte Spieler, aber im Wesen bilden einheimische Profis den Kern der Mannschaft: Neun Spieler sind im Team, die aus dem Bundesland Bayern kommen, zwei Stammspieler sind sogar in Nürnberg geboren.

Dabei leben die Ice Tigers – wohl wegen ihres solventen Mäzen Thomas Sabo – mit dem Ruf, sich immer wieder kostspielig mit Personal zu verstärken, das schon in der National Hockey-League (NHL) viel Geld verdient hat. Das stimmt auch. Nürnberg hat mehr Erfahrungen aus der nordamerikanischen Profiliga im Kader als jedes andere Team in der DEL.

Steven Reinprecht (713 NHL-Einsätze), Tom Gilbert (672), Dave Steckel (456), Ex-Eisbären Verteidiger Milan Jurcina (451) oder auch Philippe Dupuis (116) und Brandon Segal (103) haben einen großen Teil ihrer Karriere in der besten Liga der Welt verbracht. Aber den Kern der Mannschaft machen die Bayern aus. Zu einem großen Teil kommen sie aus Bad Tölz: Yasin Ehliz, Leo Pföderl, Marco Pfleger und Torwart Andreas Jenike lernten einst unter den Trainern Florian Funk und Lorenz Funk Senior – zur Zeit, als dessen Sohn Lorenz Funk junior noch Sportdirektor bei den Franken war, hatte der DEL-Klub eine Kooperation mit den Tölzern. Inzwischen kooperieren die Ice Tigers mit Bayreuth, Tölz spielt in Liga zwei.

Viele Verletzte: Gegen die ebenfalls dezimierten Eisbären haben die Franken Aufstellungsprobleme

Pföderl und Ehliz gelten nun als zwei der besten deutschen Eishockeystürmer überhaupt, ohne ihren Förderer Funk Senior wären sie wohl nie so weit gekommen. Vor sieben Jahren empfahl er sie nach Nürnberg. Der vor wenigen Wochen verstorbene Funk sagte noch kurz vor seinem Tod über den „Jazzin“, wie er ihn nannte: „Der ist ein hundertprozentiger Profi, stellt alles hinten dran für seinen Sport, der ist immer topfit.“

Vor Verletzungen ist allerdings auch Ehliz nicht gefeit. Am Freitag in Nürnberg im Spiel gegen die Eisbären (19.30 Uhr) wird er wohl fehlen – wie fünf andere Kollegen auch, darunter Patrick Reimer, der mit Ehliz und Reinprecht für gewöhnlich die beste Nürnberger Sturmreihe bildet. Trainer Rob Wilson spricht nennt die sich summierenden Verletzungen einen „Domino-Effekt“. Die gesunden Spieler würden zu sehr beansprucht wegen der vielen Verletzten der anderen. So gäbe es mehr und mehr Blessuren.

Trotzdem waren die Ice Tigers zuletzt sehr erfolgreich, sie siegten fünf mal in Serie und sind eine von vier Mannschaften, die in den ersten 13 Spieltagen gegen den aktuell Tabellendritten Eisbären gewinnen konnten. Gleich zum Saisonauftakt beim 4:2 am 8. September in Berlin. Die Eisbären reisen übrigens auch angeschlagen zu den Franken: Martin Buchwieser, André Rankel, Louis-Marc Aubry und Nick Petersen werden fehlen. Insofern gleicht sich das aus.

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