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Die deutschen Nationalspieler Jan Obschernikat (Mitte) und Julian Real versuchen, Serbiens Gavril Subotic zu blocken.

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Deutsche Wasserballer: "Wir können es wieder zu Olympia schaffen"

Rainer Hoppe, der neue Wasserball-Vorsitzende des Deutschen Schwimm-Verbands, spricht im Interview über die Zukunftschancen der Nationalmannschaft.

Von Johannes Nedo

Übertriebene Ziele hatten sich Rainer Hoppe und Hagen Stamm vor dem Weltliga-Spiel gegen Olympiasieger Serbien in Berlin nicht gesetzt. Als der neue Wasserball-Vorsitzende des Deutschen Schwimm-Verbands und der Interims-Bundestrainer am Dienstagabend nach der Partie dann in der Schwimmhalle Schöneberg ein Fazit des 9:15 gegen den großen Favoriten zogen, fiel dies trotz der deutlichen Niederlage durchaus positiv aus. „Wir haben beherzt gespielt – und die Serben sind das Nonplusultra“, sagte Stamm. „Unsere Mannschaft hat Potenzial. Aber ich kann innerhalb von drei Trainingseinheiten auch nicht aus Entenküken Seeadler machen.“

Der Präsident der Wasserfreunde Spandau 04, der für zwei Spiele als Trainer eingesprungen war, zeigte sich begeistert davon, wie motiviert die vielen jungen Nationalspieler sind. „Man sieht aber auch noch große Leistungsunterschiede innerhalb der Nationalmannschaft“, sagt er. „Wir brauchen daher noch mindestens zwei Jahre, um die nächsten Turniere erfolgreich angehen zu können.“

Der Krefelder Hoppe äußerte sich dann ausführlich im Interview zur Situation der deutschen Wasserballer und der Suche nach dem neuen Bundestrainer.

Rainer Hoppe hat bei den deutschen Wasserballern derzeit einige Baustellen.
Rainer Hoppe hat bei den deutschen Wasserballern derzeit einige Baustellen.

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Herr Hoppe, war das 9:15 gegen Serbien ein guter erster Schritt beim Neuaufbau der deutschen Nationalmannschaft?

Auf jeden Fall. Man muss den vielen jungen Spielern, die wir ausprobieren, einfach die Möglichkeit geben, Erfahrungen zu sammeln. Denn ein Mensch ist ja die Summe seiner Erfahrungen. Das hilft den Talenten enorm. Darum sind wir ja auch in der Weltliga. Zudem freuen sich die Spieler auf die Duelle mit starken Gegnern und können viel mitnehmen.

Die verpassten Olympischen Spielen in Rio und die verpasste WM 2017 belastet das Team nicht mehr?

Die Spieler haben aus den Enttäuschungen viel Kraft gezogen, um sich zu zeigen: Wir können es wieder zu Olympia schaffen. Die Mannschaft ist sehr harmonisch und sehr motiviert. Die Spieler freuen sich auf die Zukunft und wir versuchen ihnen diese zu geben. Deshalb kämpfen wir neben der Finanzierung, die nun für 2017/18 seitens des DOSB bewilligt wurden, auch weiter um die Stützpunkte.

Welche Ziele verfolgen Sie dabei?

Man darf nicht nur auf die Zentralisierung setzen. Das ist bei den Stützpunkten nicht das einzige Modell. Die Versorgung vor Ort muss optimal sein. Wenn das so ist, warum soll ich dann zentralisieren? Wir als Verband müssen die Strukturen und die Finanzen absichern – und wir müssen endlich die Trainer einstellen können. Wir werden die Stellen jetzt ausschreiben, um sie dann auch so schnell wie möglich besetzen zu können.

Dann geht es auf dieser Baustelle erstmal voran?

Die avisierten Gelder geben uns die Luft für die nächsten beiden Jahre. Dann liegt es an uns, mit Leistungen auf Grundlage der geplanten Veränderungen zu überzeugen. Wenn das alles gut anläuft, sind wir superoptimistisch. Mit unserer neuen Struktur haben wir einen gangbaren Weg vorgeschlagen, der mittel- und langfristig erfolgreich sein kann. Dafür brauchen wir aber auch die Unterstützung des Deutschen Schwimm-Verbands und des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Wie sieht der Zeitplan für den neuen Weg der Wasserballer aus?

Wir stehen vor einer großen Richtungsentscheidung. Die Perspektivplanung ist auf Olympia 2024 angelegt. Wie realistisch die Olympischen Spiele 2020 in Tokio für uns sind, hängt auch davon ab, ob wir bis 2018 unsere Ziele erreicht haben. Dann schauen wir uns das nochmal genauer an. Dann werden ja auch erst die Finanzen für diese Jahre neu vergeben werden.

Es hängt also mal wieder vom Faktor Geld ab?

Wir müssen den Athleten neben der sportlichen und finanziellen Unterstützung auch eine Perspektive bieten, wie sie Wasserball und berufliche Ausbildung verbinden können. Dafür müssen wir die Rahmenbedingungen in der Schule und Universität schaffen - um den Einstieg in den Beruf zu erleichtern. Es muss für die Sportler die stabile Zone geben, dass sie danach sicher einen Job finden. Sporthilfe darf nicht in Hartz IV enden.

Für die Wasserballer geht es also auf mehreren Ebenen um die Existenz?

Derzeit geht es um alle kleinen Sportarten. Es wäre doch schade, wenn wir nun eine monopolistische Struktur im deutschen Sport bekommen, in der nur auf einige Sportarten gesetzt werden soll, die die Medaillen bringen. Das ist eine sehr naive Betrachtungsweise. Es darf aber nicht nur um Medaillen gehen. Für mich gehört im Sport in unserer Gesellschaft auch dazu, wie man mit seinen Schwachen umgeht. Sport ist ein elementarer Bestandteil unserer Gesellschaft – und Sport ist nicht nur Fußball.

Dann gibt es ihrer Meinung nach ein Zwei-Klassen-System im Sport? Fußballer und alle anderen?

Jeder Athlet, der auch für eine Randsportart riesigen Aufwand betrieben hat und sich durch die vielen Trainingseinheiten gequält hat, ist im weiteren Leben ein Vorbild und ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft. Und das ist aus meiner Sicht wichtiger, als dass man während der aktiven Karriere Reichtümer ansammelt. Denn in den Randsportarten gibt es ja keinen Athleten, der nach der Karriere nicht mehr arbeiten muss.

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