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Mit der Dunkelbrille können alle Spieler gleich wenig - also gar nichts - sehen.

© Ralf Kuckuck, BS Berlin

Blindenfußball-Europameisterschaft: Deutschland verpasst das Halbfinale

Die deutsche Blinden-Nationalmannschaft verliert ihr letztes Gruppenspiel gegen England 0:3 - und haben damit das Halbfinale verpasst.

Ulrich Pfisterer klingt gelassen. Er wollte noch das Gruppenspiel Frankreich gegen Rumänien abwarten, bevor sich der Trainer der deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft zu den Chancen äußert, bei der Europameisterschaft ins Halbfinale einzuziehen. Die beiden deutschen Gruppengegner spielten 0:0. Glück gehabt.

Zehn Länder nehmen an der Europameisterschaft in Berlin teil, die alle zwei Jahre stattfindet. Und für das deutsche Team sieht es nun gar nicht so schlecht aus. „Der Druck ist ein wenig weg“, sagt Pfisterer. Für ihn, den gebürtigen Berliner, ist diese EM etwas ganz besonderes, und das nicht nur, weil sie in seiner Heimatstadt stattfindet. Seit zehn Jahren engagiert sich Pfisterer im deutschen Blindenfußball, ihm ist es zu verdanken, dass der Sport sich in Deutschland etabliert hat. „Hier die EM zu gewinnen, wäre natürlich toll“, sagt er.

"Es gibt hier keine Favoriten."

Im letzten Gruppenspiel gegen England würde nun ein Unentschieden reichen. „Wenn wir ins Halbfinale kommen, ist alles möglich“, sagt der Bundestrainer. Gegen wen es dort weitergehen könnte, das ist noch offen. „Russland, Türkei, es könnte auch Spanien sein“, sagt er. „Es gibt hier keine Favoriten. Jeder kann gewinnen.“

Im Spiel gegen Rumänien zeigte das deutsche Team, dass es in guter Form ist. Mit 4:1 gewannen sie vor rund 500 Zuschauern. Nur dem Publikum fehlte etwas Disziplin. Gleich zweimal ertönte während des Spiels die Aufforderung, bitte nur dann zu jubeln, wenn der Ball im Tor landet – eine ganz wichtige Sache beim Blindenfußball.

Denn die vier blinden Feldspieler müssen den Ball hören, in seinem Innern ist eine Rassel versteckt. Hört der Gegner den Spieler mit Ball kommen, ruft er „Voy“ – spanisch für „Ich komme“, um seine Position anzuzeigen. Der Torwart kann sehen, er hilft seinen Mitspielern durch Zurufe, sich auf dem Spielfeld zu orientieren.

Guides helfen

Eine weitere Besonderheit: Hinter dem gegnerischen Tor steht ein Guide, der den Spielern eine Orientierungshilfe bieten soll. Bei Strafstößen etwa klopft er gegen die Pfosten des Tores. Und natürlich ruft auch er Richtungsanweisung auf das Feld. So schallte bei einem Freistoß der deutschen Mannschaft knapp vor dem rumänischen Tor die Stimme Werner Nordlohnes, dem deutschen Guide, über den Platz. „Ich stehe am langen Pfosten, schieß mir direkt ins Gesicht.“

Zimperlich dürfen vor allem die Feldspieler nicht sein. „Es ist ein Spiel mit sehr viel Körperkontakt, man darf keine Angst haben“, sagt Bundestrainer Ulrich Pfisterer. Denn es kommt halt nicht selten zu Zusammenstößen. Verletzte im deutschen EM-Team gibt es bisher zum Glück nicht. „Wichtig ist“ sagt Pfisterer, „dass alle Spieler das Regelwerk beachten.“

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