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Roberto Serniotti führte die Berliner zu vier Titeln in zwei Jahren.

© dpa

BR Volleys: Trainer Serniotti verlässt Deutschen Meister

Kleiner Umbruch: Roberto Serniotti und die BR Volleys trennen sich – zudem muss der Klub um Spieler wie Ruben Schott und Tsimafei Zhukouski kämpfen.

Roberto Serniotti blickte verträumt und traurig in die Runde. Er sah viele große, glückliche Männer. Robert Kromm oder Paul Carroll etwa, die Spieler der BR Volleys, schenkten zunächst fleißig Wein aus, etwas später gönnten sie sich auch ein paar Schlucke. Auch Manager Kaweh Niroomand, mit seiner Frau an der Seite, strahlte über das ganze Gesicht. Es gab ja auch viel zu feiern beim Saisonabschluss der Berliner Volleyballer: die achte deutsche Meisterschaft zum Beispiel oder auch die Qualifikation für das Final Four der Champions League.

Es war sportlich eine gute bis sehr gute Saison. Trotzdem aber musste Serniotti, der Trainer der erfolgreichen Mannschaft, am Dienstagabend seine Frau trösten, die ein paar Tränen verdrückte. Serniotti nämlich darf die Volleys nicht mehr länger trainieren, obwohl er das gerne weiter getan hätte. Und so stand er mit dieser traurigen Miene auf dem Podest mit einer Holzschatulle, darin vermutlich eine Flasche Wein, sein Abschiedsgeschenk.

„Er ist ein super, ein hochklassiger Trainer und vor allem ein anständiger Mensch. So einen anständigen Menschen habe ich in dieser Trainergilde noch nicht kennengelernt“, sagte Niroomand. Viel mehr Lob geht im Grunde nicht – und viel mehr Erfolg im Grunde auch nicht. Serniotti hat mit den Volleys zwei Meistertitel, den nationalen Pokal sowie den internationalen CEV-Cup in zwei Jahren geholt. Wieso also muss so ein Mann gehen, wenn er bleiben will und wenn der Manager sogar ausdrücklich dessen Fähigkeiten lobt?

Serniotti verabschiedet sich mit einem großen Lob

Die Antwort kann nur darin liegen, dass Niroomand von den menschlichen Fähigkeiten des Italieners doch mehr überzeugt war als von dessen fachlichen. Dies hatte Niroomand im Verlaufe der Saison auch immer wieder durchklingen lassen. Dabei war es nicht nur der Manager, der nicht das größte Zutrauen in die Expertise Serniottis hatte. Auch bei der Mannschaft musste Serniotti offenbar zumindest mit einem Autoritätsproblem kämpfen. „Ich hatte wunderbare Jahre hier. Ich habe nicht nur der Mannschaft etwas beigebracht, sondern ich habe auch vom Team etwas gelernt“, sagte Serniotti.

Die Volleys stehen vor einem kleinen Umbruch. Nicht nur Serniotti, sondern auch ein paar Spieler werden in der kommenden Saison nicht mehr auf dem Feld stehen. Publikumsliebling Felix Fischer beendet seine Karriere, Zuspieler Tsimafei Zhukouski und das große Talent Ruben Schott seien heikle Fälle, wie Niroomand am Dienstag verriet. Der 64-Jährige will mit den beiden verlängern, doch die beiden zieren sich offenbar noch. Diagonalangreifer Wouter ter Maat spielt laut Niroomand gerade in Südkorea vor, um dort bei einem anderen Klub anzuheuern. „Er meinte, wenn er dort nirgends unterschreibt, könnte er sich vorstellen, bei uns zu bleiben“, verriet der Manager.

Den Saisonabschluss umwehte daher schon ein wenig trübselige Stimmung – ehe Niroomand aber noch einmal ein fesselndes Plädoyer für seine Volleys anstimmte. Er nutzte dafür das alte Feindbild VfB Friedrichshafen. „Trainer Heynen meinte, in der kommenden Saison wird sich sein Team den Titel holen. Da kann ich nur sagen: Pustekuchen!“ Die rund 300 Gäste jubelten, Serniotti blickte verträumt.

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