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Die gigantische Eröffnungsfeier der "Paralympics Rio 2016" im Maracana-Stadion. Das damalige Team der deutschen und brasilianischen Schülerreporter der "Paralympics Zeitung" war live dabei. Bereits vier Jahre zuvor, 2012 in London, hatten die Paralympischen Spiele mit einer Rekordzahl von Zuschauern und Athleten den Durchbruch geschafft.

© Thilo Rückeis

Die Paralympische Bewegung: Gewachsen mit der Zeit

Vom Sport für Rollstuhlfahrer zu einer der wichtigsten internationalen Sportwettkampfevents: die Entstehung und Entwicklung der Paralympics

Das Stoke Mandeville Krankenhaus: der Geburtsort für die Idee der Paralympischen Spiele. Ludwig Guttmann emigrierte während des Zweiten Weltkriegs nach Aylesbury, England. Der jüdisch-deutsche Neurologe konnte dank seines hervorragenden professionellen Rufs im Februar 1944 seine Klinik eröffnen. Als Teil der körperlichen und psychischen Rehabilitation seiner Patienten führte Guttmann Spiele und Sport in das Programm ein. Er erkannte die Vorteile eines Sportwettbewerbs und war überzeugt von dem positiven Einfluss der Bewegungen für gelähmte Menschen. Im Juli 1948 veranstaltete Guttmann in der Disziplin Bogenschießen die ersten "Stoke Mandeville Spiele" in seiner Klinik mit 16 Kriegsveteranen, parallel zur Eröffnung der Olympischen Spiele in London. Es ist praktisch die Geburtsstunde der Paralympischen Bewegung.

Vier Jahre später fanden die ersten internationalen Stoke Mandeville Spiele in Aylesbury mit Teilnehmern aus den Niederlanden statt, zunächst nur für Rollstuhlfahrer. Im Jahre 1960 veranstaltete Rom die neunten Stoke Mandeville Spiele, im Anschluss an die Olympischen Spiele. Zwar wurde der Titel "Paralympics" erst 1984 vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eingeführt, doch die Spiele in Rom kann man als die ersten Paralympics bezeichnen. Mit fast 400 Athleten aus 21 Ländern war es das erste Mal, dass die Spiele außerhalb von Stoke Mandeville in einem anderen Land stattgefunden haben. Guttmanns Idee von Sport für Menschen mit Behinderung galt nun als internationaler Wettkampf.

Nach dieser erfolgreichen Premiere wurde entschieden, dass die "Stoke Mandeville Spiele" alle vier Jahre am selben Ort wie die Olympischen Spiele stattfinden sollten. Dies war dennoch nicht immer möglich. Beispielsweise verweigerte Los Angeles während der Sommerspiele 1984 die Organisation des Paralympics Wettkampfes und Sarajevo konnte im gleichen Jahr die Winterspiele nicht behindertengerecht ausrichten.

Einer der entscheidenden Höhepunkte der Paralympischen Entwicklung ereignete sich während der Sommerspiele 1988 in Seoul. Die Spiele, die nun offiziell den Titel "Paralympics" trugen, fanden nicht nur direkt im Anschluss der Olympischen Spiele statt, sondern auch in der gleichen Stadt und sogar an denselben Veranstaltungsorten. Südkorea präsentierte die Paralympics unter gleichen Bedingungen wie die Olympischen Spiele: samt eindrucksvoller Eröffnungs- und Abschlusszeremonien, gefüllten Stadien und Berichterstattungen in den Medien. Während der Entwicklung hatten die Spiele auch mit Skandalen zu kämpfen, wie beispielsweise die Teilnahme von Nicht-Behinderten Sportlern in der spanischen Basketballmannschaft während den Paralympischen Spielen 2000 in Sydney. Doch die Paralympics bekamen mehr Aufmerksamkeit, die Teilnehmerzahl stieg an und nach und nach entwickelte sich für Athleten mit Behinderung eine organisierte Struktur. Die Sommer Paralympics 2012 in London schafften mit fast 4200 Teilnehmern aus 164 Nationen einen neuen Rekord. Trotz einiger Hürden und Rückschläge haben sich die "Stoke Mandeville Spiele" bemerkenswert transformiert: Von Bogenschießen für Rollstuhlfahrer zu den Paralympics mit insgesamt 28 Disziplinen bei Sommerspielen. Guttmanns Vision von Sport als Rehabilitation für seine Patienten hat sich ausgezahlt und sich zu einem wichtigen international anerkannten Sportwettbewerb entwickelt. Im März 2018 geht es wieder nach Südkorea. Sechs Disziplinen, 670 Athleten, 45 Länder: Die Winter Paralympics 2018 in PyeongChang – hoffentlich ein weiterer Höhepunkt in der Paralympischen Bewegung.

Jisu Yon

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