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Laufgelage. Herthas Profis haben in der Vorbereitung geschwitzt, um für eine Saison mit Dreifachbelastung fit zu sein.

© imago/Matthias Koch

Bundesliga-Saisonvorschau (13): Hertha BSC freut sich auf den Eu-ro-pa-po-kal!

Erstmals seit acht Jahren spielt Hertha BSC wieder in einem internationalen Wettbewerb mit. Die Fans sind verzückt, doch die zusätzliche Belastung birgt auch Risiken.

Am 18. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 13: Hertha BSC.

Was hat sich verbessert?

Gegenfrage: Kann es für Hertha BSC überhaupt besser laufen als zuletzt? Wer es vergessen haben sollte: Seitdem Pal Dardai als Trainer im Amt ist, ging es für den Verein nur in eine Richtung: steil bergauf. Unter der Verantwortung des Ungarn geriet Hertha nie in Abstiegsgefahr und – noch viel erstaunlicher – rutschte nicht einmal in die zweite Tabellenhälfte ab. Zwar ließ das Team auch gute Gelegenheiten liegen, etwa im DFB-Pokalhalbfinale gegen Dortmund, okay. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau: Für Berliner Verhältnisse ist Hertha mit fast schon erschreckender Beständigkeit und Souveränität unterwegs. „Wir haben die letzten zwei Jahre am Limit gespielt, mehr geht nicht“, sagt Kapitän Vedad Ibisevic.

Wer sind die Neuen?

Offiziell führt Hertha neun Zugänge im Profi-Kader für die Saison 2017/18, zwei von ihnen tragen prominente Nachnamen: Da wäre zum ein Palko aus dem Hause Dardai, Sohn des Pal, und zum anderen Jonathan aus dem Hause Klinsmann, Sohn des Jürgen. Allerdings sind die Erwartungen an die Nachwuchskräfte in Berlin von eher überschaubarer Natur. „Sie können uns sicher helfen, aber Kriege werden wir mit ihnen noch nicht gewinnen“, sagt Dardai senior. Deutlich schlachterprobter sind da die Neuzugänge Karim Rekik (vormals Olympique Marseille), Mathew Leckie (FC Ingolstadt), Davie Selke (RB Leipzig) und Valentino Lazaro (RB Salzburg). Dummerweise kämpfen – Stand heute – drei von ihnen mit stumpfen Waffen: Klinsmann, Selke und Lazaro sind verletzt. Wann sie eingreifen können, ist noch unklar.

Wer hat das Sagen?

Sportlich ganz eindeutig: Pal Dardai (siehe Frage eins). Und auf administrativer Ebene natürlich: Michael Preetz. Bei aller berechtigten Kritik über so manch fragliche Personalentscheidung in seinen ersten (Lehr-)Jahren muss man ganz objektiv feststellen: Zuletzt hat Preetz wirklich gut eingekauft. Leute wie Mitchell Weiser, Niklas Stark, Vladimir Darida oder eben Davie Selke würden sie heute an den meisten anderen Bundesliga- Standorten mit Kusshand nehmen. Intern war Preetz ohnehin unumstritten, Werner Gegenbauer verknüpfte seine Präsidentschaft auch in schlechten Zeiten stets mit dem Posten des Managers. Dass die beiden weiterhin ein enges Verhältnis pflegen, zeigten sie der Welt auch im Trainingslager in Schladming. In den österreichischen Alpen twitterten sie ganz zeitgemäß ein Selfie mit Berg-Panorama. An das legendäre Jetski-Foto der beiden aus Mallorca reichte es leider aber nicht ganz heran.

Was erwarten die Fans?

Europapokal, Europapokal, Europapokal, Eu-ro-pa-po-kal! Jahrelang der sinnloseste unter den sinnlosen Gassernhauern, hundertfach (und gerade bei Auswärtsfahrten im ICE) stundenlang gehört, ist diese Forderung im Sommer 2017 Realität geworden. Ganz genau, Hertha spielt wieder international. Schönet Ding, könnte abjehn, da ist sich der Anhang einig. Endlich wieder Touren nach Krasnodar, Hafnarfjördur oder Marijampole. Und nebenbei schön aufpassen: Bei aller Euphorie bitte nicht in Richtung Tabellenkeller abrutschen. Denn is soweit allet in Ordnung, wa.

Was ist in dieser Saison möglich?

Wenn sie das genau wüssten im Verein. Trainer und Mannschaft haben sich bislang noch nicht auf eine konkrete Zielvorgabe verständigt, weil ihnen die Unwägbarkeiten einer Europapokal-Saison mit Dreifach-Belastung und langen Reisen durch die Buschanei sehr wohl bewusst sind. „Wichtig ist, dass wir einen guten Start erwischen“, sagt Coach Dardai. In den letzten Jahren ist das seiner Mannschaft stets gelungen, in diesem Jahr heißt die erste Hürde im DFB-Pokal: Hansa Rostock.

Und sonst?

Hat Hertha jetzt genug gefeiert. Die Sommerpause stand ja ganz im Zeichen des großen Jubiläums zum 125. Geburtstag, für das der Verein keine Kosten oder sonstigen Anstrengungen scheute. Selbst der Gründungsdampfer aus dem Jahr 1892 ist mittlerweile wieder auf dem Weg nach Berlin. Die Aktion kam sogar beim traditionell skeptischen Anhang sehr gut an, jedenfalls deutlich besser als die meisten PR-Offensiven, die Hertha in den vergangenen Monaten gefahren hat.

Morgen Folge 14: 1. FC Köln. Bisher erschienen: Hannover 96, VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg, 1. FSV Mainz 05, Hamburger SV, FC Augsburg, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt, FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen und SC Freiburg.

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