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Hoch damit! Wolfsburgs Kapitän Diego Benaglio bekommt den Pokal zuerst.

© AFP

3:1 im Finale gegen Borussia Dortmund: VfL Wolfsburg gewinnt zum ersten Mal den DFB-Pokal

Der VfL Wolfsburg krönt eine herausragende Saison mit dem DFB-Pokalsieg. Dabei lässt sich die Mannschaft von Dieter Hecking auch nicht von einem frühen Rückstand beeindrucken.

Die erste Minute nach dem Abpfiff gehörte dem Sieger, die zweite danach Jürgen Klopp. Entfesselt und beseelt rannten alle Wolfsburger Spieler auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions herum, zum ersten Mal hat der VfL den DFB-Pokal gewonnen mit einem souveränen 3:1 gegen Borussia Dortmund vor mehr als 75.000 Zuschauern. Die Wolfsburger machten aus einer starken Saison eine mit goldener Auszeichnung.

Danach wurde es jedoch kurz sentimental, als die Dortmunder Fans nach Trainer Jürgen Klopp riefen und der mit Tränen in den Augen auf sie zu ging. Sieben Jahre Klopp, diese Zeit ging am Samstagabend zu Ende. "Tja, 3:1 verloren, jetzt sind wir Zweiter geworden. Bei Olympia fühlt sich das besser an als beim DFB-Pokal. Ich gönne es Dieter Hecking", sagte Klopp und fügte hinzu: "Für uns war die Niederlage heute unnötig."

Das Spiel begann im dichten gelben Nebel, der aus dem Dortmunder Fanblock durchs Stadion zog. Er hatte sich gerade erst aufgelöst, als Shinji Kagawa von rechts mitten ins Zentrum flankte, es ging schnell, etwas zu schnell für die Wolfsburger Abwehrspieler, die nicht mehr genügend Aufmerksamkeit für Pierre-Emerick Aubameyang übrig hatten. Der ließ es sich nicht entgehen, Zeit und Raum zur Dortmunder Führung auszunutzen. Fünf Minuten waren da gespielt.

Die Wolfsburger Reaktion war zunächst ein Torschuss von Ivan Perisic nur zwei Minuten später. Doch diese Chance wirkte nicht lange nach, Dortmund nahm nun das Spiel an sich, beanspruchte, über Ball und Gegner zu bestimmen. Und weil sich das über eine knappe Viertelstunde hinzog, war der Überraschungseffekt umso größer für das, was sich darauf ereignen sollte.

Es begann mit einem Freistoß. Naldo jagte ihn aufs Dortmunder Tor und verlangte Torwart Mitch Langerak alles ab, der ließ den Ball zwar nicht durch, hielt ihn aber auch nicht fest. Luiz Gustavo schien nur darauf gelauert zu haben, wie aus dem Tiefstart sprintete er aufs Tor zu und machte aus dem Abpraller den Ausgleich.

Der VfL Wolfsburg drehte das Spiel in nur 16 Minuten

Die aufkommende Gefahr schienen die Dortmunder nicht zu erahnen, war ja nur eine Standardsituation dieses 1:1. Kann mal vorkommen in einem solchen Pokalfinale. Doch mit wem sie es zu tun hatten, wurde dann deutlich: eine Wolfsburger Mannschaft, die mit kühler Präzision Fußball spielen kann, wenn es sich gerade bsonders lohnt. Etwa Kevin De Bruyne, der beste Wolfsburger an diesem kühlen Maiabend in Berlin. Wie er den Ball zehn Minuten nach dem Ausgleich im Tor unterbrachte, war ausgesprochen genau, sein Schuss passte eben exakt zwischen Torwarthandschuh und Pfosten, aus 20 Metern traf er zum 2:1.

Drei Chancen, zwei Tore. Mit dieser Quote waren die Wolfsburger jedoch nicht zufrieden, es ging noch effizienter. Einer Flanke von dem starken Perisic wollte oder konnte kein Dortmunder Abwehrspieler annehmen, sie war lange in der Luft, aber sie war eben auch vorbestimmt, für Bas Dost. Der köpfte ihn ins Tor. In einer guten Viertelstunde hatten die Wolfsburger das Spiel so gut wie entschieden.

Diese zeitlich übersichtliche Arbeitsprobe reichte schon fast, auch wenn der schönste Spielzug noch kommen sollte. Ein Pass von Kevin De Bruyne kurz nach Wiederanpfiff verband Fußball mit Geometrie. Im idealen Winkel schickte De Bruyne den Ball an allen Beinen von Freund und Feind vorbei zu Bas Dost. Der brachte den Ball zwar nicht ins Ziel, aber die Flanke des Absenders war fast zu schade, um noch durch ein Tor übertroffen zu werden, sie stand für sich. De Bruyne spielte zu diesem Zeitpunkt schon stark gehandicapt, nach einem harten Foul musste der Belgier in der Halbzeitpause mit fünf Stichen genäht werden.

Es war nicht so, als wenn die Dortmunder nicht noch Chancen gehabt hätten auf eine schöne Abschiedsfeier für ihren Trainer und für ihren langjährigen Kapitän Sebastian Kehl. Kagawa hätte zum Beispiel noch treffen können, zwei ausgezeichnete Chancen hatte er noch. Doch als exakt 90 Minuten gespielt waren, streiften sich die Wolfsburger ihre vorbedruckten Siegershirts über, vier Minuten später feierten sie dann ganz offiziell ihren zweiten nationalen Titel nach der Meisterschaft 2009. „Wir haben uns heute für eine richtig, richtig gute Saison belohnt“, sagte Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio nach dem Schlusspfiff. Eine Viertelstunde später stand er mit seinen Mannschaftskollegen im goldenen Konfettiregen.

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