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Zaubern soll er und noch ein bisschen mehr. Einer Sache kann sich Pep Guardiola bei den Bayern sicher sein: Die Erwartungen an den neuen Trainer werden garantiert nie zu niedrig sein.

© AFP

Bundesliga-Vorschau, Teil 18: Bayern München: Karneval der Kompetenzen

Mit dem Spiel FC Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach startet heute die Fußball-Bundesliga . In unserer Serie haben wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine vorgestellt. Letzte Folge: Kann der FC Bayern erfolgreicher spielen als in der vergangenen Saison? Nein, aber vielleicht noch ein wenig schöner.

Was hat sich verbessert?

Besser geht’s nicht, hieß es am Ende der vergangenen Saison. Der neue Trainer Pep Guardiola startet deshalb mit einer schweren Bürde. Aber wer mit dem FC Barcelona in vier Jahren 14 Titel gewinnt und nebenher eine grandiose Ära prägt, der sollte doch auch dem FC Bayern noch etwas beibringen können. Die Totalrochaden in der sechswöchigen Vorbereitung führten immerhin dazu, dass nun jeder Fußballinteressierte die hohe Qualität von Philipp Lahm als Mittelfeldspieler kennt. Hilfreich für die Saison ist dies zunächst aber nicht, denn der Kapitän wird als rechter Außenverteidiger dringender gebraucht. Guardiola hält nicht viel von einer Doppelsechs vor der Abwehr und von einem starren System auf dem Feld. Er hat wissen lassen, seine Mannschaft solle – wie er auf der Bank und auf dem Trainingsplatz – dynamisch agieren. „Rennen, rennen, rennen. Mit dem Ball greifen alle elf Spieler an, und ohne Ball verteidigen alle“, erklärt er seine Taktik. Klingt ebenso einfach wie der Ratschlag, den er der Mannschaft vor dem Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach geben wird. „Geht raus und spielt“, werde er in der Kabine sagen, hat Guardiola angekündigt. Franz Beckenbauer, der Urheber dieser simplen Formel, lässt grüßen.

Wer sind die Stars?

Bei Bayern spielen eigentlich nur Stars, Jan Kirchhoff und Mitchell Weiser vielleicht mal ausgenommen, ebenso die Nachwuchsspieler Pierre-Emile Hojberg oder Patrick Weihrauch. Deshalb ist beim Triple-Sieger die Einteilung nach Publikumslieblingen aussagekräftiger: Bei den Fußball-Ästheten gewinnt natürlich Franck Ribèry, knapp vor Arjen Robben. Bei den Teenies liegt Xherdan Shaqiri ganz weit vorne und für Haarfetischisten geht natürlich nichts über Dante. Damen mittleren Alters würden am liebsten David Alaba adoptieren und für die Freunde flacher Hierarchien ist Philipp Lahm die Nummer eins. Als idealer Schwiegersohn gilt Manuel Neuer und kleine Mädchen finden Bastian Schweinsteiger toll. Thomas Müller passt fast in jede Kategorie und liegt deshalb vielleicht nirgendwo ganz vorne. Aber es gibt doch einen Top-Star, der alle überstrahlt: Er sitzt auf der Bank oder steht davor und gestikuliert gelegentlich wild Richtung Spielfeld. Mit Pep Guardiola können vermutlich nur Frisöre nicht sonderlich viel anfangen.

FC Bayern München: Wer hat das Sagen?

Sportlich natürlich Guardiola. Ein bisschen darf sich auch Matthias Sammer einbringen. Der Sportvorstand hat aber in der vergangenen Saison, seiner ersten bei den Bayern, gelernt, dass man dem Trainer besser nicht zu offensichtlich auf die Finger schaut. Der FC Bayern ist außerdem reich an Alphatieren, von denen immer einer etwas zu sagen hat. Sätze, die bei anderen Vereinen kaum Beachtung finden, lösen in München manchmal mittlere Beben aus. Beckenbauer, Rummenigge, Hoeneß – nicht alle Trainer sind mit dieser geballten Kompetenz zurechtgekommen. Oder die Bayern-Koryphäen nicht mit allzu selbstbewussten Männern auf der Bank – wie Louis van Gaal. Auf dem Platz gab zuletzt Bastian Schweinsteiger den Ton an, und es lassen sich wenige Gründe finden, warum es in dieser Saison anders sein sollte – egal, ob er nun auf der Sechserposition oder weiter vorne im Mittelfeld spielt.

Was erwarten die Fans?

Titel und Pokale, natürlich. Verwöhnt von einer Saison der Superlative darf es nun auch gerne ein bisschen mehr sein. Der europäische Supercup zum Beispiel Ende August, dann im September in Marokko die Klub-WM – und am Ende der Saison noch ein paar Partys auf dem Münchner Marienplatz. „Wir sollen jedes Spiel sieben oder acht zu null gewinnen“, sagt Trainer Guardiola. Ein paar Rekorde, am besten die eigenen, könnte man auch gleich noch brechen: Die 100-Tore- Marke in der Bundesliga haben die Münchner in der vergangenen Saison verpasst. Der 25-Punkte-Vorsprung vor Borussia Dortmund ist ausbaufähig, und diese eine Niederlage gegen Leverkusen war ziemlich überflüssig. In diesem Jahr haben die Bayern bis kurz nach Ostern gebraucht, um die Meisterschaft einzufahren. Nun könnten sie die Karnevalszeit anpeilen.

Und sonst?

Auf dem Platz muss sich das Team noch an die Anforderungen von Pep Guardiola gewöhnen, daneben hat es der Trainer bereits geschafft, einen eigenen Stil zu prägen. Er trägt vorzugsweise braun-blau karierte Hemden. Es ist nicht immer das gleiche Modell, das Muster variiert leicht. Mal dominiert die Farbe Braun mehr, mal weniger. Mal sind die Karos etwas größer, mal sehr klein. Guardiola hat reichlich Auswahl. Noch ungeklärt ist die Frage, woher er sein Sortiment bezieht. Aus Barcelona? Mailand? Oder München? Gut möglich, dass Guardiola unter modischen Aspekten Nachahmer findet. Zumindest in München.

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