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Durchkommen ist alles. Nationalspieler Jacobus Otto (Mitte) will am Sonnabend mit Heidelberg den Titel von Pforzheim zurückerobern.

© picture alliance / Jürgen Keßler

Deutsche Meisterschaft im Rugby: 30 Männer und ein Ei

Heidelberg und Pforzheim spielen in Berlin um den Meistertitel im Rugby – das Finale will Gastgeber Rugby Klub 03 bald auch einmal erreichen.

Sie haben das Ei natürlich nicht im Süden der Republik erfunden. Dafür ist Deutschland im Rugby weltweit gesehen zu sehr Nebendarsteller. Aber in der hiesigen Szene sind die Kräfte eindeutig verteilt. Zum fünften Mal in sechs Jahren kämpfen der Heidelberger RK und der TV Pforzheim im Endspiel um die deutsche Rugbymeisterschaft. Berlin spielt aber mit, als Kulisse: Am Sonnabend steigt das Finale um 15 Uhr im Stadion an der Buschallee in Weißensee, der Arena des Rugby Klubs 03.

Liebend gerne hätte der Verein aus dem Berliner Nordosten nicht nur veranstaltet, so eine Finalteilnahme im 50. Jahr des Bestehens wäre wohl zu einer flotten Jubiläumsfeier geworden. Aber im Halbfinale vor zwei Wochen war gegen Meister Pforzheim wie schon im Vorjahr Saisonfeierabend (15:52). Auch deutlich (69:12) setzte sich Heidelberg in Hannover bei Germania List durch. Die Süd/West-Staffel der zweigeteilten Bundesliga ist ein gutes Stück stärker als die Nord/Ost-Klasse, in deren acht Teams starkem Teilnehmerfeld sich die Berliner in dieser Saison zum zweiten Mal in Folge durchgesetzt haben – klar vor dem Berliner Rugby Club (nach 14 Spieltagen am Ende nur Tabellenvierter), den der Klub aus Weißensee als erste Kraft in Berlin abgelöst hat.

Für das Finale rechnet man mit 1000 Besuchern – eine gigantische Kulisse

Lutz Joachim, Teammanager des RK 03, sagt: „Klar ärgern wir uns ein bisschen, dass wir nicht bei unserem Finale daheim mitspielen können. Ein Sieg gegen Pforzheim im Halbfinale wäre sicherlich unter bestimmten Umständen möglich gewesen und der gesamte Verein hatte das Jahr über diesen Traum im Finale zu stehen.“ Nun kann sich der Klub auf die Rolle als guter Gastgeber konzentrieren, mit der neuen Tribüne ist das Stadion an der Buschallee eine der besten Rugby-Anlagen in Deutschland. Gut 2000 Zuschauer haben Platz. Für das Finale rechnet Joachim am Sonnabend mit 1000 Besuchern, was für deutsche Rugby-Verhältnisse eine gigantische Kulisse ist. Nur zu Länderspielen geht da noch mehr mit den Zuschauern.

1989 hat es der BRC als bislang einziger Klub aus Berlin in ein Endspiel um die deutsche Meisterschaft geschafft. Der Abstand zu Rekordmeister Heidelberger RK ist aus Berliner Sicht riesig – seit 2006 stand immer ein Team aus Heidelberg im Finale. Die Klubs aus der einstigen Rugby-Hochburg Hannover haben da auch erst einmal abgedankt, seit 2005 war kein Team aus Niedersachsen im Finale. Pforzheim, vergangene Saison Überraschungsmeister, ist in der Riege der besten deutschen Klubs noch Neuling.

Der sportliche Abstand zu Heidelberg und auch zum TV Pforzheim sei schon noch vorhanden, sagt Lutz Joachim vom Rugby Klub 03 Berlin. Im Süden würden sie eben sehr viel Geld „in die Hand nehmen, um ihren Spielern profiähnliche Bedingungen zu ermöglichen“. Da würden etwa Jobs vermittelt, die ein optimales Training ermöglichen würden. Spieler aus den Rugby-Nationen Südafrika, Australien oder Neuseeland seien so nach Heidelberg und Pforzheim „gelockt“ worden.

Vom Konstrukt her sieht Lutz Joachim allerdings seinen Klub mit guten Perspektiven. „Unsere Vereinsstruktur ist auf die Entwicklung des Nachwuchses in Richtung der Herrenmannschaft ausgerichtet. Bei uns spielen um die 200 Kinder Rugby, fast unsere gesamte Bundesligamannschaft besteht aus Spielern aus dem eigenen Nachwuchs.“ Vielleicht, sagt Joachim, schaffe es der RK 03 mit dieser Strategie auch einmal ins Finale. Dann wäre der Erfolg aus eigener Kraft erarbeitet und nicht nur eingekauft.

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