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Bei der WM wurden sie Achter: Alexander Fangmann (links) und sein Team.

© Imago

Blindenfußball: Ich komme, ich komme

Vor wenigen Tagen wurde die deutsche Nationalmannschaft bei der Blindenfußball-WM in Tokio Achter. Nun will Kapitän Alexander Fangmann mit seinem Team auch bei den Paralympics 2016 in Rio starten.

Alexander Fangmann ist Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Doch wenn er auf dem Feld steht, jubeln keine 80 000 Fans von den Rängen wie beim DFB-Team in Brasilien. Im Gegenteil: Es ist still. So still, dass die Spieler durch eine Rassel im Ball hören können, wo sich dieser befindet. Und die spanischen „Voy“-Rufe natürlich. „Ich komme“, heißt das, und soll die Angst vor dem Zusammenprall mit dem Gegner mindern. Beim Blindenfußball ist nämlich nur der Torhüter sehend und der Guide, der durch Klopfen an den Torpfosten das Ziel akustisch andeutet.

Fangmanns Weltmeisterschaft im Blindenfußball fand im November im japanischen Tokio statt, anders als seine sehenden Kollegen holte er nicht den Titel, sondern kehrte mit Platz acht zurück. Seit 2007 ist der groß gewachsene Spieler vom deutschen Meister MTV Stuttgart bei internationalen Turnieren dabei, dieses Jahr spielte er seine erste WM. Mit einem 0:0 gegen Südkorea, einem 1:1 gegen Spanien und einem 0:0 gegen Argentinien war man am Ende der Gruppenphase Zweiter und traf so auf Weltmeister Brasilien: „Auch die besten zwei Gruppendritten kamen weiter, aber da hätte eventuell das Los entschieden. Und per Los auszuscheiden – da schien uns ein Viertelfinale gegen Brasilien die bessere Alternative.“

Tokio war die größte WM, die bisher gespielt wurde

0:4 hieß es am Ende, doch nachdem der Halbzeit- auch der Endstand war, ist Fangmann damit gar nicht unzufrieden: „Wenn man da eine Halbzeit 0:0 gestalten kann, fühlt sich das am Ende nicht ganz so schlimm an. Die Brasilianer machen nichts anderes als Fußballspielen und verdienen richtig Geld, damit können wir uns leider nicht messen.“

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Auch die weiteren Platzierungsspiele gegen Japan und Kolumbien verlor das Team von Trainer Uli Pfisterer jeweils knapp 0:1 und belegte somit Platz acht bei der ersten WM-Teilnahme. Unglücklich war Kapitän Fangmann nicht: „Natürlich ist es nicht schön, ein Turnier nach einer guten Vorrunde mit drei Niederlagen abzuschließen. Aber wir haben gegen die drei besten Teams der Welt innerhalb von vier Tagen gespielt. Das war sehr kräftezehrend und das hat man in den letzten zwei Spielen dann gemerkt. Aber der Lerneffekt war gigantisch.“

Tokio war die größte WM, die bisher gespielt wurde. Zwölf Teams waren am Start und über Livestreams konnten die Fans die Spiele ihrer Teams immer verfolgen. „Die private Resonanz aus der Heimat war schon großartig. Ein Freund von mir ist Lehrer und hat sogar während des Unterrichts mit seinen Kids unser Spiel angeschaut“, ist Fangmann noch immer begeistert.

Die WM diente als Vorbereitung auf die Paralympics 2016 in Rio

Und eine kuriose Anekdote brachte er mit: „Wer Tokio kennt, weiß ja, dass es nicht viele freie Plätze gibt, weil alles zugebaut ist. Also wollten wir vor unserer Tür ein bisschen joggen und Übungen machen. Dann wurden wir aber von Polizisten des Platzes verwiesen, weil wir uns zu schnell bewegt hätten.“ Das Training fand also im engen Skatepark statt und „der Platz, von dem wir verscheucht wurden, war zwei Tage später schon voller Weihnachtsdeko“.

Im Endeffekt diente die WM vor allem der Vorbereitung auf das große Ziel, das Fangmann hat und das in seiner Karriere noch fehlt: die Paralympics 2016 in Rio. Vor London verpassten sie die Qualifikation, 2015 soll sie bei der Europameisterschaft im englischen Hereford gelingen. Dafür müssen die Deutschen ins Finale kommen – und die Anzeichen von der WM stimmen Fangmann positiv: „Wir haben so viel gelernt in Sachen Ausgebufftheit und wissen jetzt, dass wir abgezockter werden, Stürmerfouls vermeiden müssen und im Zweikampf nicht so naiv sein dürfen. Außerdem müssen wir mehr auf Tempo gehen. Das nutzen andere Nationen nämlich für sich.“

Und die Konkurrenz schwächelte in Tokio auch: Die Franzosen, die in London 2012 noch im Finale gegen Brasilien verloren, präsentierten sich schwach und wurden nur Neunter, die Türkei startete mit großen Ambitionen und landete noch weiter hinten. Fangmann ist optimistisch: „Die Tickets werden unter diesen beiden Nationen zusammen mit Spanien, Gastgeber England und hoffentlich auch uns verteilt, sofern wir uns optimal auf unsere fünfte EM-Teilnahme vorbereiten können.“

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