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Wie geil ist das denn? Unions Präsident Dirk Zingler (rechts, mit Dirk Thieme, dem Vorstandschef der Betreibergesellschaft) konnte seine Begeisterung über die neue Alte Försterei nur schwer zügeln.

© dpa

Alte Försterei in Köpenick: 1. FC Union Berlin: Jubel und ein paar Fragen

Die Pläne zum Umbau der Alten Försterei begeistern die Fans des 1. FC Union. Doch Finanzierungsmodell und Anbindung scheinen problematisch.

Auch am Tag nach der Präsentation der Stadionpläne war beim Zweitligisten 1. FC Union das neue Stadion An der Alten Försterei immer noch großes Gesprächsthema. Selbst der Trainerstab und die Spieler, die während der rund 100-minütigen Informationsveranstaltung auf der Tribüne gesessen hatten, zeigten sich angetan. „Es war ein enorm emotionaler Auftritt. Die Mannschaft hat große Augen bekommen“, sagte Trainer Jens Keller.

4000 Menschen hatten am Dienstag den Weg in die Försterei gefunden, obwohl die Profis nur eine Nebenrolle spielten. Es wurde erneut deutlich: Die Alte Försterei ist und bleibt Lebensmittelpunkt des Klubs und seiner Anhänger. Dass die 1920 eröffnete Spielstätte hundert Jahre später 37 000 Besucher fassen soll, löste nach der Videoanimation Jubelstürme und Freudengesänge aus. Das Wort „geil“ hatte Hochkonjunktur. Präsident Dirk Zingler benutzte es bei der Beschreibung der neuen sieben Treppenhäuser, viele Anhänger taten es ihm gleich.

Die Dimensionen sind für Köpenicker Verhältnisse fast unwirklich. Das neue Tribünendach wird mit 28 Meter Höhe ungefähr doppelt so hoch sein wie jetzt. An ihm machen LED-Lampen die in der Saison 2000/2001 aufgestellte Flutlichtanlage bald entbehrlich. Mit einem Fassungsvermögen von 36 978 Besuchern würde die Alte Försterei in der Rangliste der größten deutschen Fußballstadien von Position 52 auf Platz 18 hochschnellen. Die Forderung der Deutschen Fußball-Liga, die für die Erste Liga 8000 Sitzplätze vorschreibt, würde nur um 286 bestuhlte Ränge überschritten werden. Der Charakter eines mehrheitlichen Stehplatzstadions bleibt nach dem Willen der Vereinsführung und der Anhänger bestehen. Bei insgesamt 28 692 Stehplätzen (plus 10 297) würde selbst der bisherige deutsche Stehplatz-Krösus Borussia Dortmund (28 337) von Union überholt werden. Die röteste Wand im Stadion wird es auf der Waldseite geben. Dort finden demnächst 12 000 Anhänger Platz, die Ultras bleiben wie bisher im Unterring.

„Ich denke, dass die Summe von 38 Millionen Euro nicht reichen wird“

Beifall gab es nicht nur für den neuen Oberring über den bisherigen drei Stehplatztraversen. Im neuen Klubhaus wird auch das Fanhaus eine Heimat finden, das der Verein seit Jahren seinen Anhängern versprochen hat. Es soll schon 2019 fertig sein. „Ein Fassungsvermögen von fast 37 000 Besuchern hört sich gut an, und das Stadion sah auf dem Papier nicht schlecht aus. Die Kombination mit dem Klubhaus gefällt mir sehr gut“, sagt Kay Kuhnke, der 2008/09 zu den ehrenamtlichen Stadionbauern gehörte. Der 49 Jahre alte Handwerker wirkt aber nicht ganz so euphorisch wie die meisten der Union-Sympathisanten. Beim Stadionbau sieht er noch Hürden. „Ich glaube, dass es noch ein paar Probleme geben wird – aus statischen Gründen“, sagt Kuhnke. „Ich denke, dass die Summe von 38 Millionen Euro nicht reichen wird.“

38,1 Millionen Euro hat der Klub veranschlagt. 24 Millionen Euro verschlingen die Stadionerweiterung, sechs Millionen der Neubau des Klubhauses und 6,3 Millionen die Baunebenkosten. Immerhin beinhaltet die Gesamtsumme auch den Kauf des Stadiongeländes in Höhe von 1,8 Millionen Euro. Andernfalls müsste Union im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrages bis 2073 monatlich weiterhin 10 000 Euro an das Land Berlin überweisen.

Das Finanzierungsmodell für das Bauprojekt wollte Zingler trotz einer Nachfrage nicht erklären. Auch die Frage, wie im besten Fall 37 000 Menschen ins Stadion kommen sollen, blieb unbeantwortet. Öffentliche Verkehrsmittel sollen die Lösung sein. Die Infrastruktur um das Stadion wird kurzfristig aber nicht ausgebaut werden können. Das Auto ist auch kein Joker. Besucher der Infoveranstaltung, die ihren Wagen am Dienstag im Parkverbot abgestellt hatten, durften sich über Knöllchen vom Ordnungsamt freuen.

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