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Dieser Showflug ging noch mal glimpflich aus. Gerade so.

© dpa

Update

Alpine Ski-WM: Beinahe-Katastrophe beim Riesenslalom der Männer

Beim WM-Riesenslalom in St. Moritz geriet das Sportliche zur Nebensache. Ein Show-Flugzeug sorgte durch ein misslungenes Manöver beinahe für eine Katastrophe.

Ein Show-Flugzeug der Schweizer Armee hat bei der Ski-WM in St. Moritz durch ein misslungenes Manöver beinahe für eine Katastrophe gesorgt. Eine Maschine einer aus neun Flugzeugen bestehenden Staffel durchtrennte am Freitag im Tiefflug nahe der Zuschauertribünen ein Seil, das an einer mobilen Kamera befestigt war und vom Ziel über die Rennpiste bis zum Start gespannt war. Bei dem Zwischenfall im Nobel-Skiort wurde niemand verletzt. Ein Teil der Kamera krachte zwischen den zwei Durchgängen des Riesenslaloms in den Zielauslauf.

Das abgerissene Seil fiel auf den Personensessellift, der in dem Augenblick Rennfahrer und Betreuer auf den Berg beförderte. Das bestätigte Robert Willi, der Einsatzleiter der Kantonspolizei Graubünden für die Ski-WM, am Nachmittag. Ob Kabinen oder gar Personen getroffen wurde, konnte er nicht sagen. Der Lift wurde daraufhin angehalten. Auch die deutsche Mannschaft um Felix Neureuther war betroffen und musste längere Zeit im Lift ausharren.

Die Polizei und Militärbehörden haben Untersuchungen zu dem Vorfall aufgenommen. Der Flieger, der das Kameraseil erfasst hatte, konnte selbstständig landen, wie Polizeisprecher Roman Rüegg sagte. Auf die Frage, wie knapp eine Katastrophe mit möglicherweise Verletzten und Toten vermieden worden sei, wollten die Sprecher nicht antworten.

„Das ist blöd gelaufen, die hätten ein bisschen höher fliegen sollen“, sagte FIS-Rennchef Markus Waldner. Bei einer Pressekonferenz gab die Polizei mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine Auskunft darüber, wie hoch das Kameraseil über dem Sessellift hing. Auch wurde nicht kommuniziert, inwieweit die Manöver der sogenannten PC-7-Staffel mit den WM-Organisatoren abgestimmt waren. Rüegg sagte lediglich, dass die Piloten dieselben Routen flogen wie tags zuvor. An den verbleibenden zwei Renntagen mit den Slaloms bei Damen und Herren sollen die Flieger nicht mehr zum Einsatz kommen.

Die Rennfahrer äußerten sich verärgert

Die Rennfahrer äußerten sich verärgert über den Vorfall. „Es ist immer ein sehr korrektes Volk, das bei jedem Stundenkilometer, den man zu schnell fährt, rumtut. Und dann können sie nicht einen Meter höher fliegen. Das geht mir nicht in den Kopf rein", sagte Felix Neureuther. Weltmeister Marcel Hirscher aus Österreich meinte: „Heute haben sehr, sehr viele Menschen sehr, sehr viel Glück gehabt.“

Das Sportliche geriet durch die Geschehnisse am Freitag zur Nebensache. Dem Deutschen Skiverband droht mach dem medaillenlosen „Belastungstest“ von Felix Neureuther eine Alpin-WM ohne Edelmetall. Auch im Riesenslalom am Freitag verpassten die deutschen Starter die Podestplätze in St. Moritz. Linus Straßer war auf einem starken zwölften Platz überraschend der beste aus dem deutschen Trio. „Unglaublich, das erste Mal in die Punkte gefahren und dann noch bei der WM“, sagte Straßer im Ziel.

Auf Weltmeister Marcel Hirscher aus Österreich fehlten dem 24-Jährigen 1,38 Sekunden. Bei Stefan Luitz als 14. (+1,52 Sekunden) und Neureuther auf Rang 16 (+1,62 Sekunden) war der Rückstand auf die Spitze noch größer. „Es war heute wichtig, den Belastungstest zu haben, der ist gelungen, das ist sehr positiv“, sagte der zuletzt am Rücken verletzte Neureuther.

Silber und Bronze gingen überraschend an Hirschers Teamkollegen Roland Leitinger und den Norweger Leif Kristian Haugen. „Das war eines der schwersten Rennen der Saison, ich bin sehr dankbar“, sagte Hirscher, dessen größter Gold-Konkurrent Alexis Pinturault aus Frankreich nur Siebter wurde.

Gibt es die erste WM ohne Medaille für Deutschland seit 2007?

Auch die deutschen Sportler waren mit Hoffnungen auf Edelmetall in das Rennen gegangen und hätten eine lange Serie von Titelkämpfen ohne Riesenslalom-Medaille bei den Herren beenden können. Seit Markus Wasmeiers Gold-Triumph von 1985 in Bormio gingen die Deutschen bei allen Titelkämpfen leer aus. Überhaupt war dies vor 32 Jahren die einzige deutsche Herren-Medaille der WM-Historie in der Disziplin.

Zwei Rennen bleiben dem Deutschen Skiverband noch, um die erste Ski-WM ohne Medaille seit 2007 in Are zu vermeiden. Im Damen-Slalom am Samstag sind die Chancen eher theoretisch, im abschließenden Torlauf am Sonntag ruhen die Hoffnungen fast nur auf Neureuther.

Nach seiner Rückenverletzung aus dem Team-Event gab er zumindest gesundheitlich Entwarnung. „Man muss sowieso immer positiv nach vorne schauen, und das Positive ist, dass es vom Rücken her relativ gut gehalten hat“, berichtete er. „Jetzt gilt's zu regenerieren und sich auf den Sonntag richtig vorzubereiten und da dann einen rauszuhauen." (dpa)

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