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Luke Sikma ist bei Alba auf Anhieb zum Führungsspieler geworden.

© Jörg Carstensen/dpa

Alba Berlin: Luke Sikma: Großer Name, große Qualität

Luke Sikma ist bei Alba auf Anhieb zum Führungsspieler geworden und beeindruckt mit Vielseitigkeit. Sein Vater Jack ist siebenfacher NBA-Allstar.

Wenn es den schönen Anglizismus Allrounder nicht schon gäbe, müsste man ihn für Luke Sikma erfinden. Der 28 Jahre alte US-Amerikaner spielte zuletzt sechs Jahre in der besten Basketball-Liga Europas und so überrascht es kaum, dass die treffendste Beschreibung seiner Qualitäten aus Spanien kommt. Auf einer Skala von 1 bis 10 sei Luke Sikma „nirgends eine 10, aber überall eine 7 oder 8“, schreibt „Solobasket“, er könne also nichts überragend, aber alles ziemlich gut.

Das hat der Neuzugang auch bei Alba Berlin schnell bewiesen. Sikma ist kein herausragender Werfer wie Spencer Butterfield. Er ist nicht so explosiv wie Peyton Siva. Und er ist auch nicht so groß wie Dennis Clifford. Und doch ist er auf Anhieb zum Leistungsträger und konstantesten Spieler bei den Berlinern geworden.

Gleich zum Saisonauftakt in Ulm schrammte er um einen Punkt an einem Double Double, also zweistelligen Werten bei Punkten und Rebounds, vorbei. Mittlerweile ist ihm das in dieser Spielzeit wettbewerbsübergreifend dreimal gelungen. Am vergangenen Samstag in Würzburg zeigte er mit 10 Punkten, 9 Rebounds und 9 Assists eine überragende Allround-Leistung. „Luke spielt sehr mannschaftsdienlich und bringt so viele Qualitäten ein“, sagt Manager Marco Baldi. Darauf hoffen sie bei Alba auch im Eurocup-Heimspiel gegen das französische Spitzenteam CSP Limoges am Dienstag (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof und live bei Telekomsport).

Die meisten Aktionen von Sikma sind nicht spektakulär, aber extrem wichtig. Besonders in Korbnähe agiert der 2,03 Meter große Power Forward dominant und ist der viertbeste Rebounder der Bundesliga. „Es ist im Basketball extrem wichtig, am Brett hart zu arbeiten“, sagt Sikma. Ein guter Rebounder sei er schon immer gewesen. Dabei seien die Instinkte sehr wichtig. „Ich bin zwar nicht der Größte, habe aber ein gutes Gefühl dafür, wo der Ball landet.“

Sikmas Einfluss auf Albas Spiel geht jedoch deutlich weiter. Im Post-Play, also im Spiel mit dem Rücken zum Korb, ist er extrem vielseitig. Er kann mit seinem robusten Körper und der soliden Wurftechnik selbst abschließen, setzt seine Mitspieler aber auch immer wieder mit guten Pässen in Szene. Nationaltrainer und Alba-Legende Henrik Rödl ist ebenfalls begeistert von Sikma und bezeichnete ihn bei „Telekomsport“ als „vielleicht besten Spieler der BBL“.

Sikma will das viele Lob, das er seit seinem Wechsel nach Berlin erhält, nicht überbewerten. Alba habe ein tolles Team, in dem „niemand ein zu großes Ego hat“. Das gilt auch für ihn selbst. Sikma wirkt neben dem Feld bescheiden, großspurige Gesten oder Sprüche gibt es vom ihm nicht. Der Power Forward lässt lieber seine Leistungen sprechen. „Ich habe schon immer versucht, ein Leader zu sein“, sagt der mit 28 Jahren älteste Spieler im Berliner Kader. Druck verspüre er dadurch nicht.

Stark am Brett. Luke Sikma geht dahin, wo es wehtut.
Stark am Brett. Luke Sikma geht dahin, wo es wehtut.

© Jörg Carstensen/dpa

Das hat vor allem mit seinem Vater zu tun. Denn als Sohn des siebenfachen NBA-All-Stars Jack Sikma hat er schon früh gelernt, mit großen Erwartungen umzugehen. „Mein Vater hat mir nie Druck gemacht, in der High School wurde ich aber teilweise schon anders gesehen, weil ich sein Sohn bin“, sagt Sikma. Später habe er sich aber von seinem großen Namen emanzipiert. „Mein Vater hat immer gesagt, ich soll mich nur auf mich konzentrieren“, erzählt Sikma.

Spätestens, als er 2011 vom College nach Europa wechselte, habe das alles keine Rolle mehr gespielt. „Ich bin stolz auf alles, was er erreicht hat, und versuche, dem Namen Sikma gerecht zu werden“, sagt er. „Ich habe aber meine eigene Karriere.“

In Kontakt stehen Vater und Sohn immer noch regelmäßig, trotz der großen Distanz. Jack Sikma ist Berater des NBA-Klubs Toronto Raptors, schaut sich die Spiele von Alba jedoch alle an, meist zeitversetzt. Mit sportlichen Ratschlägen hält er sich zurück. „Er weiß, dass ich gute Trainer habe, und mit 28 Jahren bin ich alt genug, um nicht immer auf den väterlichen Rat angewiesen zu sein“, sagt Sikma.

Über einen Besuch in Berlin würde sich Luke dennoch freuen. Und komplett emanzipiert hat er sich von seinem berühmten Vater dann doch nicht. Die Nummer auf seinem Trikot ist die 43 – die gleiche, mit der Jack Sikma 1979 mit Seattle den NBA-Titel gewann.

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