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Es geht abwärts. Wladimir Klitschko geht im Kampf gegen Anthony Joshua (Großbritannien) zu Boden.

© Heimke/ARD

Boxen: Wladimir Klitschko am Boden

Wladimir Klitschko verpasst seinen dritten Weltmeistertitel im Schwergewicht. Er verliert vor 90.000 Zuschauern in Wembley gegen Titelverteidiger Anthony Joshua durch technischen K.o. in der elften Runde.

Beide Boxer standen am Rande des K.o, aber Titelverteidiger Anthony Joshua hat sich in einem dramatischen WM-Kampf vorzeitig gegen Wladimir Klitschko durchgesetzt. Im „Kampf des Jahres“ triumphierte am Samstag im mit 90.000 Zuschauern ausverkauften Londoner Wembley-Stadion der jüngere Boxer: Der 27 Jahre alte Joshua bezwang den einstigen Schwergewichts-Dominator aus der Ukraine, der dreimal am Boden war, durch Technischen K.o. in der elften Runde. Der Sohn nigerianischer Einwanderer behielt seinen IBF-Titel und holte sich den vakanten WM-Gürtel als Superchampion der WBA.

Die sportliche Zukunft des 14 Jahre älteren Klitschko ist jetzt ungewiss. Trotz einer großen Leistung scheint sein Karriereende bevorzustehen, auch wenn ein Rückkampf laut Klitschko vertraglich vereinbart ist. „Geben Sie mir ein paar Tage oder Wochen Zeit“, sagte der Unterlegene, der mit seinem TV-Partner RTL noch Verträge für drei Kämpfe hat. „Wenn er einen Rückkampf will, bin ich definitiv bereit dafür. Wladimir hat gezeigt, dass er es noch drauf hat“, sagte Joshua nach dem hochklassigen Duell. Klitschko hatte nach seinem bitteren Titelverlust gegen Tyson Fury 17 Monate nicht im Ring gestanden - das war dem Altmeister aber kaum anzumerken. Er war von Beginn an voll da und punktete mit seiner starken Führhand. Aber gegen die unbändige Schlagkraft Joshuas kam er im Hexenkessel des Fußball-Tempels nicht an.

Der Olympiasieger von Atlanta kassierte gegen den Goldmedaillengewinner von London die fünfte Niederlage in seinem 69. Profikampf und verpasste die Chance, als vierter Boxer zum dritten Mal Weltmeister in der Königsklasse zu werden. Joshua feierte seinen 19. K.o.-Sieg im 19. Kampf.

Bis Runde fünf war der Kampf ausgeglichen

Bis zur fünften Runde war der Kampf der Giganten völlig ausgeglichen. Dann wurde es verrückt. Nach einer schweren Rechten Joshuas musste Klitschko in Runde fünf zu Boden und eine K.o.-Niederlage lag bereits zu diesem Zeitpunkt in der Luft. Der Herausforderer blutete aus einem Cut am linken Auge. Aber Klitschko kam zurück. In der folgenden Runde schien der Titelverteidiger am Ende und musste nach einem mächtigen rechten Haken Klitschkos zum ersten Mal in seiner Karriere zu Boden. Aber Klitschko setzte nicht konsequent genug nach und der Weltmeister rappelte sich wie zuvor sein Gegner wieder auf. Das fehlende Nachsetzen in diesem entscheidenden Moment monierte auch Ex-Champion Lennox Lewis: „Nach seinem Wirkungstreffer hätte Klitschko auf den Körper gehen müssen, aber das hat er nicht im Repertoire“.

Nach seinem Fast-K.o. hatte sich Joshua langsam wieder gefangen und wurde immer stärker. In der elften Runde war er nicht mehr zu halten. Zweimal zwang er Klitschko auf die Bretter. Der letzte Aufwärtshaken war fürchterlich. Ringrichter David Fields aus den USA nahm Klitschko 37 Sekunden vor dem Gong aus dem Kampf. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Titelverteidiger auf den Punktzetteln zweier Punktrichter knapp in Front gelegen, Steve Weisfield aus den USA sah Klitschko vorne.

Der Unterlegene ließ offen, ob er weitermacht. „Ich hab eine Rückkampf-Klausel im Vertrag. Aber man wird sehen, was wir daraus machen. Jetzt ist es zu früh für eine Entscheidung -Ich fühle mich gut“, sagte der im Gesicht stark gezeichnete Klitschko drei Stunden nach dem Kampf. (dpa)

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