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Sport: Berlin Capitals: Des Teufels Chaos

Denen musste es blendend gehen. Das ließ sich schon von den Trikots der Spieler ablesen.

Denen musste es blendend gehen. Das ließ sich schon von den Trikots der Spieler ablesen. "Berlin - teuflisch gut" - so stand dort geschrieben. Das war 1995, der Klub hieß Preussen Devils, spielte in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und trat mit einem Rekordetat von 14,3 Millionen Mark an. "So eine Art Bayern München des Eishockeys" wollten die Berliner werden, kündigte der neue Präsident Axel Banghard an. Von wegen, ein Jahr später wurden aus klammen Teufeln die Capitals. Im Herbst 1997 ergriff Banghard die Flucht und hinterließ seinem Vater Egon ein marodes Erbe. Der Bauunternehmer hielt als Hauptgesellschafter den angeschlagenen Verein am Leben. Bis heute, viel länger aber wohl nicht. Nach Lage der Dinge wird den Capitals heute auf der Gesellschafterversammlung der DEL die Lizenz entzogen werden.

21 Millionen Mark Schulden haben die Berliner angehäuft. Ehemalige und aktuelle Spieler, einstige Manager und Trainer, Darlehensgeber und Gesellschafter, sogar ein erst vergangene Saison akquirierter Sponsor wollen Geld. Am Freitag sind beim Amtsgericht die ersten Anträge auf Insolvenz eingegangen, ein Konkursverfahren gegen die Capitals steht ins Haus. Es droht der Super-GAU, auch dem Nachwuchs. Der firmiert zwar unter Young Capitals, wurde aber bislang von der Capitals GmbH finanziert.

Ein Chaos, dessen Ursprünge schon in der Zeit zu suchen sind, als an der Jafféstraße noch alles teuflisch gut war. Als 1995 aus dem BSC Preussen die Devils wurden, übernahm Axel Banghard kein prosperierendes Unternehmen. Vier Millionen Mark an Verbindlichkeiten betrug die Hinterlassenschaft der scheidenden Crew um den früheren Präsidenten Hermann Windler. Ein angeschlagenes Produkt also, allerdings eines, für das Nachfrage herrschte. Noch Anfang der Neunzigerjahre hatte der BSC Preussen die meisten Zuschauer aller Berliner Klubs .

Das sollte sich bei den Capitals ändern. Alle Anstrengungen, dem Klub zu alter Popularität zu verhelfen, scheiterten und trieben ihn in den Ruin. Viele haben dabei mitgewerkelt. Etwa Peter Ustorf, der in Personalunion als Trainer, Manager und Geschäftsführer sich und seinem Sohn Stefan in einer Saison gemeinsam ein fürstliches Salär von 750 000 Mark zuzuschanzte. Manager-Nachfolger Roger Wittmann, 1998 gekommen, profilierte sich als Erbauer potjomkischer Dörfer. Für viel Geld verpflichtete Wittmann gute Spieler, die nach zweijähriger Play-off-Abstinenz wieder sportlichen Erfolg brachten. Eine Spitzenmannschaft, die aber keine Zuschauer und damit auch keine Spnsoren anlockte.

Um nachzuhelfen, wurde geschummelt. Höhepunkt aller Blenderei waren großangelegte Freikartenaktionen, die sogar den Bundesrechnungshof auf den Plan brachten. Als der clevere Wittmann den Zusammenbruch ahnte, nahm er vor der vergangenen Saison Reißaus. Sein Nachfolger wurde Teammanager Lutz Schirmer, zuvor noch Wittmanns Chauffeur. Ein Verschleierungsprofi wie Wittmann war er nicht. Als in diesem Frühjahr publik wurde, dass bei den Capitals keine Gehälter mehr gezahlt wurden, gingen Schirmer die Ausreden aus. Angesichts der Schuldenlast braucht Egon Banghard bei der Gesellschafterversammlung bei der DEL große Überzeugungskraft, um den Lizenzentzug zu verhindern.

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