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Gut in Schuss. Die deutschen Fußballer konnten gegen Tschechien über weite Strecken überzeugen.

© Reuters

Update

3:0-Sieg in der WM-Qualifikation: Deutschland zeigt starke Leistung gegen Tschechien

Gegen den vermeintlich stärksten Kontrahenten in der WM-Qualifikation dominiert die deutsche Nationalelf fast nach Belieben - und zeigt sich beim 3:0 enorm spielfreudig.

Schon nach knapp zehn Minuten gab es zum ersten Mal Szenenapplaus für den Mann auf der rechten deutschen Offensivseite, und das völlig zu Recht. Joachim Löw hatte einen Ball jenseits der Seitenlinie gestoppt, ihn einmal auf seinem Spann auf und ab hüpfen lassen und ihn dann passgenau zum Einwurf in die Hände eines Tschechen gelupft. Auch sonst hatte der Bundestrainer der Fußball-Nationalmannschaft an diesem Abend im Hamburger Volkspark jede Anerkennung verdient. Alles, was er vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien eingefordert hatte, wurde von seiner Mannschaft umgesetzt. Der Weltmeister ging das Pflichtspiel mit viel Spielfreude an, aber eben auch mit dem nötigen Ernst. Gleich der erste Torschuss brachte den Deutschen vor 51.299 Zuschauern die Führung ein, am Ende stand ein völlig verdienter 3:0 (1:0)-Erfolg.

"Ich bin sehr zufrieden. Die Mannschaft hatte die gesamte Spielzeit über die absolute Kontrolle. Wenn wir so im Raum spielen, sind die Gegner nach 60 Minuten tot gelaufen. Da hatten die Tschechen keine Chance mehr", sagte Löw.

Die Tschechen haben Löw die bis heute höchste Niederlage seiner inzwischen zehn Jahre währenden Amtszeit beschert. 0:3 verloren die Deutschen im Oktober 2007 in München. Damals war Tschechien noch eine ernstzunehmende Macht im internationalen Fußball. Davon aber ist wenig geblieben. In Hamburg bestimmten die Deutschen von Beginn an das Geschehen, sie ließen den Ball und ihren Gegner gut laufen. Zwar versuchten die Tschechen, zumindest situativ früh zu pressen, doch das stellte die ballsicheren Gastgeber vor keine echten Probleme. Im Gegenteil: Mit langen Bällen überspielten die beiden Innenverteidiger Mats Hummels und Jerome Boateng sowie Toni Kroos immer wieder die letzte Verteidigungslinie der Tschechen.

Auf diese Weise wurde auch der Führungstreffer nach einer knappen Viertelstunde eingeleitet. Der erste Pass kam von Hummels aus der deutschen Verteidigung, über Mario Götze und den starken Mesut Özil landete der Ball schließlich bei Thomas Müller, der mit dem Innenrist gegen die Laufrichtung des tschechischen Torhüters Tomas Vaclik zum 1:0 abschloss. Erster Torschuss, erstes Tor - das hatte bei der Europameisterschaft im Sommer noch anders ausgesehen. Da hatte die Mannschaft jegliche Effizienz vermissen lassen und im Schnitt zwölf Versuche für einen Treffer benötigt. Nach Müllers Führungstor aber kam das deutsche Team diesem Wert gegen die Tschechen wieder gefährlich nahe.

Bis zur Pause hatte der Weltmeister noch etliche Chancen

Bis zur Pause hatte der Weltmeister noch etliche Chancen, seine Überlegenheit auch durch das Ergebnis angemessen zu dokumentieren: Julian Draxler schoss vom Strafraumeck knapp vorbei, Vaclik konnte einen weiteren Versuch von Thomas Müller parieren und den Ball zur Ecke abwehren, Götze verfehlte nach einem schönen Doppelpass das Tor, und Draxler wurde im letzten Moment noch geblockt, nachdem Götze den Ball von der rechten Seite in die Mitte gepasst hatte.

Die Gäste, bei denen mit dem Hoffenheimer Pavel Kaderabek nur ein Bundesligaspieler in der Startelf stand, wirkten vom flotten Kombinationsspiel der Deutschen schlichtweg überfordert. Die Befürchtungen des neuen Nationaltrainers Karel Jarolim, dass der Weltmeister für seine Mannschaft eine Nummer zu groß sein würde, bestätigten sich - auch wenn das Resultat bis kurz nach der Pause noch recht gnädig ausfiel. Doch nur zwei Minuten nach dem Seitenwechsel erhöhte Toni Kroos auf 2:0. Joshua Kimmich passte den Ball in die Mitte, Kroos schoss sofort und schlenzte den Ball hart neben dem Pfosten ins tschechische Tor.

Bisher galten die Tschechen dem Bundestrainer als der gefährlichste Gegner in der Qualifikation für die WM 2018 in Russland. Ihr Bedrohungspotenzial aber war sehr überschaubar. Kapitän Manuel Neuer hätte zwischendurch auch mal kurz verschwinden können, um sich eine Bratwurst kaufen zu gehen. Als Torhüter wurde er in der gesamten ersten Hälfte nicht gefordert; erst nach einer Stunde musste er einmal eingreifen, als er einen gefährlichen Schuss von Borek Dockal parierte. Als hätte diese Gelegenheit den Deutschen noch einmal die Sinne geschärft: Fast im Gegenzug erhöhte Müller nach einer Hereingabe von Jonas Hector mit seinem 36. Länderspieltor auf 3:0. Danach ließen es die Deutschen trotz weiterer Chancen gut sein. Zwei Spiele, sechs Punkte, sechs Tore, kein Gegentreffer - das spricht dafür, dass die Nationalmannschaft wieder zu jener Seriosität zurückgefunden hat, die Joachim Löw zuletzt ein bisschen vermisst hatte.

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