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Allein unterm Korb. Kikanovic bekommt zu wenig Unterstützung.

© imago/Contrast

Basketball-Bundesliga: Alba Berlin: Eindimensionale Show

Alba Berlin scheint derzeit allzu abhängig von Center und Topscorer Elmedin Kikanovic.

Andrea Trinchieri ist nicht nur ein gewiefter Basketballcoach, sondern auch ein Sprachtalent. Der Trainer des Deutschen Meisters aus Bamberg redet gerne, viel und fließend Italienisch, Englisch, Kroatisch – und sein Deutsch wird anscheinend auch immer besser. Jedenfalls konnte er seinem Kollegen Ahmet Caki soufflieren, als dieser am Sonntagabend nach der Leistung seines Spielers Elmedin Kikanovic gefragt wurde. Ein „Albtraum“ sei Kikanovic für seine Mannschaft gewesen, sagte Trinchieri auf Deutsch. Alba Berlins Center hatte gegen die Bamberger am Sonntagnachmittag gerade 32 Punkte erzielt, die 80:89-Niederlage der Berliner konnte aber auch der Bosnier nicht verhindern.

"Wir konnten auf keine andere Art und Weise punkten“

Gegen den ausgeklügelten Bamberger Teambasketball wirkte Albas Spiel wie eine One-Man-Show. 16 Mal warf Kikanovic auf den Korb, kein anderer Berliner kam auf mehr als acht Versuche, hinzu kamen neun Freiwürfe für den 28-Jährigen. Viele Mannschaften versuchen, Albas offensivstarken Center in der Verteidigung zu doppeln, um ihn am Punkten zu hindern. Bamberg aber nahm Kikanovics Feuerwerk in Kauf, weil der Rest der Berliner Offensive dadurch ins Stocken geriet.

Das fiel während der Partie natürlich auch Ahmet Caki auf, der Berliner Trainer hatte aber keine andere Wahl, als ganz auf die Karte Kikanovic zu setzen. „Ich mag es eigentlich, offensiv variabler zu spielen“, sagte Caki. „Aber leider sind wir noch nicht auf diesem Niveau.“ Ihm sei schon klar, dass man ein Spiel gegen eine starke Mannschaft wie Bamberg mit einer derartig eindimensionalen Offensive kaum gewinnen könne. „Aber wenn man mit 15 Punkten zurückliegt, muss man einfach versuchen, seine Stärke auszuspielen“, sagte Caki fast schon entschuldigend. „Das war die einzige Möglichkeit für uns, im Spiel zu bleiben. Wir konnten auf keine andere Art und Weise punkten.“

„Defensiv weiß man, was er kann und was er nicht kann“

Es hat sicherlich noch keinem Basketballteam geschadet, einen dominanten Brettspieler im Kader zu haben. Zurzeit scheinen die Berliner aber allzu abhängig von Kikanovic, der in der Bundesliga mit im Schnitt 18,2 Punkten und im Eurocup mit 21,4 Zählern bester Alba-Werfer ist. Kikanovic trägt viel Verantwortung, steht lange auf dem Feld – und verteidigt nicht immer überzeugend. „Offensiv spielt er überragend“, sagt Alba-Geschäftsführer Marco Baldi. „Defensiv weiß man, was er kann und was er nicht kann.“ Das wussten auch die Bamberger, die Kikanovic immer wieder mit kleineren Gegenspielern attackierten, was den schlaksigen 2,10-Meter-Mann vor große Probleme stellte. Und da den Berlinern zurzeit noch Kommunikation, Selbstverständlichkeit und wohl auch der Biss in der Verteidigung fehlen, treten Kikanovics Schwächen deutlicher zu Tage als in der vergangenen Saison im ausgeklügelten Verteidigungssystem von Trainer Sasa Obradovic.

„Er hat 32 Punkte erzielt, was wollt ihr noch?“

So wurden Trinchieri und Caki auch nach der Abwehrleistung des Topscorers gefragt. Der Bamberger enthielt sich ausnahmsweise zunächst einer Meinung und sagte: „Ich bin politisch korrekt.“ Dann ließ sich der eloquente Italiener natürlich doch noch zu einer Bemerkung hinreißen: „Er hat 32 Punkte erzielt, was wollt ihr noch?“ Wenn Kikanovic auch noch verteidigen würden, wäre er Dwight Howard, einer der dominierenden NBA-Center der jüngeren Vergangenheit. Auch Marco Baldi hatte keine Lust, Kikanovics Leistung zu zerpflücken. „Viele hätten gerne so einen Spieler, wir sollten das nicht schlecht reden“, sagte Baldi. Vielleicht wird es Elmedin Kikanovic einfach gut tun, wenn er bald ein wenig mehr Unterstützung bekommt.

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