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Laura Dahlmeier kann ihr Glück in Hochfilzen derzeit kaum fassen.

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Update

Biathlon-WM: Laura Dahlmeier: Besser als die Besten

Laura Dahlmeier gewinnt bei der Biathlon-WM in der Verfolgung erneut Gold – es ist ihre achte Medaille nacheinander.

Von Johannes Nedo

Auf der Zielgeraden konnte es Laura Dahlmeier austrudeln lassen. Ihr Vorsprung war groß genug, also reckte sie ihre Arme in die Höhe, winkte ins Publikum und glitt über die Ziellinie. Ihr war gerade etwas gelungen, das ihre überaus erfolgreichen Vorgängerinnen Uschi Disl und Magdalena Neuner nicht geschafft hatten. Dahlmeier verteidigte als erste deutsche Biathletin ihren WM-Titel in der Verfolgung.

Sie gewann am Sonntag bei der Weltmeisterschaft in Hochfilzen souverän. Dahlmeier holte in Österreich damit in ihrem dritten Rennen bereits die dritte Medaille – nach Gold mit der Mixed-Staffel, Silber im Sprint nun erneut Gold. „Wenn man diese Konstanz vor allen Dingen in jungen Jahren betrachtet, dann ist sie die Stabilste, die ich überhaupt erlebt habe, trotz der vielen Erfolge mit anderen Athletinnen“, sagte Bundestrainer Gerald Hönig über die Führende im Gesamtweltcup.

Dahlmeier war überglücklich. „Diese drei Medaillen, das ist ein Traum“, sagte die 23-Jährige aus Garmisch-Partenkirchen. „Die Wand wird voller bei uns im Hotelzimmer.“ Schon bei der letzten WM 2016 in Oslo gelang Dahlmeier Außergewöhnliches: In fünf Rennen war sie am Start, in fünf Rennen gewann sie eine Medaille. Diese Serie baute sie am Sonntag weiter aus. Ihr Sieg war ihre achte WM-Medaille nacheinander. Angesichts solcher Dominanz gingen selbst Bundestrainer Hönig die Vergleiche aus: „Das ist einmalig. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich so einen Lauf schon einmal erlebt habe. Und ich bin schon lange dabei.“

Dahlmeier kann sich auf ihre mentale Stärke beim Schießen verlassen

Der WM-Titel in der Verfolgung bedeutet Dahlmeier jedoch besonders viel. „Wenn ich im Vorfeld hätte sagen müssen, in welchem Rennen es mit einer Medaille klappt, hätte ich den Verfolger gewählt“, betonte sie. Denn es ist ihr Lieblingsrennen. Dahlmeier liebt die direkten Duelle mit ihren Kontrahentinnen, weil sie weiß, dass sie im entscheidenden Moment immer noch eine Attacke setzen kann. „Ich habe wohl eine Art Killerinstinkt“, sagte sie vor der WM der „Sport-Bild“. Wenn sie vor sich eine Konkurrentin sehe, könne sie immer noch ein paar Prozente mehr aus sich herausholen. So verausgabt sie sich vor allem in der Verfolgung völlig: „Ich bin stärker als mein innerer Schweinehund. Hinter der Ziellinie kann ich ja ruhig umfallen.“

Mit dieser Gewissheit, immer noch etwas dazusetzen zu können, ging Dahlmeier auch das Rennen am Sonntag an. Ihr unterlief beim ersten Schießen zwar ein Fehler, doch weil die tschechische Sprint-Weltmeisterin Gabriela Koukalova patzte, lief Dahlmeier von da an allein vor dem Feld. „Da habe ich mir vorgenommen, alles zu treffen“, sagte sie später – und das klappte. Ihre mentale Stärke beim Schießen konnte Dahlmeier dann auch einfach erklären: „Es gibt einem Rückenwind, wenn der Bundestrainer immer wieder wiederholt: Laura, wenn es drauf ankommt, schaffst du es immer wieder, die Null zu schießen. Solche Sätze brennen sich im Gedächtnis ein.“ Und so gewann Dahlmeier vor der Weißrussin Darja Domratschewa und Koukalova.

Mit ihren Erfolgen überdeckt die Bayerin aber auch ein wenig, dass viele hoch gehandelte deutsche Biathleten bei der WM noch nicht überzeugen konnten. Außer Benedikt Doll, der am Samstag völlig überraschend Weltmeister im Sprint geworden war, warten einige deutsche Topathleten noch auf eine gute Platzierung. Simon Schempp, Dritter im Gesamtweltcup, wurde in der Verfolgung der Männer am Sonntag als bester Deutscher nur Zehnter. Doll kam beim Sieg des Franzosen Martin Fourcade auf Rang elf. Arnd Peiffer und Erik Lesser enttäuschten. Auch Dahlmeiers Teamkolleginnen konnten an die bisher starken Leistungen in dieser Saison kaum anknüpfen. Vanessa Hinz wurde am Sonntag 20. und Franziska Hildebrand 28.

Dagegen geht Dahlmeier davon aus, dass die drei bisherigen WM-Medaillen noch lange nicht ihre letzten in Hochfilzen sind: „Ich habe bei allen Rennen eine Chance, wenn ich mein Potenzial abrufe.“ Das gelingt ihr bislang zweifellos.

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