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Gute Haltung. Joshua Kimmich genießt bei Bundestrainer Löw größte Wertschätzung.

© dpa

Die Konstante in der Nationalmannschaft: Außenverteidiger Joshua Kimmich spielt immer

Bundestrainer Joachim Löw macht von seinen personellen Möglichkeiten rege Gebrauch. Nur Joshua Kimmich vom FC Bayern München ist von der Rotation ausgenommen.

Wenn man mal die Chance hat, einen Spieler des großen FC Bayern München zu befragen, muss man diese Chance natürlich auch nutzen. Vor allem, wenn es bei den Bayern so sensationelle Entwicklungen gibt wie in dieser Woche. Also ist auch Joshua Kimmich einvernommen worden, was er denn von der Rückkehr des Trainers Jupp Heynckes halte. Tiefschürfende Erkenntnisse aber hat der junge Mann nicht beitragen können. Als Heynckes zuletzt die Bayern trainiert hat, stand er selbst noch bei der U 23 des VfB Stuttgart unter Vertrag. Man vergisst das leicht: Joshua Kimmich spielt zwar längst wie ein Routinier, ist mit seinen 22 Jahren aber längst noch keiner.

Gerade erst hat der Münchner eine weitere Größe des deutschen Fußballs überholt – und was für eine. Beim Länderspiel am Donnerstag gegen Nordirland stand Kimmich zum 22. Mal hintereinander vom An- bis zum Abpfiff für die Fußball-Nationalmannschaft auf dem Platz, einmal häufiger als Franz Beckenbauer. Auf eine längere Serie kommt jetzt nur noch Berti Vogts, der es in seiner Länderspielkarriere auf 26 und 34 Neunzig-Minuten-Einsätze hintereinander gebracht hat. Auszuschließen ist es nicht, dass Kimmich auch Vogts noch einholt.

Die Fluktuation im Nationalteam ist heutzutage zwar deutlich höher als zu Vogts’ Spielerzeiten in den Sechzigern und Siebzigern, und Bundestrainer Joachim Löw macht von seinen personellen Möglichkeiten auch exzessiv Gebrauch. Joshua Kimmich aber spielt immer. Seitdem der Münchner bei der EM 2016 im Vorrundenspiel gegen Nordirland sein Pflichtspieldebüt gefeiert, hat er keine einzige Sekunde mehr verpasst. „Der Jo ist einfach ein Klassespieler“, sagt Löw, „eine unglaublich positive Erscheinung in unserer Mannschaft.“

Leno, Can und Sané beginnen gegen Aserbaidschan

Es wäre schon ein mittleres Wunder, sollte Kimmich an diesem Sonntag (20.45 Uhr, live bei RTL) gegen Aserbaidschan nicht in der Startelf stehen – auch wenn die Begegnung nach der vorzeitigen Qualifikation für die WM nur noch statistischen Wert hat. Löw hat zudem umfangreiche personelle Veränderungen angekündigt: Bernd Leno wird im Tor stehen, Emre Can im defensiven Mittelfeld beginnen und Leroy Sané erstmals seit Ende März wieder in der Startelf stehen. Gemeinsam mit Joshua Kimmich.

Das liegt auch daran, dass der 22-Jährige aktuell keine echte Konkurrenz hat. „Auf der Position des Außenverteidigers haben wir nur Joshua Kimmich, der immer auf ganz hohem Niveau spielt“, sagt Löw. Jeremy Toljan (Dortmund) und Lukas Klostermann (Leipzig) sind zwar talentiert, in den Augen des Bundestrainers aber noch nicht so weit, dass sie Kimmich wirklich herausfordern können. „Da haben wir noch ein bisschen Schuld abzuarbeiten“, sagt Löw. Die Außenverteidiger sind in der Ausbildung lange vernachlässigt worden. Selbst beim WM-Sieg 2014 musste sich der Bundestrainer mit fachfremden Kräften begnügen und zwei Innenverteidiger (Benedikt Höwedes, Shkodran Mustafi) aufbieten.

Ist er schon weiter als Philipp Lahm mit 22?

Auch Kimmich ist kein gelernter Außenverteidiger, sondern im Mittelfeld zu Hause. Sein Werdegang erinnert an den von Philipp Lahm, der den Mangel auf der Außenverteidigerposition jahrelang erfolgreich überspielt hat – mal links, mal rechts, je nachdem wo gerade größerer Bedarf bestand. Für Karl-Heinz Rummenigge, den Vorstandschef der Bayern, ist Kimmich sogar schon weiter, „als es Philipp Lahm zum selben Zeitpunkt war“. Ob das wirklich so ist, sei mal dahingestellt. Unstrittig ist: Kimmich ist einfach gut. „Er macht unglaubliche Wege, ist vorne auf der Höhe der gegnerischen Verteidiger, aber auch hinten präsent und im Zweikampf sehr aggressiv“, sagt Löw. Beim 3:1-Sieg gegen Nordirland erzielte er sein drittes Länderspieltor, zudem bereitete er das 1:0 vor. Es war bereits sein achter Assist in der WM-Qualifikation. Kein anderer Spieler hat mehr.

Dass Kimmich immer spielt, hat also ganz sicher nichts mit der Schwäche der anderen zu tun. Es liegt vor allem an seiner Stärke.

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