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Denis Zakaria (l.) ist im Zweikampf kaum zu schlagen.

© Carmen Jaspe/dpa

Borussia Mönchengladbach: Denis Zakaria: Mit dem Zeug zur Attraktion

Denis Zakaria ist eine der Entdeckungen dieser Bundesliga-Saison. „Er hat was Besonderes“, sagt Max Eberl, der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach.

Wenn ein Fußballer mit knapp 21 Jahren aus der kleinen Schweiz in die große Bundesliga kommt, ist es vermutlich ganz normal, dass er noch eine Menge lernen muss. Diese Erfahrung hat am Wochenende auch Denis Zakaria gemacht, als er zum ersten Mal zum Live-Interview ins Sky-Studio geschaltet wurde. Lothar Matthäus, der Experte des Senders, hatte dem defensiven Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach ein paar Fragen gestellt, und nachdem Zakaria brav geantwortet hatte, wollte der Sky-Moderator noch wissen, ob er Lothar Matthäus denn kenne. „Wer?“, fragte Zakaria zurück.

Lothar Matthäus hat fast alles gewonnen, was es im Fußball zu gewinnen gibt. Er ist Weltmeister und Deutschlands Rekordnationalspieler. Verglichen mit dieser Vita ist Denis Zakaria, Sohn eines Kongolesen und einer Sudanesin, geboren in Genf, noch eine kleine Nummer. Aber er ist gerade dabei, sich einen Namen zu machen. Matthäus hat am Wochenende, nach Gladbachs 4:2-Erfolg bei Hertha BSC, gesagt: „Da hat Borussia wieder eine echte Perle entdeckt.“ Inzwischen scheint sich auch jenseits des Niederrheins die Erkenntnis breit zu machen, dass bei den Gladbachern ein junger Mann spielt, der mit seiner Art das Zeug hat, eine der Attraktionen der Liga zu werden. „Er hat was Besonderes“, sagt Borussias Sportdirektor Max Eberl.

Zwölf Millionen Euro haben die Gladbacher im Sommer für den Mittelfeldspieler an den Schweizer Erstligisten Young Boys Bern bezahlen müssen. „Wir hatten schon die Vision, dass er perspektivisch besser wird“, sagt Eberl. „Aber wenn du so viel Geld für einen Spieler ausgibst, hast du auch die Hoffnung, dass er zügig eine gute Rolle spielt.“ Das tut Denis Zakaria. „Es geht sehr schnell für mich“, sagt er. „Ich bin selbst ein bisschen überrascht.“ Seit dem ersten Spieltag ist Zakaria Stammkraft bei den Gladbachern. Bei seinem Bundesligadebüt gegen den 1. FC Köln brachte er es auf eine Passquote von 100 Prozent. Inzwischen sind es zwar nur noch 92 Prozent. Aber selbst das ist der beste Wert aller aktuellen Bundesligaprofis. Im Schnitt kommen Mittelfeldspieler auf 76 Prozent. Auch bei klärenden Aktionen und Balleroberungen liegt Zakaria ganz vorne - vor anerkannten Größen wie Leon Goretzka, Corentin Tolisso und Naby Keita. „Denis ist unfassbar“, sagt Borussias Kapitän Lars Stindl. „Mit seinen tiefen Läufen und seinen langen Schritten, zieht er die ganze Aufmerksamkeit auf sich.“

Wie Xhaka - nur anders

So wie vorigen Samstag im Berliner Olympiastadion, als Zakaria an der Mittellinie den Ball bekam, mit langen Schritten loszog, einen Doppelpass mit Fabian Johnson spielte und dann mit einem Rückpass von der Grundlinie Stindls 1:0 gegen Hertha vorbereitete. „Wenn er mit Tempo losgeht, ist er nur schwer zu halten“, sagt Eberl. „Seine Dynamik, die Passquote, die Passschärfe – das ist schon ein gutes Paket.“ Spektakulär ist vor allem Zakarias Zweikampfführung, wenn er mit seinen langen Beinen nach dem Ball fingert und scheinbar verlorene Bälle regelrecht anzusaugen scheint. Nicht von ungefähr wird der 1,91 Meter große Schweizer mit dem Franzosen Paul Pogba verglichen, mit Krake Paul, den er selbst als sein Vorbild bezeichnet.

An diesem Samstag, wenn der Tabellenvierte Borussia Mönchengladbach im Topspiel der Bundesliga den Spitzenreiter Bayern München empfängt, steht Zakaria die bisher größtmögliche Prüfung seiner noch jungen Karriere bevor. Dass er mit Drucksituationen umgehen kann, hat er in der vergangenen Woche bei der Schweizer Nationalmannschaft bewiesen. Nachdem Zakaria bis dahin lediglich sieben Mal eingewechselt worden war, stand er in den Play-offs zur Weltmeisterschaft gegen Nordirland erstmals in der Startelf – das mediale Echo fiel anschließend durchweg positiv aus. „Was mich begeistert, ist, wie schnell er zu lernen scheint“, sagt Borussias Sportdirektor.

In den Play-offs gegen Nordirland hat Zakaria mit Granit Xhaka das defensive Mittelfeld der Schweizer gebildet. Auch Xhaka hat eine Gladbach-Vergangenheit. Auch er ist als junges Talent aus der Schweiz gekommen, ebenfalls für eine vergleichsweise stattliche Ablöse. Damit erschöpfen sich die Gemeinsamkeiten aber auch schon. Anderthalb Jahre brauchte Xhaka in Mönchengladbach, ehe seine Leistungen mit seinem Brustumfang korrelierte und er ein echter Anführer wurde; viel zu lange ist er seiner großen Klappe hinterhergelaufen.

Wenn Denis Zakaria seinen Mund öffnet, dann nicht, um dicke Töne zu spucken, sondern am liebsten, um zu lachen. „Er ist immer fröhlich und hat Spaß“, sagt Eberl. „Denis ist einfach ein positiver Typ und zeigt dabei auch noch Demut und Respekt.“

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