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Nicht immer Herr seiner Emotionen. Leverkusens Trainer Roger Schmidt.

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Update

Bundesliga-Trainer für zwei Spiele gesperrt: Roger Schmidts Worte tun nicht weh

Fußball ist ein Kampfspiel, dazu gehört auch Kampfrhetorik. Das wollen die Zuschauer sehen und hören. Zu behaupten, Roger Schmidt hätte seine Vorbildfunktion verletzt, zeugt von Doppelmoral. Ein Kommentar.

Was bist du denn für ein Spinner? Halt doch einfach die Schnauze! Sicher nicht die feinste Wortwahl, der sich Leverkusens Trainer Roger Schmidt da bediente, um seinen Kollegen Julian Nagelsmann zur Ruhe aufzufordern. Zumal Schmidt mit seiner aufbrausenden Art nicht das erste Mal auffällig wurde. Im Februar hatte er sich der Aufforderung des Schiedsrichters widersetzt, auf die Tribüne zu gehen, was im Nachgang zu einer Sperre von fünf Spielen für Schmidt führte. Für seine Auseinandersetzung mit Nagelsmann wurde Schmidt wegen unsportlichen Verhaltens für zwei Ligaspiele gesperrt.

In ihrer Schwere handelt es sich dabei aber um zwei höchst unterschiedliche Fälle. Die Anweisung des Schiedsrichters zu missachten, rüttelt an den Grundfesten des Spiels. Sobald Akteure plötzlich beschließen, die entscheidende Instanz einfach zu ignorieren, machen Regeln keinen Sinn mehr. Schmidt wurde damals seiner Vorbildfunktion nicht gerecht, Nachahmer dürften sich in allen Spielklassen gefunden haben.

Wenn nun Trainer, egal in welcher Liga, ihren Gegenüber frei nach Schmidt als Spinner bezeichnen, stellt das mitunter eine Verbesserung des Umgangstons dar. Was während der 90 Minuten so manchmal gebrüllt wird, ist deutlich tiefer unter der Gürtellinie anzusiedeln als Schmidts Worte. Nicht nur in der Bundesliga, erst Recht auf den Amateurplätzen bei Jugend- wie Erwachsenenspielen. Da werden oft Dinge gerufen, die weitaus weniger akzeptabel sind. Egal ob von pöbelnden Eltern, zeternden Rentnern und anderen Besuchern. Das alles passiert ja nicht, weil es ständig in der Bundesliga vorgelebt wird.

Nun die Frage zu konstruieren, ob Schmidt für Bayer Leverkusen noch tragbar ist, zeugt von Doppelmoral. Fußball ist von seiner Konzeption her ein Kampfspiel, und dazu gehört eben auch eine gewisse Kampfrhetorik. Das macht seinen Reiz aus, und das wollen die Zuschauer auch sehen und hören. Wie wenig dramatisch Schmidts Worte waren, zeigte die Reaktion von Julian Nagelsmann. Hoffenheims Trainer verwies nur auf die Emotionalität eines Fußballspiels. Damit war die Sache für ihn erledigt.

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