zum Hauptinhalt
Läuft wieder. Albas Manager Marco Baldi ist sehr zufrieden mit dem Saisonstart. Heute wartet Dauerrivale Bayern München.

© Kai-Uwe Heinrich

Alba Berlin gegen Bayern München: Marco Baldi: "Pesic soll vor der eigenen Haustüre kehren"

Albas Manager Marco Baldi über den Höhenflug der Berliner und die besondere Rivalität mit Gegner Bayern München.

Herr Baldi, Alba hat zehn von zwölf Pflichtspielen in dieser Saison gewonnen und führt derzeit vor dem Gegner an diesem Sonntag (15 Uhr in der Arena am Ostbahnhof), dem FC Bayern München, die Bundesliga-Tabelle an. Sind Sie manchmal selbst überrascht ob des guten Saisonstarts?

Das war so nicht abzusehen. Schon gar nicht nach der schwierigen Vorbereitung. Jetzt aber sieht man: Die Mannschaft harmoniert, und vor allem: Die Lernbereitschaft und die Aufmerksamkeit unserer Spieler sind sehr hoch. Sie werden immer besser. Und durch die Siege hat das Team Selbstvertrauen bekommen. Das ist wichtig bei so einer jungen Mannschaft. Das heißt aber nicht, dass wir nicht weiter an uns arbeiten müssen. Es gibt einiges an Verbesserungsmöglichkeiten. Wir haben noch viel Luft nach oben.

Wohin soll das führen? Alba steht doch schon auf Platz eins in der Liga?

Klar ist auch, dass erst ein paar wenige Spiele gespielt sind. Wir müssen sicher noch konstanter werden, in unserer Entscheidungsfindung auf dem Feld klarer werden und uns besser abstimmen. Die üblichen Dinge bei einer neu zusammengestellten Mannschaft. Andere Teams haben da ähnliche Probleme wie wir.

Gegner Bayern München hat bislang in dieser Saison wenige Probleme offenbart, sowohl in der Liga als auch im Eurocup.

Uli Hoeneß hat ja gesagt, dass er den Bayern-Basketballern alle Wünsche erfüllt habe – und so spielen sie auch. Auch wenn Budget nicht alles ist: Bayern gibt im Verhältnis zu uns das Dreifache für Spieler aus. Dadurch hat das Team eine enorme individuelle Qualität, große Tiefe im Kader, und vor allem Spieler mit Erfahrung auf Topniveau. Bayern München ist physisch enorm stark, sie können einen Gegner richtig überrollen. Und nicht nur die Mannschaft ist herausragend, auch der große Trainerstab. Ich denke, dass es in Deutschland selten eine nominell so starke Mannschaft gegeben hat.

Nehmen Sie den Bayern ab, dass sie sich komplett selbst finanzieren?

Wissen Sie, ich finde es müßig darüber zu mutmaßen und auch etwas heuchlerisch. Dann kann man ja auch fragen, ob es fair ist, dass Herr Stoschek sich so stark engagiert für die Bamberger. Fakt ist: Bayern kann aus dem Vollen schöpfen. Woher das Geld kommt, ist mir wurscht. Schön, dass sie es haben. Ich bin neidfrei.

Aber es muss Sie doch wurmen, dass Alba auch mit noch so viel Aufwand kaum oder gar nicht gegen die finanziellen Schwergewichte aus München oder Bamberg ankommt.

So ist es nun mal und ich kenne es nicht anders. Wir hatten nie einen großen Mäzen. Wir sind es gewohnt, dass andere vor allem im internationalen Maßstab durch Subventionen mehr Möglichkeiten haben.

In der Vergangenheit war die Rivalität zwischen den beiden Klubs ausgeprägt. Auch weil viele Alba-Spieler zu den Bayern wechselten oder auch, weil Uli Hoeneß über die Arena am Ostbahnhof lästerte.

Eine Rivalität ist natürlich da. Aber ansonsten pflegen wir ein normales Verhältnis zu den Bayern – zumal sie inzwischen ein eigenes Scouting betreiben und nicht einfach unsere guten Spieler abwerben (lacht). Bei unseren Fans ist das etwas anderes. Die haben ein langes Gedächtnis und da spürt man etwas mehr als Rivalität.

Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic bemängelte vor ein paar Monaten im Interview mit dem Tagesspiegel, dass Alba nicht mehr das Selbstverständnis, die Nummer eins sein zu wollen, nach außen trage. Wie beurteilen Sie seine Aussage?

Ich rate dem Kollegen, vor seiner eigenen Haustüre zu kehren und seine Energie in seinen Klub zu investieren, bevor er Empfehlungen ausspricht. Er kann ja mal nachschauen, wie viele Titel wir mit unseren Möglichkeiten und wie viele die Bayern unter ihm mit ihren Möglichkeiten in den letzten Jahren geholt haben. Dann wird er diesen Rat sicher beherzigen.

Alba Berlin führt die Tabelle an, spielt begeisternden Basketball, aber in den Zuschauerzahlen schlägt sich das bisher nicht nieder. Warum?

Das ist ein abendfüllendes Thema. Berlin ist ein schwieriges Pflaster mit einer unglaublichen Dichte an Spitzensport und an kulturellen Veranstaltungen. In anderen Städten hat ein Klub nicht so viele Mitbewerber in diesem Bereich. Und das ist nur ein Punkt. Aber wir liegen in mit unserem Zuschauerschnitt auch im europäischen Maßstab ganz vorne.

Aber gegen den FC Bayern werden doch vermutlich wieder viel mehr Fans kommen, oder?

Klar, Erster gegen Zweiter, Alba gegen Bayern, bei dem Gegner haben unsere Fans schon etwas Magengrummeln. Was will man mehr? Wir haben jetzt schon 12 000 Tickets verkauft.

Marco Baldi, 55, ist Geschäftsführer bei Alba Berlin. Seit inzwischen 27 Jahren steht der Manager an der Spitze des Klubs, der unter anderem acht Mal Deutscher Meister wurde.

Zur Startseite