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20.000 Fans aus England und Irland werden in Neuseeland mit offenen Armen erwartet.

© Andrew Boyers/Reuters

"Adopt a Lions Fan": Wie Neuseelands Rugby-Fans den Gegner empfangen

Die britischen und irischen Rugby-Spieler sind im Sommer auf Tour in Neuseeland. Viele Anhänger wollen mitreisen, doch Hotelzimmer kosten Hunderte Dollar pro Nacht. Einheimische Rugby-Fans helfen.

In England besagt ein Sprichwort: “Fußball ist eine von Raufbolden gespielte Gentleman-Sportart und Rugby ist eine von Gentlemen gespielte Raufbold-Sportart”. Rugby gilt als eine der härtesten Sportarten der Welt – und das nicht zu unrecht. Bei den vielen Zusammenstößen sind für die Spieler Prellungen an der Tagesordnung. Auch Bänderverletzungen, Knochenbrüche und Platzwunden – es werden keine Helme getragen – sind nicht gänzlich zu verhindern. Doch neben der harten Spielweise sind Fairplay und Kameradschaft tief in der Sportart verankert.

Eine teure Auswärtsfahrt

Das zeigt auch eine Aktion neuseeländischer Rugbyfans. Im Juni und Juli bestreiten die "Britisch and Irish Lions", eine Auswahl der besten Rugby-Spieler aus Großbritannien und Irland, eine Testspiel-Tour in Neuseeland. Für das dortige Aufeinandertreffen der großen Rugby-Nationen ist der Andrang entsprechend groß. So groß, dass viele Hotels schon lange ausgebucht sind und die Zimmerpreise auf mehrere Hundert Euro pro Nacht gestiegen sind. Schon der Hinflug kostet 750 Dollar. Eine teure Auswärtsfahrt, die sich viele britische und irische Fans nicht leisten könnten – wäre da nicht Adam Gilshnan und seine Aktion "Adopt a Lions Fan 2017".

Appartement, Wohnwagen oder Gartenlaube

Der Rugbyfan aus Neuseeland erstellte eine Facebook-Seite und forderte seine Landsleute auf, ihre Türen für die Gäste aus Europa zu öffnen. Hunderte Neuseeländer, die "Kiwis" genannt werden, haben bereits gegnerische Fans eingeladen, bei sich zu wohnen – und das kostenlos. Egal ob Appartement, Wohnwagen oder Gartenlaube, alles wurde angeboten, damit möglichst viele Fans die lange Reise antreten können. In einer auf der Facebook-Seite gestellten Umfrage gaben die “Kiwis” an, sich am meisten darauf zu freuen, “die gegnerischen Fans kennenzulernen und Freundschaften zu schließen”.

Neuseeländische Gastfreundlichkeit

Doch ein Dach über dem Kopf war nicht das Einzige, was die Neuseeländer anboten, auch ein Abholservice vom Flughafen, Barbecues, Brauerei-Besichtigungen und sogar hauseigenes Lager bei "Rugby-Talk nonstop" wurde den erwarteten 20.000 Lions-Fans in Aussicht gestellt. “Ich hoffe, dass so viele Freundschaften entstehen, dafür ist Rugby gut”, sagte Glishnan. “Wir wollen kein Geld im Gegenzug, sondern unseren Gästen neuseeländische Gastfreundlichkeit zeigen und unseren Fans die Möglichkeit bieten, die Lions aufzunehmen.” Rugby-Fans sind schließlich ein bisschen wie ihre Sportart: harte Schale, weicher Kern.

Philipp Höppner

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